Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
Vom Netzwerk:
Dorothee Allgäuer im Online-Register. Ja, richtig geschrieben. Natürlich. Er sei zwar Weißrusse, aber das bedeute nicht, dass er nicht einen Namen von einem Zettel abtippen konnte.
    Hartinger ging wieder über die Straße und klingelte ungeduldig.
    DRÜÜÜÜÜCK -  - DRÜÜÜÜÜCK -  - DRÜÜÜÜÜCK -  - DRÜÜÜÜÜCK -  - DRÜÜÜÜÜCK -  - DRÜÜÜÜÜCK.
    Nichts. Der Abend schien gelaufen.
    Eine alte Frau mit einem Pudel kam die Stufen des Treppenhauses herab, öffnete von innen die Tür und ging an Hartinger vorbei auf die Straße. Bevor die Tür wieder zuschlug, hatte Hartinger seinen Fuß drin. Er wartete, bis die Dame ein paar Meter weiter war, damit sie keine Zicken machte, wenn ein etwas seltsam gekleideter Mann in ihrem Hauseingang verschwand, dann drückte er sich in den Flur. Er zog eine Nase Treppenhausluft ein. Entweder er bildete es sich ein, oder es roch zwischen den Putzmittel- und Essensdüften nach Dottis Parfüm.
    Sie war also da gewesen. Natürlich war sie da gewesen. Er hatte sie gesehen. Dort hinten, im Lift war sie verschwunden. Das hatte er durch die Glastüre am Eingang sehen können. Selbst von der anderen Straßenseite aus. Sie war es doch gewesen?
    Hartinger würde es bald herausfinden. Er ließ aus Trainingsgründen den Aufzug links liegen und stieg die Treppe hinauf. Fünfter Stock. Er schnaufte. Endlich kam er oben an. »D. Allgäuer« stand auf dem Schildchen neben der Wohnungstür.
    Er klingelte erneut. Diesmal wieder nur ein zartes Klingeln – drück. Die Klingel sprang auf den elektrischen Impuls an, durch die Wohnungstür konnte er es hören. Also nicht abgestellt.
    Was er nicht hörte, waren Schritte hinter der Tür. Auch nicht nach zwanzig Sekunden und einem weiteren Klingeln.
    DRÜÜÜÜÜCK -  - DRÜÜÜÜÜCK.
    Er pochte mit den Knöcheln der rechten Hand fest gegen die Tür.
    Nichts.
    Kopfhörer? Laute Musik?
    Was sollte er jetzt tun? Vor der Tür sitzen und warten? Warten war vielleicht eine gute Idee. Aber nicht hier. Wenn, dann drüben in der Kaffeebar.
    Seine Vorfreude auf Dotti, auf den Sex mit ihr und seine durch Enthaltsamkeit, Adrenalin und Koffein aufgeplusterte Männlichkeit entwichen aus ihm wie die Luft aus einem Gummiboot, bei dem der Stöpsel gezogen wurde.
    Nach unten konnte er ja den Aufzug nehmen, dachte er sich. Er drückte den Knopf. Auf der Ziffernleiste über der Tür leuchteten nacheinander G – K – E – 1 – 2 – 3 – 4 – 5. Auf der 5 verharrte das Licht. Die äußere Lifttür schob sich zur Seite. Die beiden Flügel der inneren Aluminiumtüren taten es ihr gleich.
    Da berührte ihn jemand von hinten an der Schulter.
    Hartinger fuhr herum und ging in Abwehrposition.
    Da stand Dotti.
    »Du kannst einen erschrecken«, stöhnte er.
    »Entschuldige. Ich bin eingeschlafen. Und wenn ich mal schlafe, kann nebenan ein Haus einstürzen.«
    Hartinger musterte ihren Seidenkimono. Er musste sofort daran denken, was sie wohl darunter trug. Nichts, wie er hoffte.
    »Ich muss dir etwas erzählen. Komm rein, Gonzo.«
    Hartinger folgte artig. Er stellte seinen Rucksack neben die Garderobe und setzte sich an den kleinen Küchentisch. Dotti stellte ihm eine Dose Carlsberg hin. Sie selbst riss sich ein Red Bull auf.
    »Heute ist etwas vollkommen Unwahrscheinliches passiert«, begann sie. »Sie haben mich befördert. Stellvertretende Verwaltungsdirektorin bin ich jetzt.«
    »Gratuliere.«
    »Du hättest die Gesichter der anderen sehen sollen. Pures Entsetzen. Nachdem sie wochenlang den befürchteten Niedergang des Instituts mir persönlich angelastet haben.«
    »Wirst halt weggelobt. Ins Büro abgeschoben.«
    »Hm. Wahrscheinlich. Aber das eigentlich Sensationelle ist, dass der Prof aufhört. Geht nach Montreal. Er ist wie ausgetauscht. Total gelöst. Happy. Und, weißt du was? Er hat mich für Sonntag in die Berge eingeladen. Sein Onkel hat irgendwo eine Berghütte bei Garmisch, und da will er mit mir hinwandern. Es gibt so viel zu besprechen, das will er ohne Zeugen tun.«
    »Hört sich ja verschwörerisch an. Na, wenn er dir nur mal nicht seine Plattensammlung zeigen will.«
    »Quatsch. Der Prof doch nicht. Der ist doch ein Muster an Integrität. Wahrscheinlich will er mir nur sagen, was er von wem am Institut hält. Stellvertretende Verwaltungsdirektoren müssen ja wissen, auf wen Verlass ist und wen man zu fördern hat und wen nicht. Na ja, ein bisschen frische Luft tut mir bestimmt auch ganz gut. Das Wetter soll ja toll werden am

Weitere Kostenlose Bücher