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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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wieder. Zur Beruhigung der Kreatur trug dies nicht bei, sie fühlte sich wahrscheinlich umzingelt, bis Bren sich bergab öffnete.
    Es gab ähnliche Erscheinungen, wenn auch selten so stark wie an der Quelle. Immer fühlte Bren den Impuls, diese Verkörperungen göttergewollter Ordnung zu zerstören, und er war sicher, dass es diesen Wesenheiten umgekehrt ebenso erging. Dies war eine elementare Feindschaft, wie zwischen Magma und Eis. Am Ende konnte nur eine dieser Kräfte überdauern. Aber dieses Ende war noch weit entfernt, und Kiretta war nah.
    Bren war nicht mehr wie ein Mann, der etwas suchte. Er war wie hundert Männer. Eine Kette, die den Berg hinaufschritt und nach einem Signalfeuer Ausschau hielt. Was man rechts in der Suchformation übersehen konnte, entdeckte man links, und alles schwenkte, wurde von dem Willen, der die Marschordnung lenkte, neu ausgerichtet. Einen Hang hinauf, über ein flaches Stück, senkrecht eine Felsflanke hinan, durch ein Dickicht aus Tannen, die so eng standen, dass sich ihre Zweige verflochten. Nichts konnte Brens Vordringen verlangsamen.
    Dann spürte er das Nachtlager. Floss über einen Menschen, der aufrecht stand. Über ein Feuer, das er nur schwach spürte. Über einen weiteren Menschen, von dem eine gewaltige Kraft ausging, viel stärker noch als die der Quellnymphe. Über ein Tier. Zu Kiretta.
    Er erkannte sie sofort. Sie lag bewegungslos auf dem Boden. Schlief sie? War sie verletzt? Oder gar tot?
    Solange er Nebel war, konnte Bren nichts greifen und nur undeutlich sehen. Er musste in seine feste Gestalt zurückkehren. Nur so würde er erfahren, wie es um Kiretta stand. Nur so konnte er sie befreien!
    Er sammelte die weit verstreuten Teile, all die Myriaden von feinsten Tröpfchen, die ihn ausmachten. Rief sie zusammen, von den Felsen, die sie netzten, von den Tannennadeln, aus dem Gras, dem Boden, aus der Luft herab. Er verdichtete sie, presste sie zusammen, zwang sie in die Form seines Körpers, zu einem Torso, einem Kopf, Armen, Beinen. Es ging so unendlich langsam, war viel schwieriger als der umgekehrte Vorgang.
    Mit der Sicht seiner körperlichen Augen, noch getrübt durch einen hellen Schleier, kamen auch die Geräusche zurück, zunächst nur als Fetzen.
    Das Rufen einer Frau. »…sicht! Er ist …tzen! Mit deinem Eisen wirst du ihn nicht …«
    Ein Mann. »… den Rücken! Ihr müsst ent… …de Euch decken, so lange …«
    Bren durfte sich nicht von diesen Eindrücken ablenken lassen! Er musste seinen Geist weiter konzentrieren, um seinen Körper zurück in die Festigkeit zu zwingen. Er tat es mit solcher Entschlossenheit, dass es schmerzte. Als er endlich die verkrampften Muskeln spürte, schrie er.
    Mit seitlichen Schritten stellte sich der Mann so, dass er das mit beiden Händen gefasste Schwert auf seine Kehle ausrichten konnte.
    Bren fasste an seine Schulter, aber der Griff des Morgensterns fehlte. Er war vollständig nackt, wenn auch nicht unbewaffnet. Seine Krallen glänzten im Schein des Feuers, das unter einem überhängenden Felsen brannte. Daneben setzte sich Kiretta auf. Sie schien zu schläfrig, um ihre Umgebung klar wahrzunehmen. Neben ihr stand eine alte Frau, so zierlich, dass die schwere Winterkleidung sie beinahe erdrückte. Das musste Nalaji sein.
    »Du hältst ein Schwert der Garde«, sagte Bren zu dem Mann. »Dein Gesicht kommt mir bekannt vor. Ich sehe dich nicht zum ersten Mal.«
    »Ich diene nicht länger den Schatten, Bren Stonner!«
    Bren fühlte die Angst. Sie war wie eine Einladung zu einem Festmahl. Gerade recht, nach der Anstrengung der Suche.
    »Jetzt weiß ich es wieder. Du bist einer meiner eigenen Gardisten!«
    Die Schwertspitze zitterte.
    »Du bist ihm nicht gewachsen, Ungrann!«, rief Nalaji. »Du kannst nicht gegen ihn kämpfen!«
    »Aber wie wollen wir davonlaufen? Er ist …«
    Kiretta war so schwach, dass es ihr nicht gelang, sich aufzurichten. Sie fiel zurück auf die Seite. Ihr Kopf schlug gegen einen Ast, der als Brennholz bereitlag.
    Bren schrie auf. Wild griff er nach Ungranns Angst, riss daran die Essenz aus seiner Brust. Panik erfasste den Mann, als er spürte, wie Lebenskraft aus seinem Körper brach. Sie glitzerte in der Dunkelheit wie ein Strom aus tausend Sternen, deren Funkeln verlosch, als sie zu dem Osadro rasten wie fallende Kometen. Bren atmete einen kleinen Teil ein, der Rest diffundierte in der Nacht. Für Ungrann machte es keinen Unterschied. Er ächzte, während sich Falten in sein Gesicht gruben,

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