Herrentag: Anwalt Fickels erster Fall (German Edition)
zusammen, um nicht zu sagen intim . Der moderne, aber auf historisch getrimmte Bau erinnerte wahlweise an Forsthaus Falkenau oder die Schwarzwaldklinik und bot einen spektakulären Blick auf den Doppelgipfel von Schneekopf und Großem Beerberg [ 40 ]. Und wie es sich für ein Fünf-Sterne-Haus gehörte, stand auch ein livrierter Portier vor der Tür.
Der Kerl rümpfte natürlich etwas die Nase, als der Fickel mit seinem nicht gerade emissionsarmen Oldtimer vorfuhr. Wobei: Gerade die Superreichen hatten ja manchmal die merkwürdigsten Spleens, und obwohl sie zu Hause einen Ferrari in der Garage hatten, fuhren sie vielleicht lieber mit einem beigebraunen Wartburg 353 Tourist spazieren, während die Prostituierten neuerdings im Jaguar anreisten.
Der Fickel wollte den Portier nicht weiter in Verlegenheit bringen und fuhr seinen »Schlitten« kurzerhand selbst in die Tiefgarage. Mit einer Lenkradschaltung konnte ja kaum noch einer umgehen heutzutage, und so ein Wartburg-Getriebe war im Grunde fast nicht mehr zu ersetzen. Überflüssig zu erwähnen, dass die Sicht in der Tiefgarage durch Fickels Erscheinen stark eingeschränkt wurde. Weil er nun schon mal hier war, ergriff der Fickel gleich die Gelegenheit beim Schopfe und schaute sich noch ein wenig da unten um. Und wie er es nicht anderes erwartet hatte, parkte zwischen allerlei anderen Repräsentationskarossen und Sportschlitten auch ein dunkler BMW mit dem amtlichen Kennzeichen SM–GV 69. Aber merkwürdig: Als der Fickel an der Rezeption nach einem gewissen Landrat Kminikowski fragte, war die Rezeptionistin ziemlich kurz angebunden: »Sie wissen ja, dass wir keine Auskünfte geben dürfen.« Wie sie darauf kam, ausgerechnet den Fickel für einen Paparazzo zu halten, blieb ihr Geheimnis. Aber ehe er sich mit seinen Fragen vollends suspekt machte, kratzte der Fickel seine paar Groschen zusammen und buchte kurz entschlossen das einzige freie Zimmer, und zwar ausgerechnet die Martin-Luther-Suite. Von dem Geld hätte der Fickel theoretisch auch eine Woche nach Mallorca fliegen können. Aber als Anwalt durfte einem für die Gerechtigkeit eben kein Opfer zu groß sein!
Die Rezeptionistin betätigte eine Klingel, und prompt erschien ein livrierter Hotelboy auf der Bildfläche, der dem Fickel ungefragt seinen kleinen Rucksack bis zur Luxussuite schleppte. An der Tür stellte sich der Fickel zuerst ein bisschen blöd an, denn: Wie bekommt man jetzt mit so einer Magnetkarte das Schloss auf? Der Hotelboy stand grinsend daneben, bis er den Fickel endlich mit kaum zu überbietender Arroganz erlöste und deswegen mit einem unverschämt niedrigen Trinkgeld wieder abziehen musste. Als »Rache des kleinen Mannes« verriet er dem Fickel dafür nicht mal, dass er die dämliche Magnetkarte in den kleinen Schlitz im Lichtschalter einführen musste, um den Elektro-Hauptschalter zu betätigen. Das herauszufinden, kostete den Fickel dann mindestens eine Viertelstunde.
Dafür wurde er sofort mit einem warmen Licht und leiser Klaviermusik belohnt. Im Schlafzimmer empfing ihn als »Empfehlung des Hauses« ein Piccolo Champagner – ganz als wäre er ein x-beliebiger Oligarch oder Politiker. Der Fickel zögerte natürlich keine Sekunde, der Empfehlung nachzukommen, und stürzte den Veuve Clicquot runter, als sei es »Kröver Nacktarsch«, und dann gleich noch einen Nordhäuser Doppelkorn aus der Minibar obendrauf, um wieder auf den Boden der Tatsachen zu kommen. Danach musste er einfach kurz auf dem Wasserbett probeliegen und sich mit all den TV -Kanälen vertraut machen, für die man sonst bezahlen musste. Um ein Haar wäre er bei der sanften Dünung des Wasserbettes eingeschlafen.
Zum Glück erinnerte sich der Fickel noch rechtzeitig daran, dass er ja eigentlich nicht zum Spaß hier war. Und da sich im selben Moment auch sein Magen meldete, der seit der Bratwurst im »Henneberger Haus« im Leerlauf lief, raffte er sich auf und machte sich kurze Zeit später auf den Weg ins Hotelrestaurant. Natürlich versagte er erneut komplett, als er tatsächlich versuchte, mit der Magnetkarte seine Tür abzuschließen.
Aber wie es manchmal so ist: Wenn man schon mal in einer Fünf-Sterne-Luxus-Bude abstieg, war genau an dem Abend ausgerechnet der Bereich mit der besten Aussicht abgesperrt – wegen »Geschlossener Gesellschaft«. Aber der Fickel reimte sich natürlich gleich eine Verbindung mit der Tagung des SM -Klubs zusammen und platzierte sich in Sichtweite der Tür. Die Kellnerin, die zwei Minuten
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