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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Weilheim. Und zwar jetzt!«
    »Herr Hartinger, Sie sind lustig«, sagte eine der Beamtinnen. »Wissen Sie, welcher Tag heute ist?« Der Auftritt des nicht gerade als Polizistenfreund verschrienen Karl-Heinz Hartinger kam der Besatzung der Dienststelle reichlich suspekt vor. Und er hatte auch noch diesen kauzigen Heimatforscher und Exlehrer dabei, den man aus dem Tagblatt kannte.
    »Glauben Sie ihm. Es ist ein Verbrechen im Gange, wir brauchen Hunde, Hubschrauber, Hundertschaften!«, unterstützte dieser nun Hartingers Bemühungen, die Wachhabenden aufzurütteln.
    »Immer langsam mit den jungen Pferden.« Ein Kollege war aus einem der Büros hinter dem Tresen gekommen. Der Lärm im »Kontaktbereich« hatte ihn offenbar alarmiert. »Jakob Neumann, mein Name. Ich bin der ranghöchste Beamte heute. Bevor wir irgendwen anrufen, erzählen Sie mir Ihre Geschichte in aller Ruhe.«
    »Dafür ist keine Zeit, Mann!«, herrschte Hartinger den Jungspund an. »Eine Frau wurde sehr wahrscheinlich entführt. Ich kann mir auch vorstellen, wohin, und ich weiß auch, von wem!«
    »Sie können sich vieles vorstellen, das wissen wir, Herr Hartinger. Aber trotzdem, erzählen Sie. Sonst passiert gar nichts.«
    Hartinger versuchte, sich zusammenzureißen. Er fasste für Polizeiobermeister Neumann alles Relevante zusammen, erzählte von den Knochen der Franziska Stiller, von Svetlana Ryschankawa. Von Dorothee Allgäuer. Von Martin Bruckmayer. Von Anton Brechtl. Und von Klaus Suldinger. Und von den Tattoos in Form von Knastsprüchen und Petruskreuzen auf Felsen.
    Der junge Polizist Neumann konnte dem hin- und herspringenden Bericht sogar einigermaßen folgen. Bei den Tattoos merkte er sichtlich auf. Doch zuerst musste er noch einmal alles zusammenfassen. »Also ein Geheimbund, der Frauen foltert und umbringt, die außerhalb der gängigen Moralvorstellungen leben? Und mit einer Zentrale hier in Garmisch-Partenkirchen? Ist das nicht alles sehr weit hergeholt?«
    »Und wenn es weit hergeholt ist – ich erreiche die Frau Dr. Allgäuer nicht auf ihrem Handy. Die ist hierhergelockt worden. Von ihrem Chef. Der muss auch zu dem Club gehören. Sie ist sicher irgendwo versteckt, hängt gefesselt mit dem Kopf nach unten und wird gefoltert. Irgendwo dort hinten am Herrgottschrofen. In einer Hütte. Die gehört sicher dem Brechtl, es muss so sein. Verstehen Sie, Sie müssen ausrücken. Wenn sie nicht schon tot ist!« Hartingers Stimme überschlug sich mehrmals. »Sollte ich mich täuschen, dann nehme ich dies alles auf meine Kappe. Aber Sie müssen jetzt dieses Leben retten. Verstehen Sie?«
    »Ich kann Ihre Aussage aufnehmen und dann weiterleiten an die Kripo in Weilheim. Die werden das Nötige unternehmen.«
    »Sie verstehen also nichts. Wiederschaun.« Hartinger drehte sich um und stürmte aus der Polizeiinspektion. Frey hastete hinterher.
    »Ich muss wissen, wo der Brechtl eine Hütte hat«, sagte Hartinger, als er den Zündschlüssel drehte. »Und ich weiß auch, wen ich fragen muss.«
    Er schoss durch den Ort und über die Zugspitzstraße in Richtung Grainau. Hinter der Schmölz ratterte er über die Behelfsbrücke zur Tunnelbaustelle und fuhr nach links auf dem Forstweg in Richtung Herrgottschrofen. Die sonntäglichen Spaziergänger und Mountainbiker zeigten ihm mehrheitlich einen Vogel oder den Mittelfinger, als er an ihnen vorbeifegte.
    Er ließ den Herrgottschrofen rechts liegen und bremste hundert Meter weiter. Links unten war der Platz, an dem sie alle in der Nacht gezeltelt hatten. Natürlich brannte schon wieder das Lagerfeuer. Die Unermüdlichen saßen darum herum, soffen und ließen einen Joint kreisen. Ein Ghettoblaster spielte wohl zum tausendsten Mal seit dem Vorabend »The Weight«.
    »Tomboy!«, brüllte Hartinger zu den Feiernden hinunter.
    Niemand rührte sich. Hartinger betätigte die Hupe, da riss es ein paar von den Gestalten herum.
    »Tomboy!«
    Der Angesprochene erhob sich und tapste die niedrige Böschung zum Volvo hinauf. Hartinger ging ihm entgegen.
    »Was is?«, brachte Thomas Suldinger hervor. Seine bekifften und versoffenen Augen waren unfähig, einen Punkt zu fixieren. Der ganze Mann schwankte wie eine Fichte im Frühjahrssturm.
    »Wo ist dein Bruder?«
    Tomboy zuckte nur mit den Schultern. »Irgendwann weg. Keine Ahnung.«
    »Wo ist die Jagdhütte vom Brechtl?«
    »Die is geheim.«
    »Das ist jetzt wichtig. Sehr wichtig. Es geht um Leben und Tod. Wo ist die Scheißhütte?«
    »Ich weiß es«, gluckste Tomboy, »aber

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