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Herr Lehmann: Herr Lehmann

Titel: Herr Lehmann: Herr Lehmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regner
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Aids hatte oder so was."
    Alle schienen zu erstarren. Auch Herr Lehmann bekam einen Schreck.
    „Hat er nicht", sagte Sylvio. „Hat sich gerade wieder testen lassen."
    Wieso nicht?" fragte Karl, was Herr Lehmann irgendwie heftig fand.
    Sylvio schien das nichts auszumachen. „Er hat damals Hepatitis B gehabt. Ich meine, als man noch nicht so genau wußte und so, er meint, deshalb hätte er damals aufgepaßt. Hatte ihm das Leben gerettet, hat er gesagt."
    Karl hob sein Glas. Na dann", sagte er, auf Hepatitis B. Ist also auch sie fur etwas gut!"
    Darauf konnten sie sich alle einigen. Herr Lehmann fuhlte sich dennoch niedergeschlagen. Was immer ein romantischer Abend war, er sollte nach Herrn Lehmanns Meinung nicht damit enden, daß er sich im Finger eines schwulen Kneipiers verbiß. Schlimmer kann man es nicht anfangen, dachte er und schaute zu Katrin heräber, die seinen Blick aufnahm und ihn anlachelte.
    Er spörte wieder ihre Hand auf seinem Oberschenkel. Sie ist seltsam, dachte er. Sehr seltsam.
    „Jetzt sei mal wieder ein bißchen lustig, Frank", dröhnte es von Karl heräber. „Der Abend hat doch gerade erst angefangen. Wir sollten nachher alle noch ins Orbit gehen, jetzt ist es noch zu friih. Da gibt's dann noch ordentlich Bumm-Bumm-Musik, wie Herr Lehmann immer sagt, und Mineralwasser för fönf Mark." Er lachte. „Kultur, da geht nichts dröber." Ünd zu Sylvio sagte er: Ich werde mal mit Erwin reden, der gibt dir ein paar Schichten mehr, dann hat sich das. Dem laufen doch sowieso dauernd die Leute weg." Er tätschelte Sylvio den Kopf. Er hatte alles im Griff.
    „Also ich habe Hunger", sagte Katrin und sah Herrn Lehmann dabei an.
    Aber so richtig Hunger. Komisch, um diese Zeit . . . "
    „Ich auch", sagte Herr Lehmann schnell. „Ich weiß einen Laden, wo man jetzt noch was kriegt, am Kanal."
    „So ist es richtig", ließ sich Karl wieder vernehmen. „Geht ihr beide mal was essen. Der Rainer hier ... ", jetzt haute er Rainer auf den Rucken, „und Sylvio bleiben hier, wir gehen nachher noch schön ins Orbit, da nehmen wir vorher doch gleich noch eine Flasche Sekt und ein Kristallweizen, was Rainer?" Er haute Kristall-Rainer noch einmal so hart, daß er nach vorne kippte.
    „Hunger hab ich eigentlich auch", sagte Kristall-Rainer.
    „Nix", rief Karl. „Bleib du mal schön hier. Hier gibt's lecker Croques und so Scheiß." Er verdrehte die Augen. „Bleib du mal schön hier. Wenn's ganz schlimm kommt, dann nimmst du einfach mal ein Hefeweizen. Das ist so gut wie ein halbes Brot."
    Genau", sagte Sylvio.
    Sie tranken noch eine Weile mit den anderen, und Katrin ließ derweil wie zufällig, und ohne sie zu bewegen, ihre Hand auf Herrn Lehmanns Bein. Dann waren sie endlich draußen, und sie hakte sich bei ihm unter, als sie den Kanal entlanggingen. Als sie das tat, blickte sie ihn an, und er blickte zuröck, und sie lächelte, und er lachelte zuriick, und alles war gut. Wir gehen nicht im Gleichschritt, sondern genau umgekehrt, dachte Herr Lehmann, wenn sie das rechte Bein vorsetzt, dann setze ich mein linkes Bein vor, auf diese Weise schwankt es nicht, dachte er, im Gleichschritt wurde es schwanken, wenn sie aber das linke Bein vorsetzt, während ich das rechte Bein vorsetze und umgekehrt, dann ist die Sache stabil, dachte er. Entweder ist Karl ein Genie, dachte Herr Lehmann, oder ein Idiot mit gutem Instinkt. Aber wahrscheinlich, dachte er dankbar, kommt es auf dasselbe raus.
Kapitel 9  ZIGARETTE
    Herr Lehmann lag neben ihr und rauchte eine Zigarette. Eigentlich mochte er keine Zigaretten, ihm wurde davon immer schwindelig, aber das war jetzt egal, schwindelig war ihm sowieso schon, und sie rauchte auch eine Zigarette, und wenn er auch eine rauchte, dann hatten wenigstens seine Höande was zu tun und fummelten nicht unaufhoörlich an ihrem nackten Koörper herum, denn genau das hötten sie sonst getan in diesem Moment, und sei es nur deshalb, weil er es so unglaublich fand, jetzt nackt neben ihr zu liegen, daß er sich dessen eigentlich permanent vergewissern mußte. Da kam ihm eine Zigarette gerade recht, und er wurde noch schwindeliger, als er ohnehin schon war, es war eine angenehme Art von Schwindel, die ihn davon ablenkte, wie gluöcklich und zugleich öngstlich er jetzt war.
    Er beugte sich öber sie und klopfte die Asche seiner Zigarette in dem Aschenbecher ab, der zwischen ihren Bruösten stand. Sie kniff die Augen zusammen, blies ihm Rauch ins Gesicht und lachelte. „Kriegst du eigentlich immer,

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