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Herr Möslein ist tot (German Edition)

Herr Möslein ist tot (German Edition)

Titel: Herr Möslein ist tot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Meissner
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hast?«
    »Nein!«
    »Hunger?«, frage ich.
    »Nein! Weil dein Carsten, Tati, im Goldenen Apfel arbeitet.« Sagt der vor Stolz fast platzende Geheimagent und schiebt sich das gesamte Stück Apfelkuchen auf einmal in den Mund. »Dasch hatter mir geschagt. Der Baakeepa«, nuschelt der Knast-Held, und der zerkaute Apfelkuchen droht aus seinem Mund zu springen.

Doch ich wollte es wissen
    Bevor wir Tantchen verlassen, ziehe ich mir die Lippen nach, nutze ihr Kölnisch Wasser 4711, bedanke mich artig bei Jürgen, auf dessen Begleitung wir gern verzichten, für seinen Einsatz; bei Tantchen für ihre Gastfreundschaft und breche mit Alu und Betty gegen 15 Uhr zum Goldenen Apfel auf, um meine persönlich-historische Mission zu erfüllen. Alu und ich diskutieren während der Fahrt, wie wir Carstens und mein Zusammentreffen am besten gestalten sollten. »Ich muss unbedingt seine volle Aufmerksamkeit erregen! Ich schlage vor, du und Betty, ihr geht zuerst in die Gaststätte und gebt mir ein Zeichen, wenn er nichts weiter zu tun hat, damit er nicht gerade ein Bier zapft und abgelenkt ist, wenn ich die Szenerie betrete!«
    »Tati, hier sagt man nicht Gaststätte, das klingt nach Osten!«, ermahnt mich meine Schwester.
    »Ist doch egal jetzt. Was sagst du zu meinem Plan?«
    »Ja, eigentlich ist alles egal, wenn ich mir deine Haarfarbe anschaue!«, ruft Betty von vorn. Alu nickt mir beruhigend zu und tätschelt meine Hand.
    »Puh. Ich bin so kribbelig. Mein Herz klopft bis zum Hals«, wispere ich heiser, während Betty auf den kleinen Parkplatz neben der Bayreuther Straße fährt und ohne Servolenkung blitzschnell einparkt. Beim Aussteigen beschreibe ich den Mädels noch mal ganz genau meinen Carsten: seine braungrünen Augen, die sensationell schönen, dunkelblonden, halblangen und leichtgelockten Haare und seine Vorliebe für weite und lässige Jeanshosen. Alu und Betty hören gar nicht bis zum Ende zu und lassen mich in meinem hysterischen Liebeswahn einfach stehen. Ich beobachte, wie sie die Gaststätte … ach nee, Kneipe betreten und schleiche leicht geduckt zwischen den parkenden Autos hinterher. Dann presse ich mich an die Mauer zwischen gläserner Eingangstür und Schaufenster des Goldenen Apfels und zünde mir eine Zigarette an. Bei einem vorsichtigen Blick durch das große Fenster sehe ich den Tresen. Dahinter stehen mehrere, mit vielen Flaschen und Gläsern bestückte Holzvitrinen, und davor sitzen vier schnauzbärtige Männer auf Barhockern und versperren mir den Blick in den Gastraum. Betty und Alu sehe ich nicht. Dafür den Tresenmann. Er trägt eine sehr helle Bundfalten-Hose und eine passende Fliege über dem dunkelgrünen, leicht gemusterten Hemd. Mein Herz fängt plötzlich an zu hüpfen. Ob das Carsten sein könnte? Aber dieser Mann hier ist blond, hat glattes kurzes Haar und ein paar Pfund zu viel auf den Rippen. Jetzt wendet er sich einem Vokuhila-Schnäuzermann zu und stellt ihm einen Schnaps auf den Tresen. Ich bin total verunsichert. Kann das wirklich Carsten sein? Sind etwa alle Lehrlinge aus der Schwarzen Rose pausbäckig?
    »Tati, wir sehen keinen schönen, schlanken, dunkelblonden Mann«, flüstert Betty plötzlich hinter mir. Ich fahre erschreckt auf. »Pssst! Guck mal hier!« Ich zeige durch das Schaufenster auf den jungen Blonden. »Ich glaube, das ist Carsten.«
    »Ach du Schreck. Mit urst süß würde ich den ja nicht beschreiben.« Betty sieht ehrlich bestürzt aus. Aber das ist mir egal. »Kannst du ihn bitte fragen, ob er Carsten heißt? Und dann gibst du mir durchs Fenster ein Zeichen? Bitte!«, rufe ich Betty hinterher, die wieder in der Bar verschwindet. Kurz darauf, streckt sie mir ihren knackigen, in eine weiß-schwarz gestreifte, knallenge Hose gehüllten Po entgegen, weil sie, wie ich durch das Fenster beobachten kann, auf die Fußablage eines Barhockers geklettert ist und sich über den Tresen beugt. Sie spricht den Tresenmann an. Ihre großen bunten Ohrringe wackeln. Jetzt antwortet der pausbäckige Barkeeper und lächelt. In dem Moment erkenne ich ihn. Dieses charmante Lächeln. Das ist Carsten! Ich zittere am ganzen Körper. Mein Kopf scheint urplötzlich mit Watte gefüllt zu sein. Wie bei dem Lächeln von J.R. Ewing damals, 2003, auf einer Promiparty in der Berliner »Bar jeder Vernunft«. Da hatte ich auch Watte im Kopf und bin vor Aufregung fast ausgetickert, als ich mein Jugendidol Larry Hagman inmitten riesiger Menschenmassen im Spiegelzelt erblickte. Ich drängelte ohne

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