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Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition)

Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition)

Titel: Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Henner Hess
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widersprechen. Die Oberstaatsanwältin begann, in ihren Notizen zu stöbern.
    »Ich habe die Nacht genutzt, um ein paar Recherchen anzustellen, die eigentlich in Ihren Zuständigkeitsbereich fallen. Aber wenn Sie Ihre Mitarbeiter lieber ins Wochenende schicken, als einen Mordfall aufzuklären …«
    Dem Kriminalrat blieb der Mund offen stehen. »Vor Montag sollten die Ergebnisse nicht da sein. Ich wüsste nicht, was wir bis dahin …«
    Die Oberstaatsanwältin unterbrach ihn barsch: »Von den siebenundneunzig männlichen Personen, die bisher nicht an den Reihenuntersuchungen teilgenommen haben, wohnen allein neununddreißig in den Seniorenresidenzen ›Waldfrieden‹ und ›Goldener Herbst‹. Stimmen Sie mir zu, dass wir die von der Liste der Verdächtigen streichen können?«
    Der Kriminalrat nickte verdattert.
    »Gut. Zwei der restlichen Herren haben denselben Wohnsitz. Gehen wir mal davon aus, dass es sich hierbei um Homosexuelle handelt. Die passen wohl auch eher nicht in unser Täterprofil. Sind Sie noch bei mir?«
    Der Recknagel hasste schon jetzt diesen arroganten Tonfall, mit dem die Gundelwein ihre geistige Überlegenheit demonstrierte. Und es wurde noch schlimmer: »Dazu gesellen sich noch dreiundzwanzig notorische Querulanten und Säufer, unsere Dauerklienten. Die würden sowieso nie an etwas teilnehmen, was die Polizei von ihnen fordert. Und sei es die Evakuierung des Planeten. Bleiben noch …«
    Sie stockte, doch der Kriminalrat hatte mitgerechnet. »Dreiunddreißig«, brummte er. In Mathe hatte er aus der Schule stets eine Eins mitgebracht.
    Die Oberstaatsanwältin nickte. »Und diese dreiunddreißig Personen habe ich mir mal genauer angeschaut. Dreißig von denen leben seit Jahr und Tag in der Stadt, ohne je straffällig geworden zu sein. Zwei sind vorbestraft, einer wegen Trunkenheit am Steuer und einer wegen unterlassener Unterhaltszahlungen.«
    »Und Nummer dreiunddreißig?«
    »Ein gewisser René Schmidtkonz. Er ist hier aufgewachsen, lebt aber nach längerer Abwesenheit erst seit Kurzem wieder hier.«
    Langsam wurde der Recknagel tatsächlich fast neugierig, so ähnlich wie früher bei Derrick , kurz bevor die Lösung des Falls präsentiert wurde. Die Oberstaatsanwältin war von ihrer eigenen Brillanz berauscht. Sie beugte sich mit ihrem mächtigen Oberkörper vor, sodass der Recknagel ihren Busenansatz sehen musste.
    »Und jetzt halten Sie sich fest! Das ist niemand anderes als der Referendar, der bei der Kollegin Kminikowski in der Ausbildung war. Er entspricht exakt dem Profil: ein junger, triebgesteuerter Täter mit Minderwertigkeitskomplexen. Ich hab mir seine Akte angesehen. Ziemlich schlechte Noten in letzter Zeit …«
    Die Oberstaatsanwältin wippte zurück und sah den Kriminalrat mit unverhohlenem Triumphgefühl an. »Jetzt sagen Sie nicht, der hat von den Reihenuntersuchungen nichts mitbekommen!«
    Der Recknagel blieb erst mal skeptisch, schon aus Prinzip. »Immerhin möglich, dass er Muffensausen hat, weil er mal heimlich die Robe von seiner Chefin übergezogen hat. Sollen ja die merkwürdigsten Dinge passieren …«
    Die Oberstaatsanwältin schüttelte unwillig den Kopf. »Wenn das Sperma von ihm stammt, ist er so gut wie überführt.«
    Der Recknagel hatte keine Lust auf eine Diskussion. Die Kopfschmerzen waren immer noch präsent. »Was schlagen Sie vor?«, fragte er, obwohl er es sich schon denken konnte.
    »Schnappen Sie sich ein paar Beamte und führen Sie eine Zeugenbefragung durch. Und falls sich konkrete Verdachtsmomente ergeben, machen Sie Nägel mit Köpfen.« Die Oberstaatsanwältin konnte sich den Zusatz nicht verkneifen: »Und vergessen Sie nicht, ihn über seine Rechte aufzuklären!«
    Der Kriminalrat steckte auch diese Belehrung gleichmütig ein wie ein schlechter Schüler, der es im Leben viel weiter bringen wird als die Lehrerin. Ob er den René Schmidtkonz heute befragte oder morgen spielte ermittlungstaktisch keine Rolle. Aber wegen solch unwichtiger Details würde er sich nie und nimmer mit der Oberstaatsanwältin streiten. Eine Kraftprobe wäre ohnehin nicht gut für ihn ausgegangen, bei den Muskelbergen, die dieses riesige Frauenzimmer mit sich rumschleppte.
    Recknagel setzte sich in den übermotorisierten Dienstwagen und fuhr durch die leeren Straßen zur Meldeadresse des Referendars in der Sachsenstraße. Er parkte den Schlitten und stieg aus. Früher waren in dieser engen Straße kleine und größere Busse, Marke Ikarus, in alle Richtungen abgefahren; den

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