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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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raus mit der Sprache. Was drehts ihr da mit meinem Tunnel?«
    »Nein, am Telefon keine Chance. Es geht um was Nationales. Sicherheit. Da komm ich in Teufels Küche.«
    »Du schmeckst ja schon, wie’s da drin zugeht, Toni. Bist ja schon nah dran.«
    »Also von mir aus. Aber das muss wirklich absolut unter uns bleiben. Und nur, wenn du dafür sorgst, dass mich die Zeitung und der Bernbacher in Ruhe lassen. Der muss wirklich nicht seinen Vorgesetzten stecken, dass ich die Svetlana einigermaßen gut gekannt hab.«
    »Dafür sorg ich. Also, verzähl.«
    »Nicht am Telefon. Heut Nacht. Elf Uhr. Treffpunkt Herrgottschrofen.«

Kapitel 6
    Die Strategie war klar: Das, was er eigentlich wollte, das Flugticket nach Amerika, durfte er nur eher beiläufig erwähnen. Erst einmal das Vertrauen des Veit Gruber gewinnen. Und dann um einen Job fragen. Die Chance stand sowieso eins zu tausend, dass der Gruber ihn nehmen würde. Doch wenn er ihn als Angestellten nicht wollte, dann speiste er ihn vielleicht mit der USA-Reise ab.
    Hartinger parkte den Volvo auf dem Parkplatz des Berggasthofes Panorama, wo sich die Firmenzentrale von Veit Gruber befand. Von dort aus steuerte Gruber sein Multiunternehmen, bestehend aus etlichen Hektar Bergwald, dem Klettergarten, den vier oder fünf Gastwirtschaften und den Gewerbeimmobilien im Tal. Das Panorama lag auf einer Anhöhe unter dem Wank. Von hier konnte Gruber den gesamten Talkessel überblicken – wie ein General das Schlachtfeld.
    In der Tat konnte man ihn in den seltenen Ruhepausen, die er sich gönnte, sehen, wie er mit gerecktem Kinn auf der Terrasse stand und auf Garmisch-Partenkirchen hinabblickte. Hin und wieder hatte ihn ein Beobachter auch schon erwischt, wie er dabei die rechte Hand zwischen die Knöpfe des Trachtenwamses gesteckt hatte.
    »Na, Sie trauen sich was«, begrüßte Veit Gruber seinen ungebetenen Gast. »Wollens mich jetzt groß in der Zeitung durch den Kakao ziehen? Nur zu. Ich hab eh nichts zu verlieren außer einem schlechten Ruf.«
    »Grüß Gott, Herr Gruber. Da könnten Sie recht haben. Hauptsache, der Name ist richtig geschrieben. Aber ich glaub, das gilt mehr für Schauspieler und andere Künstler und nicht so sehr für Geschäftsleute.«
    »Einen Kaffee, Herr Hartinger? Vielleicht wird’s ja doch ganz lustig mit Ihnen.« Veit Gruber brüllte eine Bestellung durch die halb geschlossene Bürotür: »Lydia, zwei Corretto!« Da sich direkt davor die Theke seines Gasthauses befand, war die Chance hoch, dass jemand dort draußen den Befehl vernahm.
    Tatsächlich kam nach zwei Minuten eine dirndlbekleidete Bedienung mit einem Tablett ins Büro und stellte zwei doppelte Espresso auf den Schreibtisch. Aus den Tassen duftete es penetrant nach Grappa.
    »Danke, Lydia. Mach die Tür zu. Von draußen«, wies Gruber seine Angestellte an. »Prost!«, nickte er Hartinger zu und zog den verbesserten Kaffee in einem Zug hinab.
    Hartinger nippte nur und spülte mit dem Leitungswasser nach, das in zwei kleinen Gläsern auf dem Tablett stand. »Weswegen ich hier bin, Herr Gruber … Ich würde Ihnen gern meine Mitarbeit anbieten.«
    »Sie? Mir?« Geschäftsbayer Gruber zerbiss beinahe das Zigarillo, das er gerade hatte anzünden wollen. »Wollens Holzhacken für mich? Oder Geschirrspülen?« Er lachte.
    »Ich würde sehr gern Ihre Projekte in der Presse ins richtige Licht stellen. Als PR-Manager, sozusagen.« Hartinger musste den Würgreiz unterdrücken, den die Nennung dieser Berufsbezeichnung in ihm hervorrief. Vielleicht sollte er doch lieber den Rest des Lebens schmirgeln und Zäune hämmern.
    Gruber schwieg. Er musste erst gedanklich verdauen, dass da einer, der sich bekanntermaßen als letzter unbestechlicher Journalist sah, ihm anbot, sich bei ihm zu verdingen. Schließlich sagte er: »Steht’s so schlecht um Sie, Hartinger?«
    »Um ehrlich zu sein, ja. Die Zeitung macht mit mir nichts mehr. Ich brauche aber Geld.«
    Gruber schwieg wieder. Ganz allmählich gewöhnte er sich an den ungewöhnlichen Gedanken. Sofort formte er daraus eine Phantasie. »Jetzt mal angenommen, ich bin verrückt genug, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, Hartinger. Dann sagen Sie mir mal: Wie würden Sie denn mein Image verbessern?«
    Hartinger atmete tief durch. »Da würd ich gar nichts machen. An Ihrer Person. Personen sind eher aus der Presse herauszuhalten. Ihre Projekte müssen für sich sprechen. Ich finde die übrigens wirklich nicht alle dämlich. Nur falsch verkauft.«
    Wieder entstand auf

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