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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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regionalen Polizeimeldungen. Dafür zahlen die dich?« Hartinger angelte nach der Mineralwasserflasche auf dem Beifahrersitz und nahm einen Schluck.
    »Nein, dafür zahlen sie mich nicht. Sie zahlen mich dafür, dass ich der Geschäftsführung und der Chefredaktion heute in der Strategiesitzung sage, wie Lokal- und Bayernnachrichten in der neuen iPad-App der Süddeutschen dargestellt werden sollen.«
    Hartinger verschluckte sich und prustete die Frontscheibe des Volvos von innen voll. »Du? iPad-App? Der Geschäftsführung und der Chefredaktion?« Mehr ließ der Hustenanfall nicht zu, den Hartinger bekam und der in ein herzliches Lachen überging. Kurt Weißhaupt schaffte es mit Müh und Not, einen Telefonanruf mit einem Mobilgerät zu tätigen. Und der beriet die Chefs der Süddeutschen in Sachen Medien der Zukunft? Dann konnte das ja noch ein Weilchen dauern, bis eine entsprechende Anwendung auf den Markt kam.
    »Ein bissl mehr Respekt vor der Erfahrung und der Würde des Alters, Herr Hartinger, wenn ich bitten darf. Ich finde das strategisch sehr geschickt. Denn wir wissen ja, dass immer mehr alte Menschen diese neuen Medien nutzen. Und daher bin ich geradezu ein idealer Berater, weil ich auch noch ein Angehöriger der Zielgruppe bin.«
    »Das haben sie dir gesagt, oder? Zielgruppe – dieses Wort aus deinem Mund. Na ja, wes Brot ich ess …«
    »Hartinger, du willst doch was von mir, also bitte …«
    »Schon gut. Jedenfalls, deshalb liest du die Regionalnachrichten. Verstehe.«
    »Ja, genau. Und weil sie die Sitzung schon wieder um eine Stunde verschoben haben. Jetzt hock ich da rum und warte auf die hohen Herren.«
    »Braver Pensionärssoldat. Apropos, zurück zum toten Soldaten, Kurt. Das ist eine Lüge. Wundern tut’s mich ja nicht.«
    »Mich auch nicht. Es wundert mich nur, was der Leiter der Gerichtsmedizin gesagt hat: dass der Beckenknochen und vor allem der Schädel des Opfers fehlen. Von daher ist es eher schwierig, genau zu sagen, was den Menschen umgebracht hat. Kann ja ein Kopfschuss gewesen sein. Dazu steht natürlich nichts in der Polizeimeldung aus Garmisch-Partenkirchen.«
    »Und der Leiter der Gerichtsmedizin hat das auch nur dir persönlich gesagt?«
    »So isses. Als ich ihn vor zehn Minuten angerufen hab.«
    »Kurt, Bussi!«
    »Bitte nicht. Küssen kannst jemand anderen. Der Mann, also der Professor Marchsteiner, ist ziemlich sauer, wie die mit seinem Befund umgehen. Er hat eine offenbar tüchtige Mitarbeiterin, die Frau Dr. Allgäuer. Die hat die Knochen untersucht. Und wie’s der Teufel will, schreibt die gerade ein Buch: ›Forensische Pathologie und Rechtsmedizin in Theorie und Praxis‹ oder so. Diese Titel gehen ja gerade ganz gut. Und weißt was, sie will einen Polizeireporter interviewen, wie sich das Bild der Rechtsmedizin in den letzten zwanzig Jahren verändert hat, unter Einfluss der Medien, Krimis, CSI und so weiter und so fort. Und jetzt rat, was hab ich empfohlen, mit wem sie da mal reden sollte?«
    »Mit einem gut aussehenden Mittvierziger aus Garmisch-Partenkirchen?«
    »Genau. Mit so einem Kerl, der den Job zwanzig Jahre lang gemacht hat und der gottlob mit der Sauferei vor Kurzem aufgehört hat. Angeblich. Sodass er sich vielleicht sogar noch an das eine oder andere aus seiner aktiven Zeit wird erinnern können. Und falls nicht, bringt er zwei Vorteile mit. Erstens: Er hat eine blühende Phantasie …«
    »Und zweitens?«
    »Dem Marchsteiner Fritz tu ich halt gern mal einen Gefallen. Der ist ein Chef der alten Schule. Macht sich Sorgen um seine Mitarbeiter. Der eine braucht mal ein bissl Urlaub, und die andere braucht halt mal … Bisher sind der Frau Doktor wahrscheinlich alle Kerle davongelaufen, weil sie immer so formaldehydgetränkt riecht, wenn sie vom Dienst kommt.«
    »Weißhaupt, Weißhaupt, wie gut, dass es den Kuppelei-Paragraphen nicht mehr gibt. Jetzt werd ich schon als Beschäler von frustrierten Gerichtsmedizinerinnen ausgeliehen. Das wird so ein vertrocknetes Mauerblümchen sein. O mei, wie ich diese Termine hasse. Das wird ein fader Zock. Aber sag, wie gut kennst du den Professor eigentlich?«
    »Gleicher Hinterhof. Wohnungsanlage des Bauvereins Giesing von 1910. Die Weißhaupts Eingang Otkerstraße, die Marchsteiners Eingang Elilandstraße.«
    »Sandkasten-Freunde.«
    »Na ja, besser Aschentonnen-Freunde. So pädagogisch wertvolle Spielanlagen wie einen Sandkasten hatten wir nach dem Krieg nicht. Lagen ja genug Trümmer zum Spielen rum.«
    »Und wann

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