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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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brauchen. Als Pressesprecher oder so«, phantasierte Kathi weiter. Sie stellte Albert Frey einen Teller mit Kuchen und Sahne auf den Tisch. Der Platz vor Hartinger blieb leer.
    »Krieg ich wirklich nix?«, intervenierte der.
    »Nur, wenn du den Gruber nach einem Job fragst«, bestimmte Kathi.
    Albert Frey nickte dazu. »Fragen kostet nix.«
    »Ihr spinnts also wirklich. Aber gut, was macht man nicht alles für einen Käsekuchen mit Sahne und ein Haferl Kaffee.«
    »Von Sahne und Kaffee hab ich nichts gesagt.« Kathi langte Hartinger das Telefonbuch vom Küchenbüfett. »Da steht seine Nummer drin.«
    Hartinger blickte auf den Umschlag des schmalen gelben Heftchens. »Von 1979?«
    »Die Nummer vom Gasthaus Panorama hat sich nicht geändert in den letzten dreißig Jahren. Und da hat er wohl sein Büro, der Gruber.«
    »Du willst, dass ich das jetzt mache?«
    »Jetzt sofort, sonst kein Kuchen. Kannst aber auch schmirgeln gehen. Und du sagst ihm, dass du die Läden erst noch fertig malern musst, bevor du anfangen kannst!«
    Hartinger konnte nur noch mit dem Kopf schütteln. »Sonst noch was?«
    »Ja. Und der Zaun wird gemacht, sobald der Schnee weg ist. Kannst ja an den Wochenenden erledigen.«
    Hartingers Blick suchte Halt bei Jesus von Nazareth. Hätte er nicht von klein auf gegen dessen Repräsentanten auf Erden – wie gegen alle anderen Respekts- und Machtpersonen – opponiert, er wäre sicherlich nie so weit gesunken.
    Dann blätterte er im ausgefransten Register des »Örtlichen Telefonbuchs Garmisch-Partenkirchen mit Oberau, Farchant, Grainau, Mittenwald« zu »G« wie »Gaststätten«.

Kapitel 5
    »So geht das nicht weiter!«, schäumte Anton Brechtl. »Die schreiben mir meinen guten Ruf kurz und klein! Und dass die Marianne rüber ins Poolhaus gezogen ist, weißt ja, oder?«
    »Woher soll ich wissen, wo deine Frau schläft?«, gab der Bürgermeister scheinbar gelangweilt zurück. »Aber mach dir nix draus. Kommt in den besten Familien vor.«
    »In denen kommt es aber nicht vor, dass ein angesehener, unbescholtener Bürger von einer Zeitung – von der sogenannten Heimatzeitung, welche Heimat meinen die denn? – in Verbindung mit einer weißrussischen Prostituierten gebracht wird!«
    »Prostituierte? Das ist mir ganz neu. Denn so was gibt’s meines Wissens in Garmisch-Partenkirchen, diesem unseren wunderschönen Ort, gar nicht.«
    »Bist da sicher, Hansi?«
    »Ganz sicher, Toni. Verordnung der Bayerischen Staatsregierung vom 14. März 1989. Prostitution ist erst erlaubt in einer Gemeinde über dreißigtausend Einwohner. Wir haben sechsundzwanzigtausend.«
    »Aha. Und was nicht sein darf, kann auch nicht sein. Aber auch wurscht. Ich will auf alle Fälle nicht mit dem Weib und mit dem Mord an ihr in Verbindung gebracht werden! Hast es ja gelesen: ›Nach einer in der Regel gut unterrichteten Quelle unterhielt die Ermordete recht intime Kontakte zu einem bedeutenden Garmisch-Partenkirchner Entsorgungsunternehmer‹, steht da drin. Wenn ich die erwisch, die Quelle, des sag ich dir …!«
    »Dabei warst du bei der doch eher fürs Be- als fürs Entsorgen zuständig.« Der Bürgermeister lachte schallend.
    »Na wart, du Drecksau, jetzt komm ich gleich durchs Telefon. Du warst des!«
    »Ah, geh weiter, Toni, wer wird denn gleich so aufbrausend sein. Und kannst mir doch nicht erzählen, dass deine Marianne erst durch die Zeitung draufgekommen ist. Weiß doch der ganze Ort, dass du’s mit der Svetlana gehabt hast. Da brauchts doch mich nicht als Quelle. Sogar der Bernbacher könnte das kapieren, so laut schreien’s die Spatzen von den Dächern. So verrammeln kann der sein Bullenkloster gar nicht, dass er das nicht hört.«
    Der Bagger-Toni war außer sich. »Wenn du mir jetzt auch noch die Bullen auf den Hals schickst, dann …«
    »Was dann? Sagst du denen dann, was du mit dem Ministerpräsidenten in deiner Jagdhütte besprochen hast?«
    »War ja klar, daher weht der Wind. Du Drecksau, du ganz widerliche.«
    »Kennst den schon: Treffen sich zwei Drecksäue. Sagt die eine Drecksau zur anderen Drecksau: ›Du Drecksau!‹« Bürgermeister Meier prustete vor Lachen.
    Doch Anton Brechtl hörte genau, wie gekünstelt diese Lache war. An diesem Telefonat war nichts lustig. Gar nichts. Er versuchte es mit Vernunft. »Hansi, wenn ich’s dir sag, ich darf es nicht erzählen. Ist am besten für uns alle, wenn das noch niemand erfährt. Absolut nobody, verstehst? Eh ein Wahnsinn, am Telefon.«
    »My name is Nobody. Jetzt

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