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Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition)

Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition)

Titel: Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Henner Hess
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Gewissen im Gesicht, den der Fickel die ganze Zeit über gesucht hatte!
    Jetzt begann es beim Fickel zu rattern, und da fiel ihm blitzartig ein, dass der Kminikowski bei dem Bankett zu Ehren der scheidenden Amtsgerichtsdirektorin auch erst etwas später eingetroffen war. Aber vielleicht hatte der Landrat während der Beisetzung seiner Frau ja nur an all seine Verfehlungen in fremden Federn gedacht, die man ihm nachsagte, und fühlte sich deshalb zwischen seinen Schwiegereltern moralisch unter Druck gesetzt.
    Die Menge verlief sich nach dem Ende der Zeremonie schnell in alle Richtungen. Aus den Häusern rings um den Friedhof roch es schon mächtig nach Schweinebraten und Rotkohl, und das hatte bei den Trauergästen offenbar den Appetit geweckt. Als Letzte stiegen die Hinterbliebenen und engsten Freunde der Verstorbenen in ihre SUV s und Limousinen und brausten Richtung Landsberg davon, wo laut Presseberichten der Leichenschmaus stattfinden sollte.
    Der Fickel hätte beinahe seinen Augen nicht getraut, als ihm das Nummernschild des Dienstwagens vom Landrat ins Auge fiel, denn an der Stoßstange seines BMW s prangte das amtliche Kennzeichen: SM – GV 69. Nur ein Schelm wäre da auf die Idee kommen, die Kombination könnte für etwas anderes stehen als » S chmalkalden- M einingen, G emeinde- V ertretung« sowie das Geburtsjahr des Landrats: 19 69 .
    Als der Fickel gerade in seinen beigebraunen Wartburg einsteigen wollte, der dank einer gehörigen Portion Vitamin B immer noch das längst überholte Kennzeichen MGN [ 25 ] auf dem Nummernschild trug, zögerte er plötzlich. Dann schlug er die Tür wieder zu und ging zu dem mit Tausenden Blumen übersäten frischen Grab der Kminikowski zurück. Genau an der Stelle, wo der Landrat Kminikowski die Beileidsbekundungen entgegengenommen hatte, bückte er sich und untersuchte den Boden, als würde er dort Regenwürmer zum Angeln sammeln. Doch er zückte lediglich sein Schweizer Taschenmesser, das er, wie erwähnt, wegen des praktischen Zahnstochers neuerdings immer bei sich führte, und begann, mit dem ebenfalls integrierten Lineal einen sich im weichen Kies scharfkantig abzeichnenden Schuhabdruck zu vermessen.
    Plötzlich stand der Recknagel, der das sowjetische Ehrenmal inzwischen nicht nur von Unkraut, sondern auch von einigen Graffitis befreit hatte, hinter ihm: »Na, was verraten die Spuren des weißen Mannes meinem Skatbruder?« Der Fickel erhob sich ohne übertriebene Eile aus der Hocke.
    »Genau hier hat vorhin der Landrat Kminikowski gestanden – Schuhgröße zweiundvierzig oder dreiundvierzig. Vielleicht auch zweiundvierzigeinhalb!«
    »Was Sie nicht sagen«, brummte der Recknagel. »Und nu?«
    Die beiden musterten sich, und jeder versuchte die Gedanken des anderen zu erahnen. Beim Fickel war es nicht sonderlich schwer.
    »Weder am Tatort noch an der Leiche der Kminikowski haben wir den geringsten Krümel DNA von ihrem Mann gefunden«, erklärte der Kriminalrat.
    »Komisch, oder?«, entgegnete der Fickel. Der Recknagel blickte fragend.
    »Ich wette zwanzig Euro, dass wir auf Ihrem Hemd die DNA von Ihrer Frau finden würden.«
    Der Recknagel winkte müde ab. »Und was folgern Sie daraus?«
    »Dass die Ehe der Kminikowskis anscheinend nicht so perfekt war wie Ihre«, erklärte der Fickel.
    Der Recknagel lachte dröhnend, Friedhof hin oder her. »Da werden Sie auch schwer eine finden«, behauptete er gemütlich.
    »Man findet eben nur das, wonach man sucht«, erwiderte der Fickel, schon etwas polemischer. »Bis jetzt haben Sie nur einen Verdächtigen, von dem das Sperma an der Robe stammt …«
    »Es gibt keinerlei Anhaltspunkte, dass noch eine andere Person am Tatort war«, unterbrach ihn der Recknagel eine Spur zu ungeduldig, während es aus seiner Jackentasche frappierend nach Himbeer roch.
    Der Fickel überlegte einen Moment, ob er den Kriminalrat über die mögliche Affäre seines Mandanten mit dessen Ausbilderin ins Vertrauen ziehen sollte. Aber er fürchtete, die Oberstaatsanwältin könnte zu früh davon erfahren, und deshalb hielt er wohlweislich die Klappe. Der Kriminalrat wiederum spürte, dass der Fickel mehr wusste, als er ihm sagte.
    »Haben Sie denn Ihren Stalker gefunden?«, fragte er forschend.
    Der Fickel verneinte. Der Recknagel sah ihn prüfend an.
    »Falls Sie etwas rausfinden, lassen Sie’s mich wissen! – Die Kripo hat ganz andere Möglichkeiten.«
    »Grundsätzlich gern«, erwiderte der Fickel. »Aber, Sie wissen ja: Mein Vertrauen in die

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