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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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gewesen. Sie hatte den Fall gelöst. Sie wollte gerade Tom anrufen und ihm sagen, was sie herausgefunden hatte. Auf ihrer Mailbox waren mehrere Nachrichten gewesen. Rafe entschuldigte sich. Dann ein Schuss. Galileo! Die Kugel traf sie aber nicht. Sie kletterte in die Decke. Doch die brach unter ihr zusammen, der Sniper kam auf sie zu und drückte ihr den Gewehrlauf an die Schläfe und …
    „Mrs Stuart?“ Er hob eine Augenbraue. „Was ist los?“
    „Er hat mich nicht erschossen.“
    „Erschossen?“, wiederholte der Arzt. „Nein.“
    Sie sah in seine ruhigen braunen Augen. „Ich muss mit Special Agent Tom Piper sprechen.“
    „Mrs Stuart, wissen Sie, warum Sie im Krankenhaus sind?“
    „Ich bin gefallen.“
    „Ja. Das sind Sie. Und ein Stück Holz hat Ihre rechte Niere durchbohrt. Als Sie hier ankamen, hatten Sie mehrere Liter Blut verloren. Sie wären beinahe gestorben, Mrs Stuart.“
    Nein. Das war unmöglich.
    „Den Blutverlust konnten wir ausgleichen, aber Ihre Niere hat irreparablen Schaden erlitten. Wir mussten eine Notnephrektomie vornehmen.“
    „Eine Not…?“
    „Wir mussten Ihre Niere entfernen.“
    „Wow.“
    „Sie werden noch ein paar Tage in dem Stützkorsett liegen, um Ihre Bewegungen auf ein Minimum zu beschränken. Wir müssen außerdem sorgfältig beobachten, ob Ihre andere Niere die Arbeit für beide übernimmt. Dass man in einer Badewanne voller Eis aufwacht und am nächsten Tag wieder zur Arbeit gehen kann ist nur ein Mythos … Allerdings …“
    „Allerdings?“
    „Ihre Elektrolyten und Ihr Blutdruck sehen sehr gut aus. Vorausgesetzt, Sie versuchen nicht alle fünf Sekunden, sich aufzurichten, und Sie versprechen mir, nicht mehr aus irgendeiner Decke zu fallen, dann sollten Sie innerhalb von sechs Wochen wieder auf dem Damm sein. Möglicherweise wird es da und dort zu dauerhafter Steifheit kommen, aber … Warten Sie, Mrs Stuart, hier ist ein Taschentuch. Sie weinen ja!“
    Kurz nachdem der Arzt gegangen war, ließen die Schmerzmittel Esme wieder einschlafen. Als sie erwachte, war es Nacht. Die Jalousie war noch immer geschlossen, doch wo sich vorher etwas Sonnenlicht durchgezwängt hatte, war jetzt nichts als Dunkelheit.
    „Esme?“
    Erschrocken sah sie vom Fenster zur linken Seite ihres Bettes. Dort stand jemand im Schatten. Sie brauchte einen Moment, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen.
    „Rafe?“
    Sein Gesicht leuchtete auf. „Ich bin’s, Gummibärchen. Ich bin hier.“
    Sie spürte, wie sich seine großen Pranken um ihre linke Hand wanden, und erwiderte sein Lächeln. Dann sah sie an ihm vorbei. War Sophie auch hier?
    „Wen suchst du, Baby?“ Seine Stimme klang angespannt. „Ich bin doch hier.“
    „Wer …“ Esme schluckte. Ihr Hals war trocken. „Wer passt auf Sophie auf?“
    Rafe entspannte sich. Was immer ihn kurz gestört hatte, war vorbei. „Mein Vater. Er hat alles stehen und liegen lassen, um zu kommen. Damit ich bei dir sein kann.“
    „Danke“, krächzte Esme.
    „Möchtest du Wasser? Schwester, können Sie meiner Frau etwas Wasser bringen? Schwester?“
    Eine Frau betrat das Zimmer und zeigte Rafe freundlich, wo sich das Waschbecken befand (nicht zu übersehen) und wo die Becher waren (frech versteckt genau daneben). Kurz darauf rann süßes texanisches Wasser durch Esmes Kehle.
    Rafe setzte sich. „Ich wohne im Holiday Inn auf der anderen Straßenseite“, erzählte er. „Ist ganz nett. Die Häuser haben alle so unechte Lehmmauern. Vom soziologischen Standpunkt aus handelt es sich um eine interessante Stadt.“
    Esme lächelte ihn an. Sie war zu erschöpft, um zu sprechen.
    „Ich wollte dir etwas im Geschenkeladen kaufen, aber ich konnte mich nicht entscheiden. Die hatten Nelken, aber keine grünen, und ich weiß ja, dass du die grünen magst. Ich weiß zwar nicht, warum, aber beinahe hätte ich dir einen Teddybär gekauft. Vielleicht nehme ich Sophie einen mit.“
    Esme nickte.
    „Also …“ Er sah auf den Boden. „Hast du meine Nachricht auf der Mailbox abgehört?“
    „Ja.“
    „Ich habe jedes Wort so gemeint, Esme. Ich war ein Vollidiot. Und wir beide wissen, dass ich das nicht zum ersten Mal war. Es ist nur … ich wollte nicht, dass dir etwas passiert …“ Er hob den Blick und sah sie an. „Keine Angst, jetzt kommt nicht: ‚Ich habe es dir doch gesagt.‘ Was passiert ist, ist passiert.“
    Esme zwang sich zu einem Grinsen. Sie kaufte ihm dieses verständnisvolle Getue kein Stück ab – aber es war doch nett, dass er es

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