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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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Sie kannten das Risiko, wenn sie beim FBI anfingen. Aber Esme hatte das FBI verlassen. Esme war gegangen und Zivilistin geworden. Er hatte wissentlich und willentlich und egoistisch das Leben einer unschuldigen Frau aufs Spiel gesetzt, einer engen Freundin, und wofür? Er schluckte schwer.
    Norm betrat den Raum. „Scheiße!“, raunte er.
    Voller Angst folgte Tom ihm. Norm stand neben Esmes Körper. Sie lag ausgestreckt auf Daryls Stuhl. Aus der Wunde in ihrer rechten Seite tropfte Blut auf den Boden. Eine dünnere Blutspur lief aus ihrem Mund.
    Norm legte die Finger an ihren Hals.
    Trotz allem erledigte Tom seine Arbeit. Sein Blick flog durch den Raum auf der Suche nach dem Mörder.
    „Sie hat einen Puls!“, rief Norm.
    Tom rannte zum Konferenzraum. Es sah aus, als ob die Tür mit Gewalt aufgebrochen worden wäre. Vermied er es mit Absicht, Esme anzusehen, die so zerbrechlich und hilflos, so verletzt dalag? Vielleicht. Er trat ins Konferenzzimmer, sah das Einschussloch in der Wand und die verschobene Deckenplatte. Es war nicht schwer, sich die Geschichte zusammenzureimen.
    Doch der Killer war verschwunden.
    Wie? Jedenfalls nicht durch den Vordereingang. Wie viele Ein- und Ausgänge besaß dieses Gebäude?
    Norm sprach in sein Funkgerät. Er rief einen Krankenwagen für Esme. Als er das erledigt hatte, befahl Tom per Funk, das Gebäude auf den Kopf zu stellen. Der Mann musste irgendwo sein. Als die Polizisten in das Rathaus schwärmten, überlegte Tom, ob er sich ihnen anschließen sollte. Das wäre eine weitere Ausrede, nicht bei Esme bleiben zu müssen …
    Nein. Es reichte. Sei ein Mann!
    Er ging auf sie zu. Ihr haselnussbraunes Haar klebte an ihrer Stirn und ihren Wangen. Tom strich ihr ein paar lose Strähnen hinters Ohr.
    „Ihr Puls ist stabil“, sagte Norm.
    Tom nickte. Er hielt ihre Hand.
    Die Rettungssanitäter kamen schnell. Vorsichtig sicherten sie ihren Kopf mit einer Schiene, schnallten sie auf der Trage fest und rollten sie den Korridor hinunter. Tom folgte ihnen auf Schritt und Tritt den Flur entlang in den Fahrstuhl. Nicht ein Wort wurde gesprochen.
    In der Eingangshalle wurde Tom vom Polizeichef aufgehalten.
    „Da ist ein geöffnetes Fenster“, setzte ihn der Mann in Kenntnis. „In einem Empfangszimmer im ersten Stock. Offenbar ist er dadurch abgehauen.“
    „Mmmhmm.“
    „Er hat das zurückgelassen.“ Der Polizeichef zeigte Tom eine Schuhschachtel, in der sich Ray Miltons Dienstmarke befand.
    Die Rettungssanitäter waren schon fast beim Krankenwagen angekommen. Tom musste sich beeilen, wenn er sie noch einholen wollte.
    „Wohin wollen Sie?“, fragte der Polizeichef. „Wir brauchen Sie hier.“
    Er hatte recht. Tom musste hierbleiben. Dies war nun ein Tatort, und er war der leitende Ermittler. Jetzt zu gehen wäre fahrlässig. Für Esme konnte er jetzt sowieso nichts tun.
    Trotz allem übergab Tom die Leitung Norm und ging.
    Er erreichte den Krankenwagen in dem Moment, in dem die Sanitäter die Tür schließen wollten. Sie wussten, wer er war, und ließen ihn einsteigen.
    Esme blieb bewusstlos.
    Bewusstlos war gut, entschied Tom. Das bedeutete, dass sie keine Schmerzen hatte. Vielleicht träumte sie sogar. Wieder nahm er ihre Hand. Sie war für ihn wie eine Tochter, und sie war bewusstlos.
    Er dachte an den Tag, an dem sie sich zum ersten Mal gesehen hatten.
    Damals stand er vor der Bürotür von Assistant Director Trumbull, um Profiler für den Fall des Haifischmörders anzuheuern. Er lächelte der jungen Frau mit dem Discman zu, die in Trumbulls Vorzimmer wartete, und setzte sich. Er hatte einen roten Aktenordner auf dem Schoß. Laut der Sekretärin telefonierte Trumbull gerade mit seinem Chef. Durchaus vorstellbar.
    Die junge Frau zog den Kopfhörer ab. „Also Sie sind Tom Piper.“
    „Das bin ich.“
    „Und Sie sind hier wegen dem ‚Metzger von Buzzards Bay‘.“
    „Ja.“
    „Ich auch.“
    Tom runzelte die Stirn. „Kennen wir uns?“
    Sie streckte die Hand aus. „Esme Shepherd. GS-10.“
    GS-10 war die niedrigste Lohngruppe für einen FBI-Agenten. Diese Frau hatte entweder erst begonnen oder war ziemlich schlecht in ihrem Job.
    „Special Agent Shepherd, ich bin neugierig. Inwiefern haben Sie mit diesem Fall zu tun?“
    „Ich habe die Akte gelesen.“
    Wieder runzelte Tom die Stirn. „Ich verstehe nicht.“
    „Sie haben per Kurier eine Akte für den stellvertretenden Direktor geschickt.“
    „Mmmhmm…“
    „Nun … ich habe sie gelesen.“
    „Sind Sie dem Fall

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