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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Vielleicht wissen nur Pferde, was echter Glaube ist, da sie teilhaben an der Bürde des Lastenträgers. Und ich, die ich nur ein Mensch bin, wurde auserwählt, es zu erfahren und ebenfalls teilzuhaben … Es war leichter, sich im Rapport und in der Vereinigung mit einem Pferd davontragen zu lassen als mit einem Falken und auch mit einem der klügeren Kundschaftervögel, weil die Pferde eine größere Intelligenz hatten. So sensibel die Vögel waren, so herrlich es war, die Ekstase des Fluges mit ihnen zu teilen, sie hatten doch nur ein begrenztes Bewußtsein, das sich vor allem auf ihr scharfes Sehvermögen konzentrierte. Die höher organisierten Pferde hatten ein Bewußtsein, das menschlicher Art und doch nicht ganz menschlich war.
Dann wurden die anderen Pferde weggeführt, und Romilly holte sich Sonnenstern. Er arbeitete jetzt so vertraut mit ihr zusammen, daß ein bloßes Wort genügte. Ein Teil von ihr floß hinaus in Liebe, sie war das Pferd, sie spürte, wie der Sattel auf ihren eigenen Rücken gelegt wurde, und als sie die Lederriemen anzog, war sie ein merkwürdiges Doppelwesen. Sie wußte nicht, ob sie in den Sattel stieg oder die willkommene Last auf ihren Rücken nahm. Sie genoß die Empfindungen ihres eigenen Körpers, aber sie gingen unter in der Seligkeit, frei zu laufen, mit dem Wind zu rennen… so ausgeglichen, so verschmolzen mit dem Pferd, daß sie lange Zeit nicht wußte, wer sie selbst, wer Sonnenstern war. Trotzdem meinte sie bei all diesem Ineinanderfließen, daß sie noch nie so voll und ganz sie selbst gewesen sei, noch nie ihre Umgebung so scharf erfaßt habe. Die Wärme der Sonne, der Schweiß, der über ihre Flanken strömte, das einfühlsame Ausbalancieren des Gewichts, das sie von unten, nein, von innen spürte… Die Zeit schien sich aufzusplittern in infinitesimale Bruchteile, von denen sie jedem seine wahre Bedeutung gab, ohne Gedanken an Vergangenheit oder Zukunft, ganz hingegeben an die absolute Gegenwart.
Und dann kehrte sie bedauernd zurück und trennte sich von Sonnenstern. Am Koppelzaun stieg sie ab, lehnte sich an ihn und warf ihm in ekstatischer Liebe, nichts als gebend, nichts als empfangend, die Arme um den glänzenden Hals. Es bedurfte keiner Worte. Sie gehörte ihm, er ihr; auch wenn sie diese Vollendung, dieses berauschende Entzücken nie wieder erlebten, wenn sie ihn nie wieder bestieg und nie wieder mit ihm über eine endlose Ebene der alles andere auslöschenden Freude galoppierte, blieben sie doch für immer in einem Teil ihres Seins miteinander verschmolzen. Dieser Augenblick war ewig und würde niemals enden.
Mit leisem Bedauern – nur mit leisem, denn in ihrem überhöhten Bewußtsein war ihr klar, daß alle Dinge ihren richtigen Augenblick haben und dieser nicht weiter verlängert werden konnte – ließ sie sich auf eine andere Existenzebene gleiten und war wieder Romilly, die der seidigen Vorhand des Pferdes einen letzten liebevollen Klaps gab und es in seine eigene Koppel führte, getrennt nun, doch niemals weit voneinander entfernt. Sie spürte ihre Füße kaum unter sich, als sie ins Haus zurückging. Cleas freundliche Stimme empfand sie als Störung.
»Wie schön er ist – ist das der Rappe, von dem man mir erzählt hat? Ist er zu wild, wird man ihn als Zuchthengst wegschicken müssen?« Sie verstummte. Etwas in Romillys Gesichtsausdruck ließ sie fragen: »Du… du hast ihn geritten?«
»Er ist sanft wie ein Kind«, sagte Romilly geistesabwesend. »Er liebt mich, aber ein Kind könnte ihn jetzt reiten.« Ihr kam der absurde Wunsch, sie dürfe dieses herrliche Geschöpf Caryl schenken, der es bestimmt lieben würde, wie sie es tat, denn er hatte mehr als nur eine Spur von ihrer Art von Laran. Da sie das königliche Pferd nicht selbst behalten konnte, wäre es bei diesem sensiblen Jungen am besten aufgehoben. Der der Sohn Lyondri Hasturs war, rief sie sich ins Gedächtnis zurück und kam mit einem Ruck wieder auf die Erde, und ihr geschworener Feind. »Was wolltest du, Clea?«
»Ich bin gekommen, um mit dir über deinen Unterricht im waffenlosen Kampf zu sprechen«, antwortete Clea, »aber unterwegs traf ich Jandria, die mir sagte, du seist wieder in das Lager des Königs gerufen worden. Wie ich hörte, sollst du mit den Kundschaftervögeln arbeiten. Nimm alle deine Sachen mit. Jandria sagte, du würdest nicht mehr ins Haus zurückkommen.“
Nicht zurück? Dann mußte sie Sonnenstern noch eher Lebewohl sagen, als sie gedacht hatte. Aber darauf kam es

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