Herr und Frau Hase - Die Superdetektive
die Entführer ja unter Drogen gesetzt, damit wir sie für Füchse halten?«
»Wie kommen wir eigentlich zu Onkel Runyon?«, fragte Mildred. »Flo, wenn wir auf ’nem Trip sind oder träumen, dann könnten wir uns doch einfach hinbeamen, oder?« Sie machten die Augen zu und probierten es.
»So was Hirnverbranntes«, sagte Herr Hase.
»Ich weiß.« Marlene seufzte. »Aber Erwachsene tun sich anscheinend doch schwer damit, an sprechende Tiere zu glauben.«
»Mit wem redest du denn da?«, fragte Mildred.
»Hört mal«, sagte Marlene. »Ihr glaubt zwar, ihr träumt, aber bitte tut jetzt einfach, was ich sage. Die Hases können euch hinfahren. Es wird etwas eng, aber ihr könnt euch zu zweit in Herrn Hases Smart quetschen. Ich setze mich bei Frau Schotendotterhase hinten auf den Roller.«
»Beamen ist zwar umweltfreundlicher, aber was soll’s«, sagte Flo achselzuckend.
»Wir müssen uns nur beeilen«, sagte Marlene. »Frau Hase muss rechtzeitig zur Parade für Prinz Charles in Comox sein.«
»Mann, jetzt träumen wir schon, ey, und du denkst immer noch an diesen Prinzen«, sagte Flo. »Der ist wohl so was Besonderes, dass er dir sogar im Traum erscheint.«
Frau Hase sträubte das Fell. »Und ob Prinz Charles was Besonderes ist! Er hat sich seinen Job nicht ausgesucht, er wurde hineingeboren. Aber er macht ihn trotzdem. Sein Leben lang geht er zu öden Feiern und offiziellen Anlässen und Ehrungen, und zwar nicht, weil er sich selbst für was Besonderes hält, sondern weil ihn die anderen für was Besonderes halten, und dadurch, dass er dort auftaucht, dürfen die sich dann als was Besonderes fühlen. Vielleicht siehst du das mal so«, fügte sie mit Nachdruck hinzu.
Was Flo und Mildred natürlich wieder nicht verstanden. Sie hörten nur aufgeregtes Hasengequieke. Aus lauter Frust trat diesmal Frau Hase ihnen gegen die Schienbeine.
»Aua!«, sagte Flo.
»Aua!«, sagte Mildred.
»Frau Hase!«, sagte Herr Hase staunend. »So kenne ich Sie gar nicht. Aber ich muss sagen, Hut ab.«
»Du liebe Zeit«, sagte Frau Hase erschrocken. »Schafft mir die beiden schleunigst aus den Augen. Sonst werde ich noch handgreiflich. Fahr du sie zu Onkel Runyon, ich nehme mit Marlene und Frau Schotendotterhase den Roller. Ich muss sowieso noch was abholen, bevor wir nach Comox fahren. Wir sehen uns zu Hause, Herr Hase.«
»Bist du sicher, dass du nicht mit auf die Abschlussfeier willst?«, fragte Marlene ihren Vater, als er ins Auto stieg.
»Ich denke nicht dran«, sagte Flo. »Nicht mal im Traum, ey.«
»Vielleicht sollte ich Flo bitten, Onkel Runyon zu erzählen, falls der schon wieder bei Bewusstsein ist, dass ich Tiersprachen verstehe«, flüsterte Marlene Herrn Hase zu. »Onkel Runyon meinte, die Wissenschaft sucht solche Leute. Ich könnte für seine Forschung entscheidend sein.«
Herr Hase packte Marlene unsanft am Knöchel und zog sie beiseite.
»UM GOTTES WILLEN, erzähl BLOSS NIEMAND davon!«, flüsterte er eindringlich. »Weißt du, was die Herren Wissenschaftler dann mit dir machen? Sie stecken dich in einen Käfig und beobachten dich. Piksen und stupsen dich und geben dir alle möglichen Spritzen, und wenn sie mit dir fertig sind, landest du auf dem Müll. Tut mir leid, wenn ich dir das so drastisch schildere, aber du sollst wissen, wie wichtig es ist, Stillschweigen zu bewahren. So was wird mit uns Hasen reihenweise gemacht, Marlene.«
Marlene wurde bleich. Nicht weil sie Angst hatte, man könnte sie in einen Käfig stecken, sondern weil ihr plötzlich bewusst wurde, was ihre Gattung den Hasen alles antat. Womöglich landeten auch die Hases irgendwann in einem Käfig, zu Forschungszwecken!
»Du hast Recht«, sagte Marlene zu Herrn Hase. »Ich verrate kein Wort.«
Dann verabschiedete Marlene sich von ihren Eltern, stieg zu Frau Schotendotterhase und Frau Hase auf den Roller, und ab ging’s nach Hause. Herr Hase schnallte, ohne Flos Kommentare von wegen cooler Retrotreter zu beachten, seine Discostiefel an und fuhr, so schnell er konnte, zu Onkel Runyons Schloss.
Als sie ankamen, saß Onkel Runyon im Garten; er war nämlich vor kurzem aus seinem Koma aufgewacht. Flo und Mildred berichteten in Kurzfassung, was passiert war. Flo bestand darauf, dass er alles nur geträumt habe, und Onkel Runyon bestätigte, dass man sich mit hohem Fieber alles Mögliche einbilden könne. Keiner wollte für möglich halten, dass alles sich tatsächlich so zugetragen hatte.
»Wie war denn dein Koma, ey?«, fragte Flo.
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