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Herrin auf Kimbara

Herrin auf Kimbara

Titel: Herrin auf Kimbara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
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glücklich, obwohl Martyn der Ansicht war, sie brauchte ihr Studium nicht zu beenden. Er war zu diesem Zeitpunkt ein aufstrebender junger Anwalt in einer renommierten Kanzlei, in der man ihn wegen seiner exzellenten Noten eingestellt hatte.
    Seine Mutter hatte nie gearbeitet, sondern sich der Aufgabe verschrieben, eine perfekte Ehefrau und Mutter zu werden. Von ihr, Rebecca, erwartete sie dasselbe.
    Außerdem wünschte sie sich zwei Enkelkinder, einen Jungen und ein Mädchen. Martyn hatte es allerdings nicht eilig damit, eine Familie zu gründen.
    Sie, Rebecca, brauchte eine Weile, um zu merken, dass Martyn keine Freunde brauchte – oder vielmehr ihre Freunde. Er wollte sie nicht in ihr schönes Stadthaus, das seine Eltern ihnen zur Hochzeit geschenkt hatten, einladen und auch nicht auf ihre Partys gehen. Irgendwann kam niemand mehr vorbei, und eine ihrer Freundinnen sagte: »Martyn will dich ganz für sich haben, Becky. Merkst du das denn nicht?«
    Ihre Ehe hielt genau drei Jahre. Sie, Rebecca, weigerte sich kategorisch, ihr Studium abzubrechen, zumal sie als überragende Studentin galt. »Journalismus? Was ist das?«
    machte Martyn sich immer über sie lustig. »Bleib zu Hause, und schreib einen Bestseller.«
    Sie fühlte sich zunehmend von ihm eingeengt. So hatte sie sich ihr Leben nicht vorgestellt. Allmählich wurde ihr klar, dass Martyn trotz seiner Intelligenz für sie nicht mehr interessant genug war. Für ihn war nur wichtig, dass sie ihm ihre ungeteilte Aufmerksamkeit widmete.
    Im letzten Jahr ihrer Ehe wurde Martyn gewalttätig.
    Zuerst verabreichte er ihr eine schallende Ohrfeige, bei der sie fast zu Boden ging. Natürlich war sie entsetzt darüber. Ihr Vater war immer so sanftmütig gewesen. Noch am selben Abend zog sie aus und ging zu Kim, ihrer besten Freundin. Martyn folgte ihr und bat sie unter Tränen um Verzeihung.
    »Geh nicht zu ihm zurück, Becky«, warnte Kim sie. »Es wird wieder von vorn anfangen.«
    Doch Martyn war ihr, Rebeccas, Ehemann, und sie nahm das Ehegelübde sehr ernst. Als er sie das letzte Mal schlug, landete sie mit gebrochenen Rippen im Krankenhaus.
    Nun war es vorbei. Sie konnte wieder zu leben anfangen.
    So einfach war es allerdings nicht. Martyn schikanierte sie so lange, bis sie ihm damit drohte, zu seinem Vorgesetzten zu gehen, einem netten Mann, der sie mochte, und sich über ihn zu beschweren. Kurz darauf war sie nach London gegangen, fest entschlossen, sich nie wieder auf so etwas einzulassen. Erst lange danach hatte sie wieder eine Beziehung begonnen, aber nie wieder wirklich etwas für einen Mann empfunden.
    Bis jetzt.

6. KAPITEL
    So weit das Auge reichte, erstreckten sich die weiten Ebenen bis zum Horizont, und das goldfarbene Spinifex, das überall wuchs, zeichnete sich gegen den tief roten Sand ab. Es war fünfzehn Uhr, und die Sonne stand noch hoch am strahlend blauen Himmel. Die Leute waren aus dem ganzen Outback angereist, um an Stewart Kinross’ Beerdigung teilzunehmen. Und außer den Alten und Gebrechlichen hatten sich fast alle zu dem kleinen Hügel aufgemacht, auf dem die Familie Kinross traditionsgemäß ihre Toten beerdigte.
    Der kleine Friedhof war von einer Steinmauer mit schmiedeeisernen Toren umgeben. Die Grabsteine waren unterschiedlich groß, und einige standen direkt nebenein-ander. Männer, Frauen und Kinder lagen hier begraben.
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen, als Rebecca versuchte, einige der Inschriften zu lesen, und dabei feststellte, dass auch Babys unter den Toten waren.
    Keiner aus der Familie weinte. Brod hatte die Hände gefaltet und den Kopf gesenkt. Ally, ganz in Schwarz, stand neben Fee, die ähnlich gekleidet war wie ihre Tochter Francesca. Francesca war eine Schönheit, und ihre helle Haut und ihr tizianrotes Haar bildeten einen reizvollen Kontrast zu ihrem schwarzen Kleid.
    Unter den Gästen waren zahlreiche entfernte Verwandte, Freunde, Prominente sowie Geschäftspartner und -
    freunde. Unter ihnen hoben sich besonders Rafe und Grant Cameron von der Menge ab.
    Rebecca trug einen breitkrempigen dunkelgrauen Strohhut, eine Leihgabe von Ally, der gut zu ihrem anthrazitfarbenen Kostüm passte, und eine Sonnenbrille.
    Als der Pfarrer die Ansprache beendet hatte und der Sarg ins Grab gelassen wurde, wandte sie sich halb ab, da sie den Anblick nicht ertragen konnte. Sofort wurden die Erinnerungen an die Beerdigung ihrer Mutter wach. Bis zu dem Moment hatten ihr Vater und sie sich mühsam zusammengerissen, doch dann hatten sie die

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