Herr Lehmann: Herr Lehmann
Lehmann zu Erwin. „Da ist doch nichts Üngewöhnliches dran, wenn einer ramsitzt und säuft. Davon lebst du schließlich."
„Mit dem stimmt was nicht", sagte Erwin. „Auf den mussen wir aufpassen."
Erwin" , sagte Herr Lehmann, wenn du wirklich so eine gute Menschenkenntnis hast, warum hast du dann vorhin eins auf die Omme gekriegt?"
„Das ist ein Zivilbulle, ich schwor's dir. Der checkt uns den Laden aus."
„Sag mal, Frank", sagte jetzt sein bester Freund Karl, „läuft da eigentlich schon was mit dir und dieser Katrin?"
„Wieso das denn jetzt?" rief Herr Lehmann etwas zu emport und damit, wie er selber fand, irgendwie verdächtig. Er spurte, wie er rot wurde. „Du bist doch heute mit ihr ins Prinzenbad gegangen, oder etwa nicht", fugte er hinzu, was, wie er sogleich dachte, alles nur noch schlimmer machte. Vor lauter Arger begann er, Kartoffelchips zu essen.
Ich erkenne einen komischen Vogel, wenn ich einen sehe" , sagte Erwin. „Bei dem mussen wir aufpassen. Sollte mich nicht wundern, wenn das ein Zivilbulle ist. Der checkt hier die ganzen Läden auf Drogen aus."
Herr Lehmann, entspann dich" , sagte sein bester Freund Karl von der anderen Seite fröhlich und klopfte ihm auf die Schulter. „Ist doch nichts Schlimmes dabei. Aber, du und im Prinzenbad . . . " Er machte eine Handbewegung, als wörde er eine Gluhbirne einschrauben, „ ... sehr verdachtig, Herr Lehmann."
Ganz klar", meldete sich Erwin von der anderen Seite. Da stimmt was nicht. Der ist nicht so wie Schneider-Jörgen."
Er lebt ja auch noch" , sagte Herr Lehmann gallig.
„Sehr verdächtig. Gerade du und schwimmen, das glaubt dir doch kein Schwein, daß du freiwillig schwimmen gehst."
Das meine ich nicht", sagte Erwin. Mit so was macht man keine Scherze."
„Man kennt doch deine Meinung zum Sport. Die ist ja stadtbekannt", sagte Karl.
Wieso stadtbekannt? Was ist denn daran stadtbekannt?"
Das ist kein Typ wie Schneider-Juärgen, das ist uäberhaupt nicht vergleichbar. Bei Schneider-Jurgen ware nie einer auf die Idee gekommen, daß der ein Zivilbulle ist."
Erwin!" sagte Herr Lehmann entschieden. Erwin, du bist der einzige, der auf die Idee gekommen ist, daß das ein Zivilbulle ist. Diese ganze Drogenscheiße ist doch Blädelei. Keine Sau auf dieser Welt interessiert sich dafur, wenn einer bei dir im Laden kifft."
Hast du eine Ahnung . . . "
„Mit stadtbekannt meine ich: In der ganzen Stadt bekannt." Karl klopfte Herrn Lehmann auf die Schulter.
Und selbst wenn, selbst wenn sie dir das Einfall dichtmachen wuärden" , wandte sich Herr Lehmann unterdessen an Erwin, du hast doch acht oder zehn Kneipen oder so, dann ist halt das Einfall mal eine Weile dicht, du bist doch sowieso stinkreich, was interessiert dich denn so eine Kleinscheiße."
„Daß einer wie du schwimmen geht, Mannomann, wie lange kennen wir uns jetzt, Herr Lehmann?"
„Hast du eine Ahnung, du Vogel", rief Erwin. „Du hast ja keine Ahnung. Das ist doch alles nichts wert. Wenn die nicht laufen, dann ist das alles nichts wert."
Das sind jetzt auch schon bald sechs, sieben Jahre, nein, mehr, acht, neun Jahre mussen das jetzt sein. Wann bist du hergekommen? 1980?"
„Und wenn sie dir einmal die Konzession entziehen, dann aber fur alles, Kerl. Das Geld steckt in den Kneipen, das habe ich uberhaupt nicht. Das steckt alles da drin."
„Neun Jahre. Ich kenne dich, Alter. Wenn du schwimmen gehst, dann kann das doch nur wegen der Frau sein, das ist ja auch nichts Schlimmes. Die ist doch genau dein Typ. Obwohl, was ist uberhaupt dein Typ? Ich kenn dich jetzt schon neun Jahre, und ich habe nicht die geringste Ahnung, was dein Typ ist. Außer, daß die immer etwas voller um die Huften sind."
Wenn die nicht laufen, wenn die zu sind, dann kann man die nicht mal mehr verkaufen. Dafur bezahlt mir doch keiner mehr was, wenn die erst mal zu sind. Ich hab's uberhaupt satt", modulierte Erwin ins Weinerliche, „ich hatte nicht ubel Lust, alles hinzuschmeißen."
„Die steht auf dich, ehrlich. Da solltet ihr nicht lange fackeln. Die steht auf dich. Wollte alles moägliche uäber dich wissen. Was du sonst so machst und so. Das hat schon genervt, wie die mich ausgefragt hat."
„Und was hast du erzahlt?"
Nur Gutes." Sein bester Freund Karl nahm die Finger zum Abzäahlen.
Daß du ein ganz gebildeter Typ bist, auch kulturell und so, Kino, Museum, die ganze Palette, da steht die drauf, bin ich sicher, und daß du was Richtiges gelernt hast, daß du zu Großem berufen bist . . .
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