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Herr Möslein ist tot (German Edition)

Herr Möslein ist tot (German Edition)

Titel: Herr Möslein ist tot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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erstaunt über Paulis Angeberei.
    »Pauli! Sag so etwas nicht«, ermahne ich mein Kind flüsternd zur Bescheidenheit und setze zur eigenen Belustigung nach: »Wir hatten doch nüscht!«
    Pauli guckt zu recht völlig verständnislos. Zeitgleich greift Gisi nach dem Forum-Scheck in meiner Faust und hält ihn der Pausbacke unter die Nase. »Wir würden gern mit ihnen über Herrn Lummer sprechen! Kennen Sie ihn?« Er richtet sich erschreckt auf, unsere Gesichter folgen seinen Bewegungen, und wir strahlen ihn synchron mit breitem, verkrampft sympathischem Lächeln an.
    »Ich kann Ihnen nichts sagen!«, stottert er und stolpert fast, als er wieder, beide Hände fest am Tablett, durch die Schwingtür rumpelt.
    »Aha!«, triumphiert Rudi, »Er traut sich nicht, etwas zu sagen! Aber er weiß was!«
    »Wir werden ihn beruhigen müssen. Wir fragen einfach, ob Carsten noch in Forst wohnt, und er soll ja oder nein sagen!«, schlage ich vor.
    Vorerst kommen wir aber nicht dazu, denn der Oberfuzzi serviert für alle das Essen, außer für mich. Ich hatte ja auch noch gar nichts bestellt. Vergessen.
    »Entschuldigen Sie bitte, ich hatte vergessen zu bestellen. Würden Sie mir bitte ein Kinderschnitzel bringen?«
    Er nickt und marschiert ohne Widerrede davon. Was war passiert?
    »Wirklich komisch!«, mampft Gisi, die gerade einen großen Happen ihres mit Würzfleisch verzierten Steaks in den Mund geschoben hat.
    »Mit vollem Mund spricht man nicht!« Max ermahnt seine Mutter, woraufhin alle nur noch schweigsam, aber vorbildlich die Produkte der Küche eines DDR -Edelrestaurants in sich hinein schaufeln. Der Oberkellner bringt mir endlich auch mein Essen, und kaum habe ich die letzte Erbse vom Teller gepickt, präsentiert er uns ungefragt die Rechnung. Rudi zahlt, und ich gebe etwas dazu. Obwohl Rudi die Summe aufrundet, gibt uns der Oberkellner auf Heller und Pfennig raus und bittet uns dann, wegen der erwarteten Mittagsgäste zügig die Schwarze Rose zu verlassen. Das bringt bei mir das Fass zum Überlaufen. Ich bin zwischenzeitlich so sauer darüber, diesen teuren Ausflug völlig umsonst gemacht zu haben, dass ich meine Reaktionen nicht mehr im ’ 89er Modus halten kann. Ich richte mich auf und werde hysterisch. »Was bilden Sie sich eigentlich ein? Sie behandeln uns wie Mitwirkende beim Unterschichtenfernsehen, nur weil wir Stonewashed-Jeans tragen. Frechheit!« Während ich den Restaurantleiter mit meinem Blick fast an die Wand tackere, sehe ich aus dem Augenwinkel meine Reisefamilie dem Ausgang zustreben, und die drei Herren im Separee wie die Guppis im Aquarium sensationsheischend um die Ecke glotzen. Aber das ist mir egal. Ich habe nichts zu verlieren und zische den immer noch vor mir stehenden Oberfuzzi an. »In so einem teuren Restaurant wie diesem hier ist es in allen Ländern der Welt, vor allem aber im nichtsozialistischen Ausland, üblich, den Gästen jeden Wunsch zu erfüllen. Sie platzieren uns in einem leeren Restaurant am schlechtesten Tisch, diskutieren über Kinderteller und sind so überheblich, dass Sie nicht mal die einfachsten Fragen beantworten. Wenn Sie das uns Dargebotene für guten Service halten, was ist dann Literatur für Sie? Mickey Mouse?«
    Ich nähere mich dem Oberfuzzi auf wenige Zentimeter. »Und jetzt passen Sie mal auf! Wenn Sie mir nicht sofort sagen, ob Herr Lummer noch hier arbeitet oder nicht, dann bekommen Sie von mir einen fetten Eintrag ins offizielle Gästebuch. Ich lasse mich nämlich nicht mit dem falschen Buch für unliebsame Gäste abspeisen. Und was dann passiert, ist Ihnen doch klar?« Fuzzi duckt sich. »Dann ist Ihnen eine Prämienkürzung sicher. So wahr ich hier stehe!« Die Herrenköpfe schnappen nach Luft, wie Fische auf dem Trockenen. Der sprachlose Oberfuzzi beendet meine Schimpfkanonade mit einem Tritt gegen die Küchen-Schwingtür und verschwindet.
    Völlig deprimiert verlasse ich den Laden, in den ich so viel Hoffnung gesetzt hatte. Rudi und Gisi rauchen im Samstagssonnenschein eine Zigarette und schauen mir mitleidig entgegen. Die Kinder sitzen schon im Wartburg und winken mir zu. Plötzlich höre ich ein Zischen hinter mir. Links neben dem Haus guckt der mit einer Zigarette getarnte, pausbackige Lehrlingskellner um die Ecke. Er winkt mich, konspirativ nach links und rechts schauend, zu sich und steckt mir dann ganz schnell einen Zettel in meine Flickenlederjacke.
    ***
    »Na Pauli, war’s schön in Forst?«, fragt Heinz sofort bei unserem Eintreffen. Natürlich

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