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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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Universums betreffend, wenn sie einen Fuß setzte. So, als vervollkommne sie die Ästhetik des jeweiligen Augenblicks. Wie ein Tanz, bei dem das Schicksal den Taktstock führte.
    Obwohl Bren ihre Schönheit mit den Sinnen eines Osadro deutlicher wahrnahm, als dies in seinem menschlichen Leben der Fall gewesen war, und immer nur Perfektion in Perfektion fand, wie genau er auch hinsah, fehlte der Drang, sich ihr zu unterwerfen. Dieses Charisma schien sie nur auf Sterbliche auszustrahlen. So konnte Bren sie bewundern, wie sie mit Schattenfürst Velon flüsterte, und sich zugleich bewusst bleiben, dass sie eine Feindin war, die seinen Untergang betrieb. Sie wollte keinen schnellen Tod für ihn, sondern einen, dem eine lange Qual vorausging, während der er alles verlor, das er liebte. So hatte sie es ihm erklärt, auf der Plattform des Turms, als sie ihm Kirettas Haken überreicht hatte.
    Bren suchte seinen Platz neben Gadior. Immerhin lag Guardaja, Brens Festung, in dessen Grafschaft.
    »Wisst Ihr, was der Anlass dieser Zusammenkunft ist, Bren Stonner?« Gadiors jugendliche Gestalt und sein schulterlanges Blondhaar konnten Bren schon lange nicht mehr täuschen. Äußerlichkeiten ließen nicht auf das wahre Alter von jemandem schließen, über den die Zeit keine Macht hatte.
    »Man gab mir keine Auskunft, als man mich rief. Ich hoffte, Ihr könntet mir etwas sagen.«
    Gadior zuckte mit den Schultern. Er sah zum Schädelthron, auf dem G ERG unter S EINER rot funkelnden Krone brütete. »Man wird es uns wohl früh genug wissen lassen.«
    »Vor dem Thronsaal drängen sich die Gardisten. Sie sind genauso ratlos wie wir.«
    »Wenn es SEINER M AJESTÄT gefällt, wird E R uns die Schatten deuten.« Er netzte seine Lippen. Gadior sprach niemals laut, dennoch war er stets gut zu verstehen. Das war schon so gewesen, als Bren noch mit den vergleichsweise tumben Ohren eines Menschen gehört hatte. »Ihr konntet Euch noch nicht entschließen, Euch zu der neuen Macht im Süden zu bekennen?« Demonstrativ musterte Gadior Brens Kleidung.
    Bren war in Schwarz gewandet, wie es nicht nur die Edlen und Kleriker Ondriens trugen, sondern wie es auch der Tradition der Osadroi entsprach. Das Gefolge Schattenherzogin Widajas brach damit, indem es sich durch hellen Stoff von den anderen Unsterblichen absetzte. Gadior etwa trug ein sanftes Taubenblau.
    »Ich verstehe noch zu wenig von solchen Dingen«, murmelte Bren. »Dies ist die Kleidung, die man für mich bereitlegte.«
    »Jeder Schneider könnte Euch leicht …«
    Die Etikette gebot gedämpfte Gespräche in Gegenwart des S CHATTENKÖNIGS , auf dass keine S EINER Äußerungen ungehört bliebe. Deswegen waren die unwilligen Rufe, die in den Saal drangen, deutlich zu vernehmen. Ständig trafen weitere Osadroi ein, aber derjenige, der nun hereingezerrt wurde, wehrte sich mit allen Kräften. Menschliche Büttel hätte er sofort abgeschüttelt, aber es waren drei Osadroi, die ihn hielten. Sie trugen Silberklingen an den Gehängen, wie Bren sie von den Wachen an der Kammer der Unterwerfung kannte.
    »Schattenbaron Lukol«, flüsterte Gadior.
    Fünf Schritt vor dem Thron zwangen seine Begleiter den Mann zu Boden.
    G ERGS Lippen zuckten. S EINE Mimik war von der ungewöhnlich hohen Stirn geprägt, die zwei Drittel des Gesichts einnahm. »Du scheinst keine Sehnsucht nach deinem Herrn zu verspüren«, sagte E R .
    Lukol verstummte. Hatte er bislang versucht, sich loszureißen, erstarrte er nun in seiner knienden Position. »Mein S CHATTENKÖNIG «, hauchte er.
    G ERG erhob sich.
    Jetzt herrschte vollkommene Stille. Alle Augen waren bei Lukol und G ERG , der jetzt die Stufen vom Thron herabstieg, den Blick fest auf den Knienden gerichtet.
    »Er nennt mich seinen Schattenkönig. Man sollte meinen, das bedeutet, dass er sich meinem Willen unterwirft. Wir müssen also nicht befürchten, dass er wegläuft, wenn wir ihn loslassen.«
    Mit einer fahrigen Geste brachte E R die Büttel dazu, Lukol freizugeben und sich so weit zurückzuziehen, dass E R um den Knienden herumgehen konnte.
    »Der Kult lehrt, dass Trotz wider die Schatten ein Frevel sei.« E R ließ den Blick über die versammelten Osadroi schweifen. »Denkst du das auch, Lukol?«
    »Ja, M AJESTÄT .«
    G ERG ging einige weitere langsame Schritte. »Ich glaube das nicht. ›Frevel‹ ist eine hilflose Floskel. Priester verwenden sie, wenn sie nicht mehr argumentieren können, warum eine Handlung ihnen missfällt. ›Frevel‹ ist eine Ausrede, etwas,

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