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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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stechendem Schmerz dachte sie an Preciosa. Länger als ein Jahr hatte sie in dieser verdammten Wüstenstadt gelebt, und bestimmt war Preciosa in die Wildnis zurückgekehrt und hatte sie vergessen.
Aber selbst wenn ich sie niemals in meinem Leben wiedersehe, sind die Augenblicke der Verbundenheit heute ebenso Teil von mir wie damals, und so etwas wie Zukunft oder Vergangenheit gibt es nicht… Ihr schwindelte, und die Ekstase, gemeinsam mit Preciosa zu fliegen, vermischte sich mit der alles verzehrenden Seligkeit, als sie Sonnenstern geritten hatte, absolut eins mit dem Pferd. Sie flog, sie rannte, sie verschmolz mit Himmel und Erde und Sternen…
»Schwertfrau?« Lady Maura sah sie beunruhigt an. Romilly kehrte mit einem Ruck in die Wirklichkeit zurück. Sie sagte das erste, war ihr in den Sinn kam.
»Mein Name ist Romilly, und wenn wir zusammen arbeiten werden, braucht Ihr mich nicht jedes Mal so förmlich mit Schwertfrau anzureden.«
»Romilly«, wiederholte Maura mit einem Lächeln, »und ich bin Maura. In den Türmen halten wir den Rang nicht für ein Hindernis zwischen Freunden, und wenn du eine Freundin dieser Vögel bist, bin ich ebenfalls deine Freundin.«
Dann haben die Türme etwas gemeinsam mit der Schwesternschaft, dachte Romilly, aber dann rief Ranald die Männer zusammen, und sie ritten weiter. Romilly hätte gern gewußt, warum sie der Armee so weit vorauszogen. Sie ritten den ganzen Tag, und am Abend schlugen sie ein Lager auf. Die Soldaten und Ruyven schliefen unter den Sternen. Für Lady Maura war ein kleines Zelt da, und sie bestand darauf, daß Romilly es mit ihr teile. Der harte, lange Ritt hatte sie ermüdet, aber bevor sie einschliefen, fragte Lady Maura freundlich: »Warum bist du nicht in einen Turm gegangen, um dich ausbilden zu lassen, Romilly? Du hast doch Laran genug.«
»Wenn du Ruyven kennst und weißt, wie er hingekommen ist«, antwortete Romilly, »weißt du auch, warum ich nicht hingekommen bin.«
»Trotzdem hast du dein Elternhaus verlassen und mit deinen Verwandten gebrochen«, beharrte Maura. »Man sollte meinen, danach hättest du sofort einen Turm aufgesucht.«
Die Absicht hatte ich ja auch, dachte Romilly. Aber ich habe meinen eigenen Weg gefunden, und jetzt brauche ich die Ausbildung nicht mehr, die die Leronis mir damals angeraten hat. Ich weiß über mein eigenes Laran mehr als jeder Fremde. Sie verfiel in hartnäckiges Schweigen, und Lady Maura verzichtete darauf, ihr weitere Fragen zu stellen.
Zwei Tage lang ritten sie. Sie ließen die Wüste hinter sich und kamen in grünes Land. Romilly atmete erleichtert auf, als sie in der Ferne Berge erkannte und der Abend einen Hauch von kühlem Regen mit sich brachte. Es war Hochsommer, doch am Morgen lag Rauhreif auf dem Boden, und des Nachts war sie froh über ihren Pelzmantel. Am dritten Tag erreichten sie einen hohen Gipfel, von dem man viele Meilen weit in die Runde blicken konnte. Hier ließ Ranald Ridenow anhalten. »Das ist die richtige Stelle«, meinte er. »Hast du die Vögel soweit?«
Maura wußte offenbar, was er wollte. Sie nickte und fragte: »Mit wem willst du dich verbinden? Mit Orain?«
»Mit Carolin selbst«, antwortete der Ridenow-Lord ruhig. »Orain ist nicht kopfblind, aber dafür reicht sein Laran nicht aus. Und es sind seine Truppen.«
Maura blinzelte ein paarmal und sah aus, als wolle sie zu weinen beginnen. Mehr vor sich hin als zu Romilly gewandt, flüsterte sie: »Mir gefällt es gar nicht, Rakhals Bewegungen auszuspähen. Ich… ich habe geschworen, nicht gegen ihn zu kämpfen. Aber Lyondri hat sich das alles selbst zuzuschreiben, denn auch er hat seinen Eid gebrochen! Nach dem, was er getan hat… selbst wenn er mein Verwandter ist…« Sie hielt inne, preßte die Lippen zusammen und fragte: »Romy, willst du deinen Vogel zuerst auflassen?«
»Ich weiß ja nicht, was ich tun soll«, wehrte Romilly sich. »Du bist doch Falkenmeisterin…«
»Ich kenne mich in den Gewohnheiten, der Nahrung und dem Gesundheitszustand der Kundschaftervögel aus«, stellte Romilly fest. »Ich bin nicht darin ausgebildet, sie im Krieg einzusetzen. Deshalb weiß ich nicht…«
Maura war verblüfft, verbarg es aber schnell, und Romilly fragte sich verwundert: Will sie höflich zu mir sein? »Du brauchst den Vogel nur aufzulassen, in Rapport mit ihm zu bleiben und zu sehen, was er mit seinen Augen sieht«, erklärte Maura. »Ranald empfängt deine Gedanken und meldet das, was du siehst, weiter an Carolin. So kann er das Land vor

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