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Herr Lehmann

Herr Lehmann

Titel: Herr Lehmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Regener
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Lehmann dabei an.
    “Aber so richtig Hunger. Komisch, um diese Zeit …”
    “Ich auch”, sagte Herr Lehmann schnell. “Ich weiß einen Laden, wo man jetzt noch was kriegt, am Kanal.”
    “So ist es richtig”, ließ sich Karl wieder vernehmen. “Geht ihr beide mal was essen. Der Rainer hier …”, jetzt haute er Rainer auf den Rücken, und Sylvio bleiben hier, wir gehen nachher noch schön ins Orbit, da nehmen wir vorher doch gleich noch eine Flasche Sekt und ein Kristallweizen, was Rainer?” Er haute Kristall-Rainer noch einmal so hart, daß er nach vorne kippte.
    “Hunger hab ich eigentlich auch”, sagte Kristall-Rainer.
    “Nix”, rief Karl. “Bleib du mal schön hier. Hier gibt’s lecker Croques und so Scheiß.” Er verdrehte die Augen. “Bleib du mal schön hier. Wenn’s ganz schlimm kommt, dann nimmst du einfach mal ein Hefeweizen. Das ist so gut wie ein halbes Brot.”
    “Genau”, sagte Sylvio.
    Sie tranken noch eine Weile mit den anderen, und Katrin ließ derweil wie zufällig, und ohne sie zu bewegen, ihre Hand auf Herrn Lehmanns Bein. Dann waren sie endlich draußen, und sie hakte sich bei ihm unter, als sie den Kanal entlanggingen. Als sie das tat, blickte sie ihn an, und er blickte zurück, und sie lächelte, und er lächelte zurück, und alles war gut. Wir gehen nicht im Gleichschritt, sondern genau umgekehrt, dachte Herr Lehmann, wenn sie das rechte Bein vorsetzt, dann setze ich mein linkes Bein vor, auf diese Weise schwankt es nicht, dachte er, im Gleichschritt würde es schwanken, wenn sie aber das linke Bein vorsetzt, während ich das rechte Bein vorsetze und umgekehrt, dann ist die Sache stabil, dachte er. Entweder ist Karl ein Genie, dachte Herr Lehmann, oder ein Idiot mit gutem Instinkt. Aber wahrscheinlich, dachte er dankbar, kommt es auf dasselbe raus.

    Kapitel 9

    ZIGARETTE

    Herr Lehmann lag neben ihr und rauchte eine Zigarette. Eigentlich mochte er keine Zigaretten, ihm wurde davon immer schwindelig, aber das war jetzt egal, schwindelig war ihm sowieso schon, und sie rauchte auch eine Zigarette, und wenn er auch eine rauchte, dann hatten wenigstens seine Hände was zu tun und fummelten nicht unaufhörlich an ihrem nackten Körper herum, denn genau das hätten sie sonst getan in diesem Moment, und sei es nur deshalb, weil er es so unglaublich fand, jetzt nackt neben ihr zu liegen, daß er sich dessen eigentlich permanent vergewissern mußte. Da kam ihm eine Zigarette gerade recht, und er wurde noch schwindeliger, als er ohnehin schon war, es war eine angenehme Art von Schwindel, die ihn davon ablenkte, wie glücklich und zugleich ängstlich er jetzt war.
    Er beugte sich über sie und klopfte die Asche seiner Zigarette in dem Aschenbecher ab, der zwischen ihren Brüsten stand. Sie kniff die Augen zusammen, blies ihm Rauch ins Gesicht und lächelte. “Kriegst du eigentlich immer, was du willst?”
    “Nein, wieso?”
    “Ich weiß nicht, du kommst mir vor wie einer, der immer kriegt, was er will.”
    “Naja, ich will ja nicht viel.”
    “Nicht viel?” Sie stellte den Aschenbecher neben sich auf den Fußboden und drehte sich zu ihm herum. “Nicht viel? Ist das hier nicht viel, oder wie? Und sag mir nicht, du hättest das nicht gewollt!”
    Herr Lehmann sah sie an und schwieg. Es gibt Fragen, dachte er, auf die antwortet man besser nicht. Vor allem dann nicht, dachte er, wenn man nicht weiß, worauf sie hinauslaufen.
    “Du hast das doch gewollt”, sagte sie neckisch und boxte ihn auf die Brust. “Das war doch von Anfang an dein Plan.”
    “Naja”, sagte Herr Lehmann vorsichtig, “Plan -das kann man so nicht sagen, Plan, das klingt so berechnend …”
    “Ich glaube, die unterschätzen dich alle.”
    “Ich liebe dich, weißt du, das ist der Punkt.” So, dachte Herr Lehmann, strich ihr mit der Hand über die Stirn und ordnete ihr Haar ein wenig, jetzt ist es raus.
    “Die glauben, daß mit dir nicht viel los ist”, fuhr sie fort. “Das ist nämlich dein Geheimnis.”
    “Was?”
    “Daß die dich alle unterschätzen.”
    “Bei mir gibt’s nichts zu unterschätzen. Ich bin genau der, der ich bin.”
    “Ja, aber wer bist du? Das würde ich gerne mal herausfinden.”
    “Kann ich mal den Aschenbecher haben?”
    Sie gab ihm den Aschenbecher, und er drückte die Zigarette aus. “Ich will dich nicht enttäuschen”, sagte er vorsichtig, aber vielleicht bin ich wirklich nur der, den du siehst.”
    “Hast du denn nie vorgehabt, mal etwas anderes zu machen, als du

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