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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Orains Problem, nicht das ihre. Sie hatte nichts getan, womit sie verdient hätte, rücksichtslos seiner Zuneigung beraubt zu werden.
Und er verliert dadurch. Nicht ich.
Sie sagte ruhig: »Ich schätze Orains gute Eigenschaften mehr als du weißt; ich bin viele Monde lang mit ihm geritten und habe eng mit ihm zusammengearbeitet. Allerdings finde ich, er sollte nicht auf mich herabsehen, nur weil ich eine Frau bin. Ich habe bewiesen, daß ich meine Arbeit ebensogut und geschickt wie jeder Mann tun kann.«
»Daran besteht kein Zweifel, Romy.« Ruyven sprach so beschwichtigend, daß Romilly sich fragte, wieviel von ihrem heimlichen Zorn sich in ihrem Gesicht gezeigt haben mochte. »Aber Orain liebt keine Frauen, und er hat nie Unterricht in einem Turm gehabt. Wir in Tramontana wissen, daß zwischen der Kraft eines Mannes und der einer Frau letzten Endes kein großer Unterschied besteht. Wir sind der erste Turm, der in einem unserer Kreise mit einer Frau als Bewahrerin experimentiert hat, und kein Mann könnte es besser machen, auch ein Hastur nicht. Auch du würdest durch eine solche Ausbildung gewinnen.«
»Das habe ich früher auch gedacht«, gab Romilly zu. »Heute weiß ich, was mein Laran, meine Gabe ist. Vater muß diese Gabe ebenfalls besitzen, sonst könnte er Pferde nicht so trainieren, wie er es tut, und ich habe sie von ihm geerbt.«
»Ich würde mich nicht zu schnell gegen eine Ausbildung in einem Turm entscheiden«, gab Ruyven zu bedenken. »Als ich noch in Nevarsin war, glaubte ich, mein Laran zu beherrschen. Dann entdeckte ich, daß ich zwar an der vorderen Front des Kampfes mit mir selbst die Stellung gehalten, dafür aber Festungen in meinem Rücken unverteidigt gelassen hatte, und dadurch wäre ich beinahe besiegt worden.«
Romilly machte eine ungeduldige Handbewegung. Die kriegerische Symbolik kam ihr weit hergeholt und unnötig vor. »Wenn wir die Vögel auflassen sollen, ist es Zeit, anzufangen. Schließlich hat Lord Orain den Befehl gegeben, und Carolins ersten Ratgeber dürfen wir nicht warten lassen.«
Ruyven schien gegen ihren Sarkasmus protestieren zu wollen, schwieg jedoch seufzend. In seiner schwarzen Kutte sah er ganz wie ein Mönch aus, und sein schmales Gesicht hatte den weltabgewandten, unbeweglichen Ausdruck, den Romilly mit den Brüdern von Nevarsin verband. »Sie werden uns holen kommen, wenn sie uns brauchen. Willst du nachsehen, ob Temperentias Geschüh nicht zu fest sitzt? Ich fürchte, es reißt an einer alten Narbe auf ihrem Ständer. Orain sagte, bevor du zu ihnen kamst, hätte sie sich verletzt gehabt. Ich glaube, deine Augen sind schärfer als meine.«
Romilly untersuchte den Ständer des Vogels, ihn dabei mit ihren Gedanken beruhigend. Sie fand keine ernsthafte Behinderung, änderte aber trotzdem den Sitz der Fesseln. Die alte Narbe sah in der Tat wund und roh aus. Als Vorsichtsmaßnahme wusch sie sie mit einer Lösung von Karalla-Pulver, drehte die drei Kappen auf links und bestäubte sie von innen leicht mit dem gleichen Pulver, um Feuchtigkeit, Infektionen und den winzigen Parasiten vorzubeugen, die manchmal Vögel befallen und Räude verursachen.
Dann sagte Ruyven: »Ich bedauere es, meine Talente auf diese Weise, im Krieg, einsetzen zu müssen. Lieber würde ich friedlich im Turm bleiben und für unser eigenes Volk in den Bergen arbeiten. Doch ich will auch nicht, daß alle Königreiche, eines nach dem anderen, unter die Tyrannei Lyondri Hasturs und jenes Schurken Rakhal geraten, der weder Ehre noch Laran noch Gerechtigkeitssinn hat, sondern nur ein verderbliches Streben nach Macht. Carolin ist wenigstens ein ehrenwerter Mann.«
»Du sagst es, und Orain sagt es. Ich habe ihn nie gesehen.«
»Ihr werdet ihn jetzt sehen«, erklang die Stimme Orains, der hinten an der Umzäunung stand. Offenbar hatte er dem Gespräch zugehört. »Jandria berichtete mir von dem Geschenk eures Hauses für den König, und sie hält es nur für recht und billig, daß Ihr, Mistress Romilly, es mit eigenen Händen übergebt. Also kommt mit mir.«
Romilly warf Ruyven einen Blick zu. Er sagte: »Ich komme auch mit«, zog seinen Handschuh aus und folgte ihnen. Warum ist Ruyven Falkenmeister des Königs, während ich nur als seine Helferin betrachtet werde? Ich bin eine berufsmäßige Schwertfrau, und ich habe das größere Geschick. Ruyven möchte lieber in seinem Turm sein, und für mich bedeutet diese Arbeit das Leben. Er sagt selbst, im Turm werden Frauen zu den höchsten Ämtern zugelassen, und

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