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Herr Klee und Herr Feld | Roman

Herr Klee und Herr Feld | Roman

Titel: Herr Klee und Herr Feld | Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Bergmann
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kannte der Konzernchef die Baronin noch von früher, weil sie ihm beim Segeln vor Sardinien hin und wieder das Leben gerettet hatte.
    Ja, das liebte das deutsche Fernsehpublikum und deshalb war Ilona Illing ein Star. Bedauerlich, denn sie war in der Tat eine hervorragende Schauspielerin und hatte als junge Frau auf der Bühne und im deutschen Film mit ernsthaften Rollen Erfolge gefeiert und viele Preise gewonnen, einmal sogar die Goldene Palme von Cannes.
    Daran erinnerte sich Freddy Clay, als er ihr vorgestellt wurde und sie ein wenig ins Plaudern kamen. Am Abend zuvor hatte Alfred sie gegoogelt und sich die erforderlichen Informationen gemerkt. Sie war entzückt. Überhaupt schien sie von ihrem Filmpartner angetan und versprühte ihren Charme. Sie wusste einiges über Freddy Clay und der kam vor lauter Eitelkeit gar nicht auf die Idee, dass sie ihn ebenfalls gegoogelt haben könnte!
    Auf jeden Fall lachten sie viel, stießen immer wieder auf gemeinsame Bekanntschaften. Kameraleute, Regisseure, Kollegen. Die Welt ist klein. In den Drehpausen wurden sie unzertrennlich und es entstand bereits im Lauf des ersten Tages eine erotisch aufgeladene Spannung.
    Ilona lebte in Berlin und schwärmte von dieser Stadt. Sie konnte es nicht verstehen, dass Alfred von Rom nach Frankfurt gezogen war, das ja nun keine ausgesprochene Filmstadt war. So berichtete er von seinem hinfälligen Bruder, seiner Jugendzeit und seiner ewigen Liebe zu der kleinen Großstadt am Main.
    Am Nachmittag rückte das Fernsehteam an, um einen Bericht über die Dreharbeiten dieses für Frankfurt herausragenden Films zu machen.
    Eine junge, nicht unattraktive Reporterin setzte sich Alfred gegenüber und begann:
    Wie kommt ein internationaler Filmstar wie Sie in solch einen eher kleinen Film?
    Alfred lächelte.
    Ich könnte jetzt sagen, dass mich die Rolle gereizt hätte oder es schon immer mein Wunsch war, mit diesem Regisseur zusammenzuarbeiten, aber es war schlicht die Tatsache, dass ich gern arbeite und man mir einen Job angeboten hat.
    Sie spielen hier, wenn ich es richtig gelesen habe, wieder mal einen Vampir. Langweilt es Sie nicht auf die Dauer, immer das Gleiche zu machen?
    Ganz und gar nicht. Als ich jung war, war ich Cowboy, später dann Gladiator oder Pirat und heute, mit ein paar mehr Falten, bin ich eben ein Untoter. Ich könnte schlecht Tarzan sein in meinem Alter.
    Die junge Frau lachte.
    Sie leben in Rom, wie ich lesen konnte …
    Nein, sagte Alfred, da muss ich Sie gleich korrigieren, ich lebe in Frankfurt seit einigen Monaten.
    Wow, sagte sie, das wusste ich ja gar nicht.
    Der Kameramann gab ihr ein Zeichen und sie sagte:
    Freddy Clay, haben Sie vielen Dank für das Gespräch.
    Das Interview war beendet.
     
    Am folgenden Abend, als Alfred nach Hause fahren wollte, bat ihn seine Filmpartnerin Ilona Illing, den Text für die gemeinsame große Szene, die für den nächsten Tag disponiert war, durchzugehen. So begleitete er sie in ihr Hotel und auf ihr Zimmer. Sie hatte bereits von unterwegs eine Flasche Champagner bereitstellen lassen. Während sie nebeneinander auf dem Bett lagen, Champagner tranken und den Text übten, begann Ilona an Alfred herumzufummeln. Aber er reagierte nicht. Auch als sie plötzlich über ihn herfiel und ihn küsste. Sie stöhnte und drückte ihm ihre fordernde Zunge in den Mund. Aber er blieb zurückhaltend. Sie öffnete die Knöpfe ihrer Bluse und ließ ihr üppiges Dekolleté sehen. Keine Reaktion. Was war los mit ihm? Freddy Clay, der Womanizer, der nie in seinem Leben etwas hatte anbrennen lassen, der unzählige Frauen geliebt hatte, war keusch geworden? Und das, obgleich seine letzten Abenteuer lang zurücklagen, er also einen gewissen Hunger verspüren müsste. Und hier war eine reizvolle Frau, die sich nach ihm sehnte. War es das Alter? Hatte er Angst zu versagen?
    Als er eine Stunde später auf Moritz’ Bett saß und mit einem Mal das Bedürfnis hatte, seinem Bruder von dem Vorfall zu berichten, war der nicht überrascht. Er legte sein Buch zur Seite, setzte seine Lesebrille ab und sagte: Halina Pinsker!
    Das war die Erklärung. Sie war schuld daran, dass Alfred sich zurückhielt. Er wollte ihr zartes, gerade beginnendes Verhältnis nicht beschmutzen. Während Moritz sprach, wurde Alfred klar, dass er sich seit seiner Jugendzeit nie mehr mit seinem Bruder über Themen unterhalb der Gürtellinie unterhalten oder ausgetauscht hatte.
    Bist du je fremdgegangen?, wollte Alfred plötzlich von seinem Bruder

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