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Herrengedeck

Herrengedeck

Titel: Herrengedeck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Tamm
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ehrlich gesagt, siehst du aus, als könntest du es vertragen, ein paar Monate drauf zu verzichten. Aber ich würde trotzdem gerne mit dir zum Italiener gehen!«
    Birgit. Sie trägt ein geblümtes Sommerkleid im Fünfzigerjahre-Stil, dazu Ballerinas mit Ringelsöckchen und eine Sonnenbrille auf der Nase. »Einverstanden. Und die böse Bemerkung wegen dem Mittagessen überhöre ich. Außerdem bestelle ich mir nur einen Salat und du nimmst die große Pizza, und wenn du dann nach einem Stück nicht mehr kannst, bin ich so nett, deine Reste aufzuessen. So machen wir das doch schließlich immer. Meine Höflichkeit ist also der Grund für mein leichtes Figurproblem.«
     
    13:54 Uhr: Frauen sind hinterhältig. Birgit isst ihre Pizza ganz alleine und lässt mich mit meinem Insalata mista dahinvegetieren.
Wenigstens übernimmt sie am Ende die Rechnung. Und sie entschädigt mich durch eine nette Plauderstunde, die wir anschließend in der Sonne im Bistro verbringen. Stelle mal wieder fest, dass Birgit die Kandidatin Nummer eins ist. Und wenn meine Antennen nicht Unsinn melden, dann stehe ich bei ihr auch ganz oben auf der Liste. Muss allerdings aufs Gas drücken. Sonst dauert es noch Monate bis zum ersten Händchenhalten, Jahre bis zum ersten Kuss, und ein Millennium bis zum ersten Sex. Und so viel Zeit habe ich nicht. Werde mir etwas einfallen lassen. Aber nicht heute. Heute bin ich ausgebucht. Habe am Abend mehr Dates als der Top-Mitarbeiter einer Escortagentur.
     
    20:27 Uhr: Mein erstes Onlinedate. Ich komme fast eine halbe Stunde zu spät, aber das scheint Angela nicht weiter zu stören. Sie ist Krankenschwester, steht auf Mystery-Serien wie Buffy und Ghost Whisperer , fährt gerne nach Schweden und hört am liebsten Heavy-Metal-Musik. Als ich mich hinsetze, sieht sie mich aus zusammengekniffenen Augen an und fragt: »Bist du ein Ritzer?«
    »Ein was?«
    »Na, so ein Typ, der sich selber Wunden zufügt und das klasse findet.«
    »Du meinst, weil ich so aussehe? Wegen der Wunden in meinem Gesicht? Quatsch, nein. Das war ein Unfall.«
    »Schade. Brauchst du trotzdem’ne Blutspende?«
    Noch bevor ich antworten kann, hat sie sich mit einer Rasierklinge die Daumenkuppe angeritzt und hält sie mir zum Auslutschen hin. Erst jetzt bemerke ich den Button an ihrer Jacke, auf dem Empire of Vampires steht.

    »Du, ich steh nicht so auf Gothic«, erkläre ich ihr.
    »Ist ja auch Kinderkacke. Ich mein’s voll ernst, Süßer. Ich will dich beißen.«
     
    21 Uhr: Das zweite Date. Kirsten ist erst einundzwanzig, aber die E-Mails, die wir in den vergangenen zwei Tagen ausgetauscht haben, zeigten uns, dass eine tiefe geistige Verbindung zwischen uns besteht. Sie studiert Philosophie an der Universität, trinkt gerne Sekt, mag Wassersport, spricht französisch und griechisch und fährt im Urlaub am liebsten nach Ibiza. »Und worauf stehst du so?«, ist eine der ersten Fragen, die sie mir stellt.
    »Ich weiß nicht. Zusammen fernsehen, Ausflüge machen, Kino. So was halt.«
    Sie rollt genervt mit den Augen. »Ich meine, worauf stehst du im Bett?«
    Ich sehe sie verblüfft an und versuche es dann mit: »Sex?«
    »Mann, Typ. Das ist schon klar. Aber was für eine Sorte Sex? SM, Hardcore, Lack, Blümchen?«
    »Blümchen?«
    »Das dachte ich mir.«
    »Hey, Moment mal. Ich habe nicht gesagt, dass ich darauf stehe. Ich fand es nur lustig, dass du das aufzählst, als wäre es genauso bizarr wie der ganze andere Kram.«
    »Ist es ja auch. Aber aus uns wird trotzdem nichts. Ich merk das. Wir haben einfach keinerlei Gemeinsamkeiten.«
    »Doch! Du hast geschrieben, dass du auf James Bond stehst. Genau wie ich.«
    Sie sieht mich zweifelnd an. »Bondage. Ich habe Bondage geschrieben.«

    »Ist das nicht dasselbe?«
    »Ich muss jetzt los.«
    »Schade. Aber vielleicht treffen wir uns ja noch mal.«
    »Vergiss es.«
     
    22 Uhr: Das dritte Date. Olga kommt aus Weißrussland. Sie sieht ziemlich gut aus und ich mag auf Anhieb ihren herben Akzent, mit dem sie mich fragt: »Wo willst do maaachen, Süßerrrr? Glaich hier? Oder willlst do zu mirrrrr gähn?«
    »Na, du gehst aber ran!«
    »Klarrrrr. Zeit ist Gäld!«
    »Moment mal. Du kommst doch von Datingcafé, oder?«
    »Aberrrr nein. Du hast gemacht unserrr Date bei Wäwäwä Punkt Gaile Stuten Dä ä.«
    »Oh, verdammt. Das tut mir leid«, sage ich und ärgere mich über mich selbst. Als ich unser Date gestern Nacht vereinbart habe, habe ich vorher noch ein paar Bilder angeguckt. Muss dann wohl auf der

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