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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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ganz. Da war noch immer Esme. „Ich bin bald zurück.“
    Sekunden später war er bereits auf dem Weg zum Krankenhaus. Dort angekommen, jagte er die Treppen hinauf in den zweiten Stock (an den Polizisten vorbei, die er überall stationiert hatte – so etwas wie die Geschichte mit dem Fire Chief würde nicht noch einmal geschehen). Sich hier wiederzufinden jagte einen Déjà-vu-artigen Schmerz durch seine linke Schulter – noch eine Botschaft, die der Sniper hinterlassen hatte. Und doch war er voller Hoffnung, dass es Esme gut ging und sie den Fall gelöst hatte.
    Rafe fing ihn auf dem Flur ab.
    Zuerst erkannte Tom ihn nicht. Seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten, hatte Rafe ziemlich dünnes Haar und einen dickeren Bauch bekommen. So veränderte einen die Zeit.
    Rafe erkannte Tom sofort. „Nun“, begrüßte er ihn. „Ich wollte Sie gerade anrufen.“
    „Da war der Arzt schneller“, antwortete Tom. „Er hat mir gesagt, dass sie wach ist. Und dass sie wieder ganz gesund wird.“
    „Sie ist eine Kämpfernatur.“
    „Ja. Das ist sie.“
    Tom machte einen Schritt nach vorn, doch Rafe stellte sich ihm in den Weg.
    „Wo waren Sie?“
    Tom hob eine Augenbraue. „Was meinen Sie damit?“
    „Als Esme herabgestürzt ist. Ich frage Sie nicht, warum Sie sie nicht aufgefangen haben. Ich bin nur neugierig, wo Sie waren.“
    „Wir haben versucht, den Mann zu verhaften, der für all das verantwortlich ist …“
    „Sicher. Ja. Und, haben Sie? Ihn verhaftet, meine ich?“
    „Noch nicht. Deswegen muss ich ja mit Esme sprechen.“
    „Ich verstehe. Um sich zu entschuldigen.“
    Tom sah an Rafe vorbei. Esmes Zimmer war nur wenige Schritte entfernt. Es wäre ein Leichtes, auch mit seinem verletzten Arm, diesen dicken Mann zur Seite zu schubsen und reinzugehen. Doch Tom riss sich zusammen. Das Letzte, was Esme jetzt brauchen konnte, war ein Ehemann mit einem blauen Auge. „Ich wollte Esme niemals in Gefahr bringen, Rafe. Ich fühle mich wegen dieser Sache genauso schlecht wie alle anderen.“
    „Ich bin ziemlich sicher, dass sie sich schlechter fühlt.“
    Wieder wollte er einfach weitergehen, doch Rafe rührte sich nicht.
    Tom hatte keine Zeit für so was.
    „Also, dann erzählen Sie mal, Special Agent Piper! Erzählen Sie, was Sie tun wollen, um das wiedergutzumachen.“
    „Wiedergutzumachen?“
    „Ich meine nicht finanziell. Ich bin mir sicher, dass Esme alle möglichen Verzichtserklärungen unterschreiben musste. Natürlich wird der Staat keine Verantwortung übernehmen. Deswegen frage ich Sie. Sie, Tom Piper! Was werden Sie tun, um wiedergutzumachen, dass Sie meine Frau hierher gezerrt und beinahe getötet haben?“
    Rafes Stimme bebte, seine Augen waren feucht vor Wut.
    „Hören Sie …“, begann Tom, doch Rafe konnte sich nicht länger zusammenreißen. Er holte weit aus und zielte direkt ins Gesicht seines Gegners. Tom seinerseits hatte mit so etwas gerechnet, er wich dem Schlag problemlos aus. Bevor Rafe erneut die Faust ballen konnte, hatte Tom ihn in den Unterleib getreten – nicht allzu fest, aber auch nicht gerade sanft. Rafe fiel nach Luft japsend auf die Knie.
    „Sie hatten immer schon ein ganz schönes Temperament“, murmelte Tom, dann drückte er sich an ihm vorbei und bedeutete einer Krankenschwester, sich um den armen Rafe zu kümmern, der noch immer auf den Knien kauerte. Während sie ihm zu Hilfe eilte, trat Tom in Esmes Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Sie starrte ihn an.
    „Ich habe euch gehört!“, krächzte sie.
    Tom schnitt eine Grimasse. „Das hab ich schon befürchtet.“
    „Hast du ihn geschlagen?“
    „Nein.“
    „Könntest du es dann jetzt tun?“
    Lächelnd ging er auf ihr Bett zu. Sie sah so winzig aus!
    „Er meint es gut.“
    Esme nickte. Das wusste sie auch.
    Tom legte eine Hand auf ihre Schulter. „Tut mir leid, Esmeralda!“
    Sie versuchte mit den Schultern zu zucken, doch das Stützkorsett erlaubte ihr nur, das Kinn zu heben. „Ich bin kein Kind mehr. Ich kannte das Risiko.“
    „Mmmhmm.“
    Esme deutete auf die Tasse. Behutsam flößte Tom ihr etwas Wasser ein.
    „Ich habe ihn genau gesehen“, ächzte sie. „Lillys Beschreibung war ziemlich gut. Er ist mittelgroß. Blondes Haar. Er …“
    Tom schüttelte den Kopf. „Das war eine Perücke.“
    „Eine hübsche Perücke.“ Sie nahm noch einen Schluck. „Er wusste, dass wir ihn reinlegen wollten?“
    „Ja.“
    „Er ist klug.“
    „Ja.“
    „Ich bin klüger.“ Und ein Grinsen breitete sich auf

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