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Herr Tourette und ich

Herr Tourette und ich

Titel: Herr Tourette und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pelle Sandstrak
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deine Arbeiten vergleichen und sehen kann, wie du klarkommst. Also … können wir jetzt mal die Mathearbeit sehen?«

    »Nein.«

    »Nein?«

    »Nein.«

    »Warum nicht?«

    »Sie ist verschwunden.«

    »Wohin?«

    »Aber ich war es nicht.«

    »Du nicht?«

    »Also, ich war es nicht, der sie weggenommen hat.«

    »Und wer hat sie dann weggenommen?«

    Zucken im Bauch :

    »Die Möwe. Die Möwe hat sie genommen.«

    Ich schaffe es, meine Zimmertür zu schließen, ehe sie fragen:

    »Die Möwe?«

Die Möwe, Teil 2

    (Nächster Tag) Mathestunde. Ich verspüre Unbehagen, es zuckt im Körper, ich schwitze. Die Stunde neigt sich ihrem Ende zu, die anderen in der Klasse holen ihre unterschriebenen Mathearbeiten heraus, meine schwimmt irgendwo zwischen Island und Grönland, dicht gefolgt von den Handschuhen.

    Die anderen in der Klasse legen die Arbeit gut sichtbar auf die Tischplatte, damit der Ordnungsdienst Lena sie einsammeln kann. Ich schüttele den Kopf, als Lena mich fragend ansieht und dann die restlichen Arbeiten einsammelt, die sie dann feierlich, als ginge es um ein wichtiges Staatsgeheimnis, dem Känguru überreicht. Das Känguru blättert das Bündel rasch durch, ohne etwas zu sagen. Alle verlassen das Klassenzimmer, aber das Känguru kann noch meinen Namen rufen, ehe ich es rausschaffe.

    »Komm mal her«, hängt er noch dran.

    Das Känguru sieht mich an, blättert wieder das Bündel mit den Mathearbeiten durch. Sein Jackett und seine Hose ärgern mich, sehen aus wie verschwitzte Salami und fette Leberpastete, außerdem habe ich was auf dem Rücken, verdammte Köcherfliege, verschwinde, lass das, hau ab …

    »Hau ab«, sage ich, ohne es gedacht zu haben.

    »Was?«, fragt das Känguru.

    »Nichts.«

    »Ich kann deine Mathearbeit nicht finden. Hast du sie zu Hause vergessen?«

    »Vielleicht.«

    »Schau noch mal in deiner Tasche nach, vielleicht ist sie da drin.«

    Bauch zuckt, ich schwitze, es riecht nach Ekel, die Köcherfliege scheißt …

    »Ich war es nicht.«

    »Du nicht?«

    »Ich war es nicht, der die Mathearbeit genommen hat.«

    »Dann hat also jemand die Mathearbeit genommen?«

    »Ja.«

    »Wer?«

    »Ich nicht.«

    »Und wo ist sie dann jetzt?«

    »Weg.«

    Bauch zuckt, ich schwitze, es riecht nach Ekel, die Köcherfliege scheißt noch mehr …

    »Also, wo ist die Mathearbeit?«

    »Ich war es nicht.«

    »Wer war es dann?«

    »Ich war es nicht, der sie genommen hat.«

    »Wer hat sie dann genommen?«

    Bauch zuckt, ich schwitze, es riecht nach Ekel, die Köcherfliege scheißt noch mehr, Zucken im Bauch …

    »Die Möwe. Die Möwe hat sie genommen.«

    »Jetzt hör auf, Witze zu machen.«

    »Es war die Möwe.«

    »Jetzt hör endlich auf.«

    Bauch zuckt, die Köcherfliege scheißt …

    »Die Möwe hat sie genommen.«

    »Jetzt hör auf.«

    Bauch zuckt, die Köcherfliege scheißt, ich schwitze, Kopfschmerzen …

    »Die Möwe hat sie genommen …«

    »Schluss jetzt …«

    »Die elende Möwe kam angeflogen und hat …«

    »Möwen nehmen keine Mathearbeiten mit, und jetzt hörst du auf mit …«

    »Die Möwe kam angeflogen, hat die Mathearbeit zusammen mit den Handschuhen genommen und ist nach Island geflogen und hat die halbe Insel vollgekotzt …«

    Ich verlasse das Klassenzimmer und verstecke mich unten beim Werkraum, direkt an der Tür. Ich lehne mich gegen die Wand, horche, nehme das Ventilatorengeräusch in mich auf, so schön und sanft, gedämpft und beruhigend, ready for take-off – Zucken im Bauch, Geräusch.

    Erleichterung. Schön. Angriff vorüber. Ich würde gern schlafen.

    Das Känguru erwischt mich eine halbe Stunde später, als ich gerade mit dem Bauer-Schläger und einer Milchtüte als Puck einen Schlagschuss trainiere. Ich versuche zu erklären, dass die Milchtüte voll sein muss, ein leeres Milchpaket hat nicht dasselbe Gewicht wie ein volles, die Härte des Schlagschusses wäre also nicht dieselbe. Das Känguru ist nicht sauer, nicht böse. Eher bestimmt als böse. Der Ärger scheint sich gelegt zu haben, wahrscheinlich hat das Butterbrot zum Mittag dabei geholfen. Ich soll nach der Mittagspause in das Zimmer des Rektors kommen. Dem Gespräch mit dem Rektor messe ich keine große Bedeutung bei. Es sind all die wunderbaren Gerüche, auf die ich mich so freue – das Sofa und die Bücher, der Tisch und die Auslegeware, die Backpflaumen und yes Sir .

    Der Rektor ist schon in seinem Zimmer, steht am Fenster, sieht auf den Fluss hinaus. Vor mir war wieder

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