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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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wenn ich was weiß. Habe die Ehre.« Damit beendete Weißhaupt das Gespräch.
    Es machte Hartinger schier wahnsinnig, dass er im Moment nichts tun konnte. Er musste das Ergebnis der Untersuchungen abwarten. Zumindest würde er es nicht später erfahren als die Polizei in Garmisch-Partenkirchen, dafür würde Kurt Weißhaupt mit seinen sehr guten Verbindungen im Freistaat sorgen. Aber warten musste er wenigstens noch eine Nacht.
    Er machte mit dem Handy ein Bild der umgepflügten und aufgekiesten Waldwiese, verstaute das Gerät wieder in seiner Hosentasche und begab sich auf den Rückweg.
    Diesmal gönnte er sich eine Einkehr im Garmischer Bräustüberl. Zwei Halbe alkoholfreies Weißbier und eine Portion Blut- und Leberwürste später radelte er zu seiner Kemenate im Ortsteil Partenkirchen. Er hatte an diesem Abend noch einen Termin, und der erforderte eine ausgiebige Dusche inklusive Rasur, Beschneidung der Zehen- und Fingernägel sowie Stutzen der Nasenhaare.
    Um halb elf Uhr wartete Svetlana Ryschankawa darauf, nach Dienstschluss von ihm an der Eisstockhütte abgeholt zu werden.
    Der 740er rasselte im Leerlauf auf dem Parkplatz der Eisstockhütte. Obwohl Hartingers ökologisches Gewissen in ihm lauter aufheulte als ein Ferrari Testarossa beim Kavalierstart, ließ er die Maschine laufen, damit die Temperatur im Innenraum des Autos nicht zu tief absank. Im April war es nachts noch empfindlich kalt im Werdenfelser Land (Hartinger kannte gar keinen Monat, in dem die Nächte dort nicht empfindlich kalt waren), und er wollte nicht, dass sich die wahrscheinlich leicht bekleidete Svetlana im Auto verkühlte. Wenn sie wirklich eines der Gschpusis vom Bagger-Toni war, dann war sie dessen martialische wie luxuriös ausgestattete Riesenjeeps mit Stand- und Sitzheizung gewohnt. Hartingers betagter Volvo hatte dergleichen Sonderzubehör nicht zu bieten. Allerdings betrachtete er die Tatsache, dass die Sitze des Schwedenpanzers mit fahlgrünem Veloursstoff anstatt mit teurem Leder bezogen waren, eher als vorteilhaft für nackte Nierchen.
    Er wusste nicht, ob er es wagen sollte, Svetlana direkt in ihrer kleinen Gaststätte abzuholen, denn eigentlich wollte er keine unerwünschten Zeugen ihres Rendezvous. Wahrscheinlich zog es auch Svetlana vor, draußen im Schutz der Dunkelheit unauffällig in seinen Wagen zu schlüpfen. Ihm jedenfalls wäre das lieber. Er wollte nicht auf der Abschussliste vom Bagger-Toni landen, bevor auch nur irgendeine verwertbare Information von Svetlana gekommen war.
    Als die Quarzuhr im Armaturenbrett zwanzig vor zwölf anzeigte und immer noch keine Svetlana aus der Eisstockhütte stelzte, schickte er ihr eine SMS: »Warte draußen. Gonzo.« Vielleicht war der Bagger-Toni gerade in der Hütte und hielt seine Freundin davon ab, pünktlich zu sein. Aber das erschien Hartinger unwahrscheinlich, denn die Anwesenheit des Fuhr- und Müllunternehmers hätte ein brettlbreit vor dem Eingang parkender Hummer, ein Ford-F150-Monster-Pick-up oder ein auf Kampfeinsatz getrimmter Mercedes-Geländewagen der G-Klasse überdeutlich signalisiert. Drunter machte es der Brechtl Toni nicht – am liebsten wäre er sowieso den ganzen Tag mit einem seiner chromverzierten Kieslaster durch die Gegend gedonnert.
    Endlich erloschen hinter den Landhausvorhängen der Eisstockhütte die Lichter. Durch das Fenster der Beifahrertür fixierte Hartinger den Eingang der Gaststätte. Dort müsste sein Date gleich die drei Stufen zu ihm herabsteigen. Drei Minuten vergingen – dann riss jemand die Fahrertür des Volvo auf.
    Hartinger erschrak beinahe zu Tode. Er duckte sich zur Fahrzeugmitte weg, als wäre er bei etwas schrecklich Unerlaubtem erwischt worden. Er war sicher, dass in der nächsten Sekunde ein Knüppel oder die eisenharte Faust des Bagger-Toni seinen Schädel treffen würde.
    Als nichts dergleichen geschah, drehte er sich zur offenen Tür um. Er musste kräftig schlucken. Direkt vor ihm in Augenhöhe tänzelte Svetlanas Nabelpiercing. Ihre hautenge Hose aus cremefarbenem Schlangenlederimitat saß mehr unter als auf den Hüftknochen und ließ jede Kontur ihres Unterleibs nicht nur erahnen.
    Hartinger riss seinen Blick von ihrer Körpermitte los und ließ ihn nach unten wandern, zu absurd steilen Stilettos. Er schaute wieder an ihr hinauf, und seine Augen hatten jede Menge nackter Haut abzutasten, bis endlich ein goldbesticktes Bustier die Blöße seiner Verabredung mit Mühe und Not bedeckte.
    Der nächtlichen Kühle der

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