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Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich!

Titel: Herr, erbarme dich! - Corin, J: Herr, erbarme dich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joshua Corin
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Zimmer. Für ihn war das Gespräch beendet. Aber er wollte noch einmal nach Sophie sehen, nach seinem kleinen Engel. Wie konnte Esme ihm nur vorwerfen, dass sie ihm egal sei? Anfangs, als Esme schwanger war, hatte er befürchtet, der Vaterrolle nicht gerecht werden zu können. Er wusste, dass er finanziell für sein Kind sorgen konnte, aber emotional? So viele Männer schienen instinktiv zu wissen, was für ihre Kinder das Beste war – und er? Doch als er Sophie dann im Kreißsaal das erste Mal sah, die ganzen 3500 Gramm, als er seine eigenen Augen in dem winzigen perfekten Gesicht entdeckte, waren alle Zweifel aus seinem Herzen verschwunden, und mit einem Mal wusste er, dass er für dieses Wesen, das erst eine Minute alt war, sein Leben geben würde. Er würde für dieses Wesen sterben. Wie konnte Esme es wagen, zu behaupten, dass ihm seine Tochter egal sei? Leise zog er Sophies Tür zu und ging ins Schlafzimmer. Vielleicht zum ersten Mal in seiner Ehe war er froh, das Bett nicht mit seiner Frau teilen zu müssen.

17. KAPITEL
    Nachdem Tom Piper und seine Sondereinheit von dem Fall abgezogen waren, wurde Esmes Theorie als falsch abgetan. Man verlegte die Einsatzkräfte von Santa Fe nach San Francisco. Am 14. März wimmelte es in der Bay Area nur so von FBI-Agenten. Irgendjemand musste doch etwas Brauchbares beobachtet haben, selbst wenn das FBI dafür, wie Assistant Director Trumbull es ausdrückte, „jeden Chinesen in Chinatown“ befragte. Das FBI war also von Santa Fe nach San Francisco gezogen, was keine gute Idee war, denn Galileo war von San Francisco nach Santa Fe gezogen und schlug am 18. März wieder zu.
    Andy Longtree, der Schulinspektor von Santa Fe, hatte die nicht sonderlich gute Idee gehabt, die Lehrerversammlung (Anwesenheit Pflicht) am Morgen nach St. Patrick’s Day durchzuführen. Während die Schüler sich also über einen freien Tag freuten, mussten sich die Lehrer der Stadt trotz Kater in der Aula der Peralta High School einfinden. Beim Eintreten blickten manche mit übernächtigten Augen auf die Transparente an den Wänden, auf denen die Errungenschaften der Highschools von Santa Fe angepriesen wurden. Sie taumelten den Gang hinunter und plumpsten auf die weichen roten Stühle, Kaffeetassen in den Händen und still in sich hinein schimpfend.
    Andy Longtree stand am Eingang, begrüßte namentlich diejenigen, die er kannte, den anderen winkte er zu. Die Peralta High School war ein Juwel in seiner Krone, die erste neue Highschool der Stadt in den letzten dreißig Jahren und auf sein Drängen hin erbaut. Santa Fe war nun wirklich keine wohlhabende Stadt, doch steigende Einwohnerzahlen verlangten mehr Schulplätze, und die Kinder verdienten eine gute Ausbildung. Opfer mussten gebracht werden, Gehaltserhöhungen für die Lehrer wurden vorübergehend eingestellt, Spenden aus fragwürdigen Quellen wurden akzeptiert, neue Animositäten entwickelten sich, doch die Peralta High School war gebaut worden, verdammt noch mal, und das war das Einzige, was zählte. Manchmal, spät in der Nacht, fantasierte er davon, dass die Peralta High School nach seinem Tod nach ihm benannt werden würde. Momentan war ein spanischer Gouverneur aus dem siebzehnten Jahrhundert Namensgeber. Andrew Longtree High School – das klang doch viel besser, oder nicht?
    Andy wusste, dass seine Lehrer den vergangenen Abend trinkend verbracht hatten, aber da er selbst nicht trank, war es ihm egal. Der 18. März fiel direkt in die Mitte des zweiten Schulhalbjahrs und war somit ein hervorragendes Datum für eine Lehrerversammlung. Wenn sich jemand beschweren wollte, würde er sich das nur zu gern anhören. Zwar würde er seine Meinung nicht ändern, aber er war klug genug, zu wissen, dass ein vermeintlich flexibler Verwaltungsangestellter bessere Karten bei den Lehrern hatte als ein offensichtlich starrsinniger.
    Es war fast neun Uhr, und Andy ging Richtung Podium. Im hinteren Teil stellten zwei Schüler in einem kleinen abgetrennten Raum die Beleuchtung ein. Da ein Computer den Großteil der Arbeit übernahm, hätte in Wahrheit ein Schüler gereicht, doch Gwen wollte nicht allein sein und hatte ihren Freund Ric gebeten, sie zu begleiten. Beide saßen auf Hockern. Über eine lange Tastatur konnte der Computer bedient werden, auf dessen kleinem Bildschirm eine Reihe von Nummern blinkten. Diese Nummern zeigten die Stärke des Lichts an. Gwen war der Medien-AG beigetreten, um vom Sportunterricht freigestellt zu werden; Ric hingegen war

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