Herrgottschrofen
Herr Meier. Und machens bittschön keine Reklame, wo Sie mich erreicht haben.«
»Ehrenwort.«
»Sagens so was lieber nicht. Damit ist schon manch einer baden gegangen.« Das Lachen des Landesvaters nahm hysterische Züge an. Dann kappte er die Verbindung, und Hans Wilhelm Meier war wieder mit der Bürovorsteherin in der Bayerischen Staatskanzlei verbunden.
»Hams ihn erreicht, den Chef?«
»Ja, danke, scheint ein schönes Wochenende vor sich zu haben.«
»Mei, wenn er schon mal ein ganzes daheim bei seiner Familie verbringen kann, gell?«
»Ähhh, ja genau. Könnt ich jetzt noch mal den Dr. Kleinschmied, bitte. Der Herr Ministerpräsident wollte, dass ich …«
»Da muss ich Sie leider auf Montag vertrösten. Der Herr Dr. Kleinschmied ist schon heim. Der hat ja auch ein paar Kilometer vor sich, bis er in Bamberg ist. Und bei dem Freitagsverkehr …«
»Ah, ja. Aber die Rede für Mittwoch, wissen Sie, wer die schreibt?«
»Das macht die Stanzi. Entschuldigung, Fräulein Wamberger, Anastasia. Ist als Referendarin da. Fei ganz a Nette!«
»Wunderbar. Dürfte ich dann bitte kurz die Frau Wamberger …?«
»Hat Fitness bis um halb fünf. Gleitzeit, wissens. Aber dann schauts noch amal rein, hats gsagt. Ich leg ihr einen Zettel hin. Vielleicht meldet sie sich noch bei Ihnen. Ansonsten halt: Montag, gell, Herr Meier. Also, auf Wiederhören und ein schönes Wochenend!«
»Wiederhörn, Frau Wimmer.«
Meiers gute Laune war nicht direkt verblasen, aber getrübt ob der Nachricht, dass der Ministerpräsident praktisch in seinem Rücken, also auf den Fluren der Nachbargemeinde Grainau, ein Wochenende in den Klauen des Bagger-Toni verbringen würde. Welche Geschäfte da wohl wieder ausgetüftelt wurden? Doch das würde Meier erfahren, denn die Aktivitäten des größten Unternehmers in seinem Landl hatte er stets auf dem Schirm.
Was ihn aber richtig wurmte, war, dass der Brechtl offenbar in eine Liga aufgestiegen war, in der er, Meier, nicht so schnell mitspielen würde. Hatte er es also mit seinen Beziehungen zum Baron von Storck geschafft, den Ministerpräsidenten zu einem trauten Wochenende in seiner Jagdhütte zu locken. Dort schlief man in engen Stockbetten und teilte sich ein Plumpsklo. So etwas verband. Und das Ärgste: Der Gruber Veit war womöglich mit von der Partie. Der Gruber, der Brechtl, der Baron und der Ministerpräsident. Ohne ihn, den Meier. Das galt es zu verhindern.
Meier zog die Lodenjoppe an, griff sich den Schlüsselbund vom Schreibtisch und verabschiedete sich von seiner Sekretärin. »Ich hab noch an Termin, und dann bin ich daheim, wenn was ist.«
»Aha, Homeoffice«, gab Christina Mauereder zurück – ein wenig zu schnippisch für Meiers Geschmack.
»Was dagegen?«, raunzte er im Hinausgehen zurück. »Lassens doch lieber endlich den neuen Feuerlöscher vom Ali aufhängen. Der steht jetzt schon eine Woche da. Da bricht sich noch einer die Haxen, wenn er da drüberfällt.« Dann warf er die Tür hinter sich zu.
Die gute Seele des Bürgermeisterbüros antwortete nicht. Sie hatte sich schon wieder in das Online-Sudoko vertieft, das sie an solchen lauen Freitagnachmittagen abwechselnd mit den Patiencen auf ihrem Rechner spielte, bis die Kernarbeitszeit abgesessen war.
Der Bürgermeister bestieg seinen Audi im Rathaushof, ließ das Schiebedach aufgleiten und grinste in die Frühjahrssonne. Der unmontierte neue Feuerlöscher hatte ihn auf die Idee gebracht, wie er wenigstens verhindern konnte, dass sein bester Spezl und Dauerkonkurrent Veit Gruber ein freundschaftsstiftendes Wochenende mit dem Bayerischen Ministerpräsidenten verbringen würde.
Kapitel 2
»Hast du’s schon gehört? Entwarnung.«
»Ich hab Termine den ganzen Tag. Was hätte ich hören sollen?« Hartinger war immer noch überrascht, dass ihn der an sich handyfaule Kurt Weißhaupt überhaupt angerufen hatte.
»Dass deine Knochen da draußen wahrscheinlich einem armen Weltkriegs-Zwei-Kämpfer gehören. Nix Verbrechen.«
»Ah geh, Kurt, so ein Schmarrn. In Garmisch ist doch nie gekämpft worden, das weiß doch jedes Kind.«
»Dein Oberbulle hat aber eben eine solche Meldung rausgegeben.«
»Und woher weißt du das? Du sitzt doch sicher in einem Café auf der Maximilianstraße und schaust den jungen Frauen auf die Wadln.«
»Schön wär’s, Gonzo Hartinger. Ich tu heut was für mein Geld. Weißt ja, Beratervertrag. Da muss ich mich ab und zu in dem klotzigen Zeitungsturm blicken lassen.«
»Und dabei liest du die
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