Herrin auf Kimbara
wirst du sie beim Abendessen kennen lernen.«
Brod zuckte die Schultern. »Wir müssen eine Menge klären. Heute Nachmittag werden wir damit sicher nicht fertig.«
»Mach’s gut.« Sie warf ihm eine Kusshand zu.
»Mach ich.«
Er wollte Rebecca zu nichts drängen, obwohl er verrückt nach ihr war und bereits mit dem Gedanken spielte, sich mit ihr zu verloben. Und bald darauf würde sie ihn heiraten. Er würde alles in seiner Macht Stehende tun, um sie glücklich zu machen.
Rebecca!
Beschwingt ging er zur Tür.
Rebecca hörte die Besucher eintreffen, ging jedoch nicht zum Fenster, sondern arbeitete weiter. Fee war ihr gegenüber immer sehr offen gewesen, und diese Offenheit spiegelte auch das Buch wider. Es würde eine außergewöhnliche Chronik werden, eine Chronik der Geschichte der Familie Kinross, und genauso gut wie Dame Judys Memoiren, die ausgezeichnete Kritiken bekommen hatte.
Ein Rezensent hatte von ihrer »eleganten, ja lyrischen Prosa« gesprochen. Sie, Rebecca, hoffte, dass dieses Buch ebenso realistisch sein würde. Es würde sogar noch besser werden als das erste, weil es über so viele Menschen mehr zu sagen gab.
Gegen sechs klopfte Fee bei ihr an die Tür. Sie wirkte erschöpft.
»Wie läuft es?« erkundigte Rebecca sich besorgt. »Es war eine lange Sitzung.«
»Das kann man wohl sagen!« Fee fasste sich an die Schläfe. »Zum Glück haben wir nicht so viele Anwälte wie Sir Andy, und zum Glück ist Brod so verdammt clever. Ihm entgeht nichts. Wir hatten ein ansehnliches Vermögen, wissen Sie. Es ist irrsinnig, wie viel Stewart durchge-bracht hat. Er hat in Saus und Braus gelebt, während Brod sich um alles gekümmert hat.«
»Möchten Sie reinkommen und sich setzen?« fragte Rebecca. »Sie sehen ein bisschen müde aus.«
»Das bin ich auch, Schätzchen«, gestand Fee, »aber ich werde Ihnen beim Abendessen Gesellschaft leisten.«
»Gut. Ich möchte nicht die einzige Frau am Tisch sein.
Wie sind Ihre Gäste denn so?«
Fee warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Den guten alten Barry kennen wir schon ewig. Ich kannte sogar schon seinen Vater. Dermot habe ich heute zum ersten Mal gesehen, aber er scheint ein guter Mann zu sein. Die anderen beiden sind viel jünger, aber sehr intelligent.
Anfang dreißig. Ich nehme jetzt erst mal ein ausgiebiges Bad.«
»Das wird Ihnen gut tun.« Rebecca lächelte ihr liebevoll zu und setzte sich dann wieder an ihren Computer. Sie würde noch ungefähr eine halbe Stunde arbeiten und dann auch ein Bad nehmen.
Sonst konnte sie es gar nicht erwarten, nach unten zu gehen, doch diesmal ließ Rebecca sich Zeit. Sie entschied sich für ein zweiteiliges Jerseyleid in ihrer Lieblingsfarbe, Violett. Das Oberteil war hochgeschlossen und ärmellos, der Rock lang und fließend. Einige ihrer Freundinnen waren der Meinung, dass nur große Frauen lange Röcke tragen konnten, aber sie fand, dass es sie größer wirken ließ, und außerdem mochte sie das sinnliche Gefühl, wenn weiche Stoffe ihre Beine umschmeichelten.
Ihr Haar war sehr lang geworden, weil sie es seit Monaten nicht hatte schneiden lassen. Nachdem sie es gebürstet hatte, bis es glänzte, ließ sie es offen über die Schultern fallen. Zum Schluss steckte sie die Diamantstecker an, die sie sich gekauft hatte, als sie den Preis als beste Nach-wuchsjournalistin des Jahres bekommen hatte. Einige Spritzer ihres Lieblingsparfüms, das sie immer benutzte, und sie war fertig.
Den ganzen Nachmittag lang, selbst bei der Arbeit, hatte sie an ihre Unterhaltung mit Fee gedacht. Natürlich war es ein guter Rat gewesen, keine Geheimnisse vor Brod zu haben, doch dass sie sich so dagegen sträubte, war ein Beweis dafür, wie traumatisch ihre Ehe für sie gewesen war.
Rebecca sank auf einen der mit Goldbrokat bezogenen Sessel und barg für einen Moment das Gesicht in den Händen. Wie sollte sie nur anfangen?
»Brod, es gibt da etwas, was ich dir sagen muss…«
»Brod, ich wollte es dir schon längst sagen, aber…«
»Brod, ich war schon einmal verheiratet. Vor Jahren.
Mit einem gewalttätigen Mann. Na ja, zuerst war er nicht gewalttätig, sondern sehr nett…«
Es würde ein großer Schock für Brod sein. Ihre Beziehung hatte sich in rasantem Tempo zu einer leidenschaftlichen Affäre entwickelt, und das war umso außergewöhnlicher, als keiner von ihnen seine Gefühle in Worte gefasst hatte.
Irgendwie hatten sie beide ein Problem damit, »Ich liebe dich« zu sagen, obwohl Brod ihr oft zu verstehen gegeben hatte,
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