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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Nachfolger. Er will vielleicht hier eine eigene kleine Brauerei einbauen, anstatt diesen internationalen Plempel hier weiter auszuschenken. Würde mich sehr freuen. Er würde auch gern unser altes Signet oder das Familienwappen verwenden. Das Braurecht ist noch auf dem Haus. Dann gibt’s hier auch wieder ein gscheits Bier. Also, ich muss jetzt. War sehr nett, Herr Frey. Und wenn’s was brauchen in Sachen Bier und Heimat …«
    »Die Adresse von der Josepha Saunders bräuchte ich vorwiegend.«
    »Mail ich Ihnen heute Nachmittag zu. E-Mail habens ja, Herr Frey, oder?«
    Albert Frey hatte. Aus seiner Brieftasche zog er eine selbst gestaltete und selbst ausgedruckte Visitenkarte und überreichte sie Bruckmayer.
    Martin Bruckmayer streckte die rechte Hand aus, um die Visitenkarte entgegenzunehmen. Dabei rutschte die rechte Hemdmanschette ein paar Zentimeter nach oben.
    Albert Frey bekam für den Bruchteil einer Sekunde ein Stück einer Tätowierung zu sehen. Das, was da weiter oben unter dem Hemd in die Haut gemalt sein musste, endete in Höhe des Handgelenks in einem Kreuz.
    Mit einer Behändigkeit, die man einem Einundachtzigjährigen nicht zugetraut hätte, verschwand Bruckmayer durch die Küche nach draußen. Zuvor rief er noch ein »Pfia Gott, miteinander!« in den Raum und zeigte den Anwesenden den rechten Handrücken zum herrschaftlichen Gruß.
    »Wow. Public Enemy Number One geht tatsächlich mit der kleinen Dotti aus. Ich dachte schon, du kommst nicht mehr.«
    Diesmal war es Dorothee Allgäuer, die auf Karl-Heinz Hartinger im Il Mulino hatte warten müssen.
    »Tut mir echt sorry, aber dort draußen tobt der Parkplatzsuchwahn. Seit einer Viertelstunde rotier ich da um den alten Friedhof. Aber mein Volvo ist halt kein Smart.«
    »Oh, du hast so große Sachen, Gonzo!«, amüsierte sie sich über ihn. »Darum sag ich ja: Radlfahren bringt’s. Isch abe gar kein Auto, Signore!«
    Hartinger antwortete darauf nicht. Er war in seinem Leben schon genug auf zwei schmalen Rädern durch die Landschaft gestrampelt. Vor nicht allzu langer Zeit durch das halbe Oberland, um sich vor der Polizei zu verstecken.
    Er nahm die Speisekarte und schlug sie auf. Er hatte einen Bärenhunger. Den ganzen Samstagnachmittag hatte er Fensterläden geschmirgelt. Erst um achtzehn Uhr hatte ihn Kathi entlassen, er hatte geduscht und sich frische Sachen angezogen und war nach München zur Verabredung mit seiner Rechtsmedizinerin gedüst.
    »Hast du schon ausgewählt?«, fragte er sie. Dabei schaute er sie zum ersten Mal richtig an, seit er in den Italiener gestürzt war.
    Sie war wirklich eine umwerfende Schönheit, wie er fand. Das lange Haar hatte sie diesmal zu einem Pferdeschwanz gebunden, wahrscheinlich um diesen irgendwann später effektvoll zu öffnen, bildete er sich ein. Sie trug einen schwarzen Rollkragenpullover und eine schlichte lange Goldkette darüber. Die Lippen waren an diesem Abend dunkelrot geschminkt. Und die schwarze Brille beeindruckte durch ein massives tiefschwarzes Gestell.
    »Hast du eine neue Brille?«
    »Beide Fragen: ja. Ich habe schon gewählt. Pasta, Fleisch, Nachtisch noch offen. Und die Brille … Gefällt sie dir?«
    »Scharf.«
    »Wenn du wüsstest, was ich noch alles neu gekauft habe.«
    Hartinger wurde warm im Janker. Er zog ihn aus und hängte ihn über die Stuhllehne.
    Der Kellner kam an den Tisch.
    »Das Gleiche wie die junge Dame«, bestellte Hartinger der Einfachheit halber. Er wusste, dass er mit dieser Bestellung nicht hungrig aufstehen würde.
    »Hast du Ärger wegen mir bekommen?«, wollte Hartinger anschließend wissen.
    »Wegen der Ministerpräsidentengeschichte? Ach wo, es hat sich ja als wahr herausgestellt. Unsere Knochen gehören einer Frau. Hat die DNA-Analyse ja klar bewiesen. Damit ist die Soldaten-These ad absurdum geführt. Natürlich schaut der MP blöd aus in dieser Situation. Aber der hat schon schlimmere PR-Gaus überlebt. Mein Prof hat mich sogar privat angerufen und gelobt. Wir als Wissenschaftler seien in erster Linie der Wahrheit verpflichtet, Budgets und Planstellen hin und her, hat er gesagt.«
    »Lassen sie dich wieder an die Garmischer Fälle ran?«
    »Nein, das nicht. Um mich zu schützen, wie sie sagen. Sie wollen keine Spekulationen, dass eine möglicherweise befangene Mitarbeiterin mit dem Fall etwas zu tun hat. Und eine Rechtsmedizinerin, die mit einem Verdächtigen schläft, ist nun mal als befangen einzustufen. Da haben sie ja auch irgendwie recht.«
    Hartinger freute

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