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Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition)

Titel: Herr: Die Schattenherren 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Corvus
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als schlüge sie jemand mit einem Beil hinein, und sich das Fleisch von den Zähnen zurückzog.
    Wahrscheinlich hätte Bren ihn auf diese Art töten können, aber das ging ihm nicht schnell genug. Er sprang vor, wischte das Schwert zur Seite und stieß die Krallen durch die Wollkleidung in den Unterleib seines Gegners. Er presste nach, bis die Finger ganz eingedrungen waren. Dann schloss er die Faust und riss sie wieder heraus.
    Ungrann zuckte noch auf dem Boden sein Leben aus, als Bren schon auf Nalaji zuschritt.
    »Ihr seid ein mächtiger Zerstörer, Schattenherr«, sagte die Alte, und nur ein leichtes Zittern verriet ihre Angst. Merkwürdigerweise konnte Bren dieses Gefühl nicht spüren. Die Gnade ihrer Göttin mochte sie schützen. »Aber wenn Ihr jetzt nicht innehaltet, werdet Ihr verlieren, was Ihr liebt.«
    Bren zögerte. »Woher willst du wissen, was ich liebe?«
    Hinter ihm gurgelte Ungrann ein letztes Mal Blut auf den Schnee.
    »Wenn Ihr sie nicht liebtet, wärt Ihr nicht hier.« Sie sah ihm nicht ins Gesicht, sondern starrte die Narbe unter seiner Brust an. Dort hatte Schattenherzog Xenetor sein Herz entnommen. »Und diese Liebe ist wohl das Beste in Euch. Verratet sie nicht.«
    Bren lachte auf. »Mehr hast du nicht zu bieten? Ich werde dich töten, etwas langsamer vielleicht, als ich es bei dem Verräter getan habe, und Kiretta mit mir nehmen.«
    »In dem Moment, in dem Ihr mein Leben beendet, verdammt Ihr auch sie zum Tod.«
    Er runzelte die Stirn. »Ich habe nie davon gehört, dass die Mondmutter Wunder des Todes wirken würde.«
    »Das tut sie nicht. Aber seht sie an.«
    Kiretta trug die Kleidung einer Magd, robust und unauffällig. Ihre roten Locken waren mit einem einfachen Lederband im Nacken zusammengebunden. Auf halber Länge schloss der rechte Unterarm mit einem Verband ab, der genauso kundig gebunden war, wie Bren es bei dem Verwundeten in Wetograd gesehen hatte. Das war die einzige körperliche Verletzung, die er erkennen konnte, aber ihre Benommenheit war nicht dadurch zu erklären, dass sie erschöpft oder plötzlich aus dem Schlaf aufgeschreckt sein mochte. Sitzend tastete sie um sich herum, ihr Blick fand keinen Fokus und das Gleichgewicht konnte sie kaum halten.
    »Was ist mit ihrem Verstand?«, fragte er.
    »Ihr liebt sie wirklich. Das Zittern in Eurer Stimme verrät Euch.« Nalaji gönnte sich ein Lächeln, was ihrem alten Gesicht, wie sich Bren widerwillig eingestand, mehr Schönheit verlieh als den mit Salben und Pudern herausgeputzten Zügen der meisten Hofdamen. »Die Mondmutter schadet keinem Menschen, das ist wahr. Aber ich bin nicht die Mondmutter. Als ich lernte, welche Kräuter die Heilung bringen, blieb mir auch nicht verborgen, welche den Verfall befördern. Ich habe sie vergiftet. Nicht so, dass ich es nicht rückgängig machen könnte. Es gehört sogar zu ihrer Behandlung. Ich muss ihr nur zur rechten Zeit, wenn das Gift die Reste des Wundfiebers in ihr getötet hat, das Gegenmittel geben. Ihr könnt vieles zerstören, Schattenherr, und Ihr könnt mich töten. Aber sie zu heilen, diese Kraft ist Euch nicht gegeben.«
    »Dann nehme ich euch beide mit!«
    Ihr Lächeln wurde breiter. »Seht mich an. Womit könntet Ihr mir drohen? Ich bin eine alte Frau, habe sieben Jahrzehnte gesehen. Was denkt Ihr, wie viel sind mir meine letzten zwei oder drei Jahre wert, einsam, ohne den Gemahl, den Ihr mir nahmt? Mehr als meine Freiheit?«
    »Ich könnte dir ein Leben in Reichtum verschaffen. Du weißt, dass ein Osadro zu seinem Handel steht.«
    »Wenn mich nach Reichtum gelüstete, hätte ich ein anderes Leben gewählt. Nein, Truhen von Gold können mich nicht verführen. Zu mir wird der Tod als ein Freund kommen. Ich werde mich nicht fürchten. Ich werde ihn lächelnd erwarten. Ich hoffe nur, dass ich noch einmal den Retadar sehe.« Etwas Verträumtes huschte über das alte Gesicht. »Einmal noch in Akene auf der Atredes-Brücke stehen und dem Gluckern der Wellen lauschen. Im Tempel der Mondmutter unter meinesgleichen sein, wenn ich ins Nebelland aufbreche.« Sie sah Bren in die Augen und zuckte mit den Schultern. »Ihr seht, ich habe nichts Großartiges mehr vor. Meine letzten Wünsche brauchen Freiheit, keine Münzen.«
    Wieder kippte Kiretta auf ihre Seite.
    Bren musste die zusammengepressten Zähne mit einer willentlichen Anstrengung lösen, bevor er fragte: »Wirst du sie heilen?«
    »Ich bin eine Priesterin der Mondmutter. Ich würde mich versündigen, täte ich es

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