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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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soll ich jetzt die vertrocknete Frau Doktor interviewen?«
    »Das liegt an dir. Ich würde sagen, heute. Die hat sicher am Freitagabend eh nichts vor. Und du auch nicht. Nur noch eins zur Erinnerung: Sie will eigentlich dich interviewen. Du musst schon ein bissl subtil vorgehen.«
    »Ah ja, so wie du.«
    »Ich bin alt und hab wenig Zeit zu verlieren. Da redet man nicht mehr lange drumrum. Ah, da kommen die Verlags-Herrschaften. Man hat nun die Muße, sich für die Zukunft der Zeitung zu interessieren. Wie schön. Also, ich muss dann …«
    »Und die Nummer von der Dr. Allgäuer?«
    »Simse ich dir.«
    »Was machst du?«, rief Hartinger erstaunt, doch die Leitung war bereits tot.
    Weißhaupt hatte wohl einen Crashkurs in Sachen Mobiltelefonie absolviert. Hartinger staunte nicht schlecht, als keine fünfzehn Sekunden später ein »Pling« das Eintreffen einer Textnachricht auf seinem Telefon vermeldete.
    Als der Erste Bürgermeister Meier in seinem Audi in den Hof der Freiwilligen Feuerwehr Partenkirchen schoss, glaubte der Kommandant August Gramminger, ein Bürger wollte persönlich einen Notfall melden, und rannte hinaus. Doch dann stieg Meier in aller Seelenruhe aus und schaute sich erst einmal im Hof um.
    »Wo ist sie?«, begrüßte Meier den Feuerwehrkommandanten.
    »Habe die Ehre, Herr Bürgermeister, erst einmal. Wo ist wer?« Gramminger wusste, ein Überraschungsbesuch des Bürgermeisters bedeutete nicht unbedingt etwas Gutes.
    »Die neue Maschine.«
    »Neue Maschine … welche meinst jetzt genau?« Die Wehren der Doppelgemeinde, darauf wies Hans Wilhelm Meier in seinen Standardreden immer wieder hin, galten als vorbildlich ausgestattet. Und zwar beide. Es war ein jahrzehntelang gepflegtes Ritual, dass ein Gerät, das die Freiwillige Feuerwehr Garmisch neu bekam, drei Monate später auch bei der Freiwilligen Feuerwehr Partenkirchen angeschafft wurde. Und umgekehrt. Der Bürgermeister nutzte die Übergabetermine gern für seine persönliche Darstellung in den Lokalmedien.
    Aber nachdem der Fototermin mit Pfarrer und Feuerwehrkommandanten absolviert war, hatte er sich noch nie um das weitere Ergehen einer neuen Maschine gekümmert.
    »Die Heumaschine.«
    »Das Heuwehrgerät.«
    »Von mir aus. Heuwehrgerät. Ist es einsatzbereit?«
    »Unser gesamter Fuhr- und Gerätepark ist jederzeit einsatzbereit, Hansi. Und zwar auf Hochglanz poliert und tipptopp in Schuss.«
    »Bärig. Aber habt ihr es schon ausprobiert, ob’s auch wirklich funktioniert?«
    »Letzten Sommer. Da haben wir’s sogar im echten Einsatz gehabt. Beim Bartl ist ein Heustock im Stadl bedenklich warm geworden. An die achtzig Grad. Da haben wir drei Tage und Nächte gekühlt und geblasen.«
    »Und dieses Jahr?«
    »Anfang April schneidet ja noch keiner sein Gras nicht. Liegt ja teilweise noch Schnee. Die Wiesen stehen bei uns frühestens im Juli hoch genug.« Gramminger wunderte sich über die Frage des Bürgermeisters. Der war doch von hier und wusste doch zumindest vom Zuschauen, wie und wann in der Landwirtschaft gearbeitet wurde.
    »Dann sollten wir eine Übung machen, bevor’s ernst wird, meinst nicht auch?« Die Augen des Bürgermeisters funkelten listig.
    »Ja mei, können wir schon. Im Mai vielleicht. Ich trag’s in den Übungskalender ein.«
    »Ja, freilich, dass es jeder weiß und ihr wieder eine Mordsparty draus machts. Das ist ja verantwortungslos. Übungen müssen dann gemacht werden, wenn keiner damit rechnet. Ihr seids die Feuerwehr und nicht der Durstlöschzug!«
    »Ah, geh, Hansi. Des Heuwehrgerät, damit kennen wir uns schon aus. Brauchen tun wir’s sowieso bloß alle heiligen Zeiten.«
    »Gerade deswegen! Da muss umso öfter geübt werden. Ich als Mitglied im Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr und in meiner Eigenschaft als Vorsitzender des Feuerwehr- und Katastrophenschutz-Beschaffungsausschusses des Landkreises würd dir vorschlagen: Probier’s aus, und zwar – sagen wir – dieses Wochenende! Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen.«
    »Dieses Wochenende?« Gramminger unterdrückte ein Spinnst du?. »Es ist Freitagnachmittag!«
    »Bestens! Da fängt auf meinem Kalender das Wochenende an. Die Spezialisten, die dieses Gerät bedienen, müssen sich ja auch daran gewöhnen, dass sie abrupt abgerufen werden und zwei oder drei Tage lang am Stück im Einsatz sind, bis so ein Heustock unter Kontrolle ist. Und ihre Frauen auch.«
    »Und das empfiehlst du mir also als Vorsitzender des

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