Herrgottschrofen
Polaroidfoto, das sie aufgenommen haben musste, bevor sie die Wohnung verließ.
Es zeigte sie fertig angezogen und fertig geschminkt im Bett, neben ihm, dem verquollen Schlafenden. Ein Post-it mit dem Aufdruck »From the desk of Dorothee Allgäuer« prangte darauf. Darauf hatte sie »Danke für die 14,5 Orgasmen. D.« geschrieben.
Er schüttelte den Kopf. Die Frau war wirklich ein wenig verrückt. Dann stopfte er sich ein Kissen in den Rücken und las die Süddeutsche.
Nach einer halben Stunde summte es aus seiner Jeans, die er Samstagnacht eilig neben das Bett geworfen hatte. Er fummelte das Blackberry heraus. »Hartinger?«
»Schaut ziemlich schlecht aus«, meldete sich Dotti. »Sie wollen keine Anfrage über Interpol nach USA zum FBI schicken. Ich hab es wirklich auf sehr direkten Wegen versucht, das darfst du mir glauben.«
Und sehr speziellen, dachte sich Hartinger im Stillen. »Weil’s nichts bringt, oder haben sie keine Lust?«
»Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen hab ich mich nicht getraut! So hätte es der Valentin ausgedrückt, was mir die LKA-Jungs durch die Blume zu verstehen gaben. Wegen eines Cold Case wollen sie die Maschine nicht anwerfen, sagen sie. Aber vielleicht werden sie auch von oben gebremst.«
»Und was machen wir jetzt?«, schmatzte Hartinger. Das zweite Butterhörnchen war an der Reihe.
»Hinfliegen.«
»Hinfliegen? Nach Amerika?«
»Du hast doch eh nichts zu tun. Also, hopp in den Flieger. Vielleicht ist das endlich deine große Story, Gonzo.«
»Und wer bezahlt?«
»Daran soll’s nicht scheitern, Süßer.«
»Kommt nicht infrage. Ich kann dir das nie im Leben zurückzahlen, wenn es keine Geschichte wird.«
»Überleg’s dir. Ich hab genug für einmal Holzklasse nach L. A. auf der hohen Kante.«
»Niemals. Aber nett von dir, Dotti. Danke.«
»Dann nicht. Wann sehen wir uns wieder? Ich geh davon aus, dass du in die Berge fährst und deine Gespielin in der großen Stadt zurücklässt.«
»Muss leider. Hab da noch was zu tun, dort draußen.«
»Ich hab hier auch ein paar Patienten rumliegen. Rennt mir zwar keiner weg, aber ich möcht auch heute nicht bis Mittnacht hier rumschnippeln. Also, meld dich bald wieder. Und kehr die Krümel aus dem Bett. Sonst muss ich bei jedem Umdrehen an dich denken.«
Hartinger versprach es und legte auf.
Er duschte, zog sich an und verließ die Wohnung. Natürlich nicht, ohne das Polaroid und das Post-it als Trophäen eingesteckt zu haben.
»Brauchst nicht glauben, dass du auch nur einen Brösel von meinem Kaskuchen bekommst!« Kathi sah nicht vom Küchenbüfett auf, wo sie gerade den Schlagrahm steif schlug.
Hartinger schaute hilflos in Richtung Herrgottswinkel und des unter dem Gekreuzigten am Küchentisch sitzenden Albert Frey. »Dann geh ich am besten raus und fang zu schmirgeln an.«
»Am besten wär’s. Das ist mir ein Arbeiter, der sich bequemt, nachmittags um drei anzufangen. Hat der Herr Hartinger ein kuscheliges Wochenende in München gehabt, ja?« So sehr sie sich bemühte, Kathi konnte nicht verhindern, dass aus ihrer Tirade eine gehörige Portion Eifersucht klang.
»Werden jetzt unbescholtene Mieter schon unter Kuratel gestellt?«, ätzte Hartinger zurück.
»Du weißt ja, wo der Zimmermann die Tür gemacht hat.«
»Liebe Leut, jetzt hörts doch bitte auf«, sagte Albert Frey genervt. »Ich komm mir vor wie auf den Golanhöhen. Könnt ihr euch nicht gegenseitig in Ruhe lassen?«
»Ist doch wahr«, grummelte Kathi in ihre Sahne.
»Ich schmirgel dir deine Läden schon ab, keine Angst«, brummte Hartinger, während er sich auf den Stuhl am Esstisch setzte. Dann gab er Frey einen Kurzbericht: »Das LKA wird nicht in USA forschen lassen. Wahrscheinlich Druck von oben.«
»Dann musst du hin, Karl-Heinz.«
Hartinger holte tief Luft. Schon das zweite Mal innerhalb von drei Stunden, dass ihm eine unbezahlbare Reise nach Amerika vorgeschlagen wurde.
»Hau halt einen hier im Tal an. Einen, der was davon hat, wenn sich die alte Dame hier mal wieder blicken lässt.«
»Den Gruber, zum Beispiel«, mischte sich Kathi lachend ein. »Der ist doch immer für ein gschpinnertes Projekt zu haben.«
Hartinger schüttelte den Kopf. »Hat’s euch jetzt? Mit Verlaub, Herr Frey. Aber gerade der Gruber. Der steckt doch mit denen unter einer Decke. Der wird einen Teufel tun und sich mit mir einlassen.«
»So eng mit dem Bürgermeister ist der auch nicht mehr, hört man«, wandte Frey ein.
»Außerdem kann der dich sicher
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