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Herrgottschrofen

Herrgottschrofen

Titel: Herrgottschrofen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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unbeschadet übersteht, der Toni. Unternehmer wie ihn – und wie euch – braucht unser wunderschöner Ort. Aber bitte, kein Wort darf diese Runde verlassen.«
    Sie alle nickten verschwörerisch. Bürgermeister Meier konnte sicher sein, dass spätestens am nächsten Vormittag die drohende Pleite der Anton Brechtl Fuhr- und Entsorgungsgesellschaft mbH & Co. KG Thema aller Frühschoppenrunden und Weißwurstzirkel im Tal sein würde.
    Die Chefs der Kreissparkasse, der Raiffeisen- sowie der Hypovereinsbank verließen kurz hintereinander den Stammtisch, um auf der Toilette hektisch Kurznachrichten in ihre Mobiltelefone zu tippen.
    Wenigstens Jo Saunders hatte Aufregendes zu berichten. Die Polizisten des Landeskriminalamts waren am Vormittag da gewesen, um ihre Speichelprobe zu nehmen. In wenigen Tagen würde feststehen, ob die Knochen, die am Herrgottschrofen gefunden worden waren, von ihrer Schwester Franziska stammten oder nicht.
    Am Nachmittag hatte sie sich mit Martin Bruckmayer zusammen die Pläne von Veit Gruber für »Casa Carioca reloaded« angesehen.
    Begeistert berichteten sie Albert Frey davon.
    »Das müssen Sie sich vorstellen, lieber Herr Frey. Er will zunächst das gesamte Eisstadion verschönern und täglich am Nachmittag eine Revue geben.« Jo Saunders Augen strahlten. »Mit Bussen und Sonderzügen sollen die Touristen auch im Sommer aus München und Innsbruck kommen. Er rechnet mit einem Zuschauerschnitt von fünftausend. Für den Anfang. Und wenn das Eisstadion zu klein wird, in ein paar Jahren, dann will er das Skistadion überdachen und darin dann die größte künstliche Eisfläche Europas bauen. Und da können wir in drei Eisringen gleichzeitig die Show zeigen. Oder unterschiedliche Shows und der Zuschauer geht auf der Tribüne außen herum und sucht sich das aus, was ihm am besten gefällt.«
    »Halten Sie das wirklich für möglich, gnädige Frau?«
    »Und ob ich das für möglich halte, junger Mann. Wissen Sie, was ich schon alles auf die Beine gestellt habe. Ich, das kleine Girl vom Rießersee. Ich habe den Madison Square Garden gefüllt mit meiner Show. Ich war zwei Jahre am Stück auf Tour durch die USA. Ich habe auf Kreuzfahrtschiffen die Eisrevue eingeführt. Auch da haben die Leute zuerst gesagt: ›Ice skating in the Carribean – are you nuts?‹ Und, what happened? Es war ein riesiger Erfolg.«
    »Das hört sich so an, als ob Sie ihm bei dem Projekt unter die Arme greifen möchten«, bemerkte Frey mit ungläubiger Miene.
    »Well, er hat mir ein Angebot gemacht. Ich soll seine Executive Consultant sein, beraten, aber auch mitreden können. Eine großartige neue Aufgabe für mich!«
    Martin Bruckmayer hatte den Elan seiner Freundin nicht bremsen wollen, doch nun ergriff er das Wort. »Na ja, bei aller Begeisterung, Jo. Der Herr Gruber muss das Geld erst einmal zusammenbekommen. Und mit der Überdachung des Slalomhangs am Gudiberg … Wenn er sich da mal nicht vergaloppiert, der Gute. Er ist nicht gerade dafür bekannt, dass all seine Megaprojekte auch tatsächlich umgesetzt würden. Ich erinnere mich da an eines, da wollte der doch tatsächlich eine Moschee und eine Synagoge und was weiß ich nicht für Sakralbauten aus aller Welt drüben am Wank hinsetzen. Bei uns. Im christlichen Abendland. Da haben wir aber schon was dagegen unternommen.«
    »Interessant«, meldete sich Albert Frey. »Wer ist denn ›wir‹?«
    Bruckmayer reagierte aufgebracht. »Es gibt noch rechtschaffene Christen in diesem Ort, Herr Frey! Auch wenn man an manchen Stellen meinen könnte, Sodom und Gomorrha hätten eine Provinz im Werdenfelser Land errichtet. Aber wir lassen uns nicht alles gefallen.«
    Albert Frey wollte Bruckmayers Gastfreundschaft nicht überstrapazieren, obwohl er schon gern genauer gewusst hätte, wer mit ›wir‹ gemeint gewesen war. Dem Thema Religion stand er reserviert gegenüber. Als Geschichtslehrer hatte er sich oft die Frage gestellt, wie viele Kriege weniger es in einer von Atheisten bestimmten Menschheitsgeschichte wohl gegeben hätte.
    Er wandte sich an Jo Saunders. »Dann können wir uns darauf einrichten, dass Sie länger an diesem Ort bleiben, gnädige Frau? Das würde uns natürlich sehr freuen. Und mich ganz besonders. Denn Menschen wie Sie haben so unglaublich viel zu erzählen. Ich habe es Ihnen ja berichtet, die Geschichte der US-Besatzung ist in den hiesigen Archiven vollkommen unterbelichtet. Darf ich vielleicht gleich morgen damit anfangen, ein Interview mit Ihnen

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