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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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Papieren an der Wand, bis sie eine Steckdose gefunden hatte, und steckte das Handy ein. Das Display leuchtete auf, dann das Symbol für die Mailbox.
    „Sie haben … drei … neue Nachrichten. Nachricht eins … erhalten heute um … 18.11 Uhr. Esme, hallo.“ Es war Rafe. „Ich … wahrscheinlich hast du meine Nummer gesehen und gehst nicht ran. Das … kann ich irgendwie verstehen. So wie ich mich gestern Abend aufgeführt habe … Esme, es tut mir leid. Bitte … bitte ruf mich zurück. Ich vermisse dich schrecklich.“
    Esme seufzte. Ach Rafe! Um ehrlich zu sein, vermisste sie ihn auch. Sie konnte sehr gut ohne seine gelegentlichen Arroganzanfälle leben, aber er meinte es nicht böse. Er führte sich nur so auf, weil er sie liebte. Niemals hatte er die Hand gegen sie erhoben (und wenn er das jemals tun sollte, würde sie Jiu-Jitsu-mäßig dafür sorgen, dass er es bedauerte), und vor allem war er, anders als ihre Eltern, absolut zuverlässig. Er würde nicht einfach abhauen, niemals.
    Sie hörte sich seine Nachricht ein zweites Mal an. Hatte er geweint? Sie wollte ihn in die Arme nehmen und fest an die Brust drücken. Alles würde gut werden. Sie hatte den Fall gelöst. Bald würde sie wieder bei Rafe und Sophie zu Hause sein. Die Frühjahrsferien standen vor der Tür. Sie würden zusammen in Urlaub fahren. Rafe hatte einen Onkel und eine Tante, die etwas außerhalb von Glasgow wohnten. Sophie würde es in Schottland bestimmt gut gefallen.
    „Nachricht zwei … erhalten heute um … 21.04 Uhr …“ Das musste Tom sein.
    „Hallo, Esme!“
    Nein. Es war Amy Lieb. Konnte diese Wichtigtuerin sie nicht mal einen Tag lang in Frieden lassen? Nur einen einzigen Tag?
    „Heute hatten wir die Wahlveranstaltung in der Highschool. Aber ohne Sie ist es einfach nicht dasselbe! Ihre couragierte Art ist wirklich wichtig für unseren Wahlkampf!“
    Esme stöhnte, zog sich auf einen Stuhl hinauf, wobei sie noch mehr stöhnen musste. Stundenlang auf dem Boden zu sitzen schien ihrem etwas über dreißigjährigen Körper nicht besonders gutzutun.
    „Wie auch immer, Esme, ich rufe an, weil ich bei dem Treffen zufällig eine alte Studienkollegin aus Wellesley getroffen habe, die inzwischen für ‚Newsday‘ schreibt, und ich habe ihr alles über Sie erzählt. Und nun raten Sie mal, wen sie für die nächste Sonntagsausgabe interviewen will? Sie, Sie, Sie! Vor allem möchte sie erfahren, wie es ist, nun Mutter und Hausfrau zu sein wie wir anderen auch, nachdem Sie so lange für Uncle Sam gearbeitet haben! Ich habe ihr gesagt, wie wichtig Sie für den Kellerman-Wahlkampf hier in Oyster Bay sind, also seien Sie so lieb, unsere Namen fallen zu lassen, okay? Ich hoffe, Sie haben einen Stift zur Hand. Hier ist die Telefonnummer.“
    Esme beugte sich vor, um nach dem Kugelschreiber zu greifen, den sie auf dem Boden hatte liegen lassen, und entkam auf diese Weise knapp der Kugel vom Kaliber 50, die durch die offene Konferenztür haarscharf an ihrem Kopf vorbeijagte.
    Die Kugel hinterließ ein faustgroßes Loch in der Wand.
    Esme ließ das Handy fallen und rutschte vom Stuhl. Dabei sah sie direkt in Galileos ausdrucksloses Gesicht. Er stand fünf Meter von ihr entfernt in dem schwach beleuchteten Großraumbüro. Hilflos musste sie mit ansehen, wie er zum zweiten und diesmal tödlichen Schuss ansetzte.

10. KAPITEL
    Esme krabbelte zur Konferenztür und knallte sie genau in dem Moment zu, in dem der Sniper seine M107 erneut abfeuerte. BAM! Die Kugel drang durch die Tür und verfehlte ihr Gesicht um Zentimeter. Ihre Wange war voller Sägespäne. Durch das augapfelgroße Loch in der Tür sah sie, wie der Mann mit dem sandfarbenen Haar sich langsam der Tür näherte.
    Denk nach! Sie schloss ab und sah sich im Raum nach etwas um, womit sie sich verteidigen konnte, nach einer Waffe, irgendwas. Doch da war nichts als Papier. Stapel um Stapel Papier, und der Mann vor der Tür würde sich von einem simplen Schloss nicht lange aufhalten lassen.
    Er war hier, um sie zu töten.
    Esme packte den Konferenztisch, verlagerte ihr ganzes Gewicht und begann, mit aller Kraft zu zerren. Er bewegte sich nur langsam über den Teppich. Sie würde es auf keinen Fall rechtzeitig schaffen, den massiven Mahagonitisch eineinhalb Meter bis zur Tür ziehen. Galileo trat bereits von außen gegen die Tür.
    Denk nach, Esme! Du warst einmal FBI-Agentin, Himmelherrgott! Wieder schaute sie sich um. Keine Fenster, eine Tür (die unter der Wucht von 79 Kilo erbebte). Der

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