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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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– tragen.
    Meier träumte sich eine Radiodurchsage des Jahres 2020 zusammen: »Dada dada da daaaa da – Bayern 3 mit den aktuellen Verkehrsmeldungen: Stau und Zähfluss auf allen Fernstraßen im Sendegebiet. Nur auf der B2 Mittenwald/Oberau und auf der B23 zwischen Griesen und Oberau auch heute wieder keine Behinderungen dank des neuen Hans-Wilhelm-Meier-Tunnels im Wank und des Anni-Meier-Tunnels im Kramer …«
    Wenn er allerdings nicht wollte, dass der Tunnel ein Hans-Wilhelm-Meier- Gedächtnis -Tunnel wurde, musste bald mit dem Bau begonnen werden. Darum war die Nachricht, die ihm sein oberster Polizist Ludwig Bernbacher eben durchgegeben hatte, so erfreulich gewesen. Man konnte den Knochenfund vorerst so verkaufen, dass der Ministerpräsident am Mittwoch der kommenden Woche dort draußen die Arbeiten eröffnen konnte. Gemeinsam mit ihm, Hans Wilhelm Meier, der seit vielen Jahren für den Tunnel gekämpft hatte. Er würde zusammen mit dem Landesvater in den Bayernteilen der Zeitungen und sicher auch in der Abendschau des Bayerischen Fernsehens zu sehen sein.
    Als das E-Mail-Eingangssignal seines Laptops eine frische Depesche meldete, klickte Meier diese auf und sah zu seiner Freude den Wortlaut der Pressemitteilung, die Ludwig Bernbacher in den kommenden Minuten versenden würde. Er überflog den kurzen, in Behördendeutsch abgefassten Text und leitete ihn gleich an den Leiter seines Öffentlichkeitsbüros weiter. Der sollte noch einmal gegenlesen und dann Bernbacher die Freigabe erteilen. Gleichzeitig griff Meier zum Telefon und drückte genüsslich auf Kurzwahltaste Nummer eins.
    »Bayerische Staatskanzlei, Büro des Ministerpräsidenten, Wimmer«, vernahm er eine Frauenstimme.
    »Meier, Garmisch-Partenkirchen. Frau Wimmer, könnte ich bitte den Herrn Dr. Kleinschmied …«
    Frau Wimmer hatte offenbar den Anruf aus Garmisch schon erwartet. »Der Chef möchte Sie persönlich sprechen, Herr Bürgermeister.«
    Damit hatte Meier nicht gerechnet. Er sprang aus dem Sessel und nahm Haltung an. Er wartete geduldig, während die Bayernhymne erklang und die Sekretärin offenbar ins Zentrum der Macht durchstellte.
    Endlich knackte es in der Leitung. Meier war offenbar mit einem Mobiltelefon verbunden. Er hörte einen Höllenlärm im Hintergrund.
    »Herr Meier, können Sie mich hören?«
    »Schlecht, aber passt scho.«
    »Entschuldigen Sie, ich sitze in einem Hubschrauber. In Ihre Richtung unterwegs, übrigens.«
    »Äh …«
    »Brauchens keine Angst zu haben, Herr Meier, ich bleib Ihnen vorerst vom Leib. Dieses Wochenende bin ich privat im Loisachtal. Auf Einladung eines Ihrer bekanntesten Bürger, des Herrn Brechtl. Guter Mann! Wir fliegen gerade auf seine Jagd. Ich freu mich narrisch auf ein echtes Naturerlebnis, dort, wo unsere bayerische Heimat am schönsten ist.«
    Meier fiel dazu nichts ein. Der Brechtl Toni und der MP auf der Jagd in seinem Gäu. Na, sauber.
    »Herr Meier, sind Sie noch dran? Also, ich muss schon sagen – und das wollte ich gleich persönlich tun. Sie sind schon aus einem besonderen Holz geschnitzt. Aus einem ganz harten. Respekt. Jeder andere hätte klein beigegeben. Aber nicht mein Meier, sag ich immer. Der ist ein Bollwerk. Wenn da eines Tages die Tiroler wieder mal angreifen, die hält der Meier allein auf mit seinen getreuen Werdenfelsern. Lange Rede, kurzer Sinn: Natürlich komm ich am Mittwoch zu dem Tunnelfest. Wegen ein paar alter Knöcherl lässt sich der Bayerische Ministerpräsident doch nicht davon abhalten, einen seiner Berge zu durchbohren, oder, Meier, stimmt doch?« Der MP lachte schallend. Er war offenbar an diesem frühen Freitagnachmittag in bester Feierabendlaune.
    »Stimmt, Herr Ministerpräsident.«
    »Also, dann, machens den Rest mit dem Kleinschmied aus. Der hockt im Büro und büffelt an der Rede. Da erreichens den sicher noch den ganzen Abend. Die soll er Ihnen mal vorher schicken, hab ich ihm gesagt. Damit er keinen allzu großen Schmarrn reinschreibt. An sich ein guter Mann. Aber Franke halt. Was weiß der schon vom Gebirge? Oder, Herr Meier?«
    »Ganz recht, Herr Ministerpräsident. Wir Altbayern müssen zusammenhalten.«
    »Keine separatistischen Anwandlungen, Herr Meier. Ich bin Ministerpräsident aller Bayern. Sie wissen ja, man muss dem lieben Gott für alles danken … Den Rest kennens ja.« Das Lachen des Chefbayern übertönte den Turbinenlärm des Helikopters.
    »Jawoll. Herzlichen Dank, Herr Ministerpräsident. Und Waidmanns Heil!«
    »Waidmanns Dank,

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