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Herren des Wetens

Herren des Wetens

Titel: Herren des Wetens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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ebenso, daß hinter ihnen immer noch nichts von den drasnischen Lanzern unter General Haldars Führung zu sehen war.
    Als sie am zweiten Tag Mittagsrast machten, kam Polgara ernst auf Garion zu. Ihr blauer Umhang schien mit dem hohen Gras zu wispern, und ein leichter Wind trug ihren vertrauten Duft voraus.
    »Gehen wir ein bißchen herum, Garion«, forderte sie ihn auf. »Wir müssen uns über etwas unterhalten.«
    »Gut«, antwortete er knapp, ja fast brüsk.
    Da tat sie etwas, das sie in den vergangenen Jahren selten getan hatte. Mit ernster Zuneigung hängte sie sich bei ihm ein. Sie entfern-ten sich von der Armee und dem Rest ihrer Freunde und stiegen einen grasbewachsenen Buckel hoch.
    »Du bist in den letzten Wochen sehr grimmig geworden, Liebes«, sagte sie, als sie auf der Kuppe stehenblieben.
    »Ich glaube, dazu habe ich ausreichend Grund, Tante Pol.«
    »Ich weiß, daß all dies dich tief getroffen hat, Garion, und daß Wut in dir tobt, aber laß nicht zu, daß sie dich zum Barbaren macht.«
    »Tante Pol, ich habe nicht damit angefangen«, erinnerte er sie.
    »Sie haben versucht, meine Frau zu töten. Dann ermordeten sie einen meiner engsten Freunde und versuchten, mich gegen Anheg aufzuhetzen. Und jetzt haben sie meinen Sohn entführt. Meinst du nicht, daß da eine kleine Strafe angebracht ist?«
    »Vielleicht«, antwortete sie und blickte ihm fest ins Gesicht. »Aber du darfst dich nicht von deiner Empörung übermannen und zu Entscheidungen verleiten lassen, die zu Blutbädern führen. Du hast ungeheure Kräfte, Garion, und könntest sie leicht benutzen, deinen Feinden Schreckliches zuzufügen. Wenn du das tust, werden diese Kräfte dich zu etwas so Abscheulichem machen, wie Torak es war.
    Du wirst anfangen, Freude an den Greueln zu empfinden, die du verursachst, und mit der Zeit wird diese Art von Freude Besitz von dir ergreifen.«
    Er starrte sie an, erschrocken über die Eindringlichkeit ihrer Stimme und die Art, wie ihre weiße Strähne plötzlich zu flammen schien.
    »Es ist eine echte Gefahr, Garion. Auf gewisse Weise befindest du dich jetzt in größerer Gefahr als zu der Zeit, da du Torak gegenü-
    bergestanden hast.«
    »Ich werde sie nicht ungeschoren davonkommen lassen«, sagte er hart. »Nicht nach allem, was sie getan haben!«
    »Das verlange ich ja auch nicht. Liebes. Wir werden bald vor Rheon sein, und es wird zum Kampf kommen. Du bist ein Alorner, und Kampf begeistert dich. Du sollst mir nur versprechen, daß du dich von dieser Begeisterung und deinem Grimm nicht zu brutaler Grau-samkeit hinreißen läßt.«
    »Nicht, wenn sie sich ergeben«, antwortete er steif.
    »Und was dann? Was wirst du mit den Gefangenen machen?«
    Er runzelte die Stirn. Darüber hatte er noch nicht nachgedacht.
    »Der Bärenkult besteht zum größten Teil aus Unwissenden und Fehlgeleiteten. Sie sind so von einer einzigen Idee beherrscht, daß sie das Ausmaß ihres Handelns überhaupt nicht begreifen können.
    Willst du sie für ihre Dummheit niedermetzeln? Dummheit ist bedauerlich, aber sie verdient wohl kaum diese Art von Strafe.«
    »Was ist mit Ulfgar?« fragte er scharf.
    Sie lächelte düster. »Das ist eine andere Sache.«
    Ein großer Falke stieß aus dem bedeckten Himmel herab. »Was haben wir da?« "fragte Beldin, während er schimmernd seine eigene Gestalt annahm. »Ein kleines Familientreffen?«
    »Wo warst du, Onkel?« fragte Polgara ihn ruhig. »Ich bat die Zwillinge, dir auszurichten, daß du dich uns anschließen möchtest.«
    »Ich bin eben erst von Mallorea zurückgekehrt«, brummte er und kratzte sich am Bauch. »Wo ist Belgarath?«
    »In Val Alorn. Und von dort will er nach Mar Terrin. Er versucht der Spur zu folgen, die in den Mysterien verborgen sein soll. Du hast erfahren, was passiert ist?«
    »Das meiste jedenfalls, glaube ich. Die Zwillinge haben mir die Stelle gezeigt, die im Mrin-Kodex verborgen gewesen war, und ich hörte vom Mord am Rivanischen Hüter und der Entführung von Belgarions Sohn. Ihr marschiert gegen Rheon?«
    »Natürlich«, antwortete sie. »Die Stadt ist die Quelle des Übels.«
    Der Bucklige musterte Garion nachdenklich. »Du bist sicher ein ausgezeichneter Taktiker, Belgarion«, sagte er. »Aber in diesem Fall verstehe ich deine Überlegungen nicht.«
    Garion blickte ihn erstaunt an.
    »Du beabsichtigst, überlegene Kräfte in einer befestigten Stadt anzugreifen, richtig?«
    »Ich nehme an, so könnte man es nennen.«
    »Warum lagert dann die Hälfte deiner

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