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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Traum, sonst nichts. Ich muß übermüdet gewesen sein. Ich habe noch nie so etwas mit den Vögeln gemacht, und es war anstrengend. Die Leroni sind vermutlich daran gewöhnt.«
»Ich wünsche, du ließest dich von mir überwachen, damit ich feststellen kann…«
»Nein, nein. Mir fehlt nichts.« Romilly drehte der anderen Frau den Rücken und lag still. Maura seufzte und löschte die Laterne. Romilly fing einen Bruchteil ihres Gedankens auf: Stur, aber ich will mich nicht aufdrängen. Sie ist kein Kind mehr, vielleicht ihr Bruder… Dann schlief sie ein, diesmal ohne Träume.

Am Morgen hatte sie immer noch Kopfschmerzen, und ihr wurde von dem Gestank des Vogelfutters übel, als sei sie vier Monate schwanger, sagte sie ungeduldig zu sich selbst. Nun, was ihr auch fehlen mochte, das war es nicht, denn sie war ebenso Jungfrau wie eine vereidigte Leronis. Vielleicht stand ihre Periode dicht bevor – sie hatte bei der Aufregung über die Ankunft der Armee und bei ihrer intensiven Arbeit mit Sonnenstern vergessen, die Tage zu zählen. Vielleicht auch hatte sie etwas gegessen, das ihr nicht bekommen war. Ganz bestimmt stand ihr der Sinn nicht nach Frühstück. Nachdem sie die Vögel versorgt hatte, stieg sie ohne jede Begeisterung in den Sattel. Zum ersten Mal in ihrem Leben dachte sie, daß es recht angenehm sein müsse, im Haus zu sitzen und zu nähen, zu weben oder sogar zu sticken.
    »Du hast ja gar nichts gegessen, Romilly«, protestierte Ruyven.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich habe mich gestern erkältet, als ich nach Sonnenuntergang so still im Sattel gesessen habe. Ich will nichts.«
    Er musterte sie, so dachte sie, als sei sie in Raels Alter. »Weißt du nicht, was es bedeutet, wenn du nicht essen kannst? Hat Lady Maura dich überwacht?«
    Es war nicht wert, darüber zu streiten. Romilly antwortete scharf: »Ich werde beim Reiten ein Stück Brot essen.« Sie nahm den mit Honig bestrichenen Kanten entgegen, den er ihr reichte, biß ein paarmal ab und warf ihn heimlich weg. Ranald ritt mit leerem Gesichtsausdruck. Romilly hatte inzwischen gelernt, daß so ein Telepath aussieht, der mit seinen Gedanken anderswo ist. Endlich kehrte er zurück und sagte: »Ich muß wissen, wie weit es bis zum Haupttrupp der Armee ist. Carolin wird heute irgendwann zu uns stoßen, obwohl er ein gutes Stück hinter uns ist. Romilly, willst du deinen Vogel auflassen und versuchen, Carolins Armee auszuspähen?«
    Nach ihren letzten Flugerfahrungen war es ihr unangenehm. Aber als der Vogel aufstieg und sie ihn im Geist begleitete, widerfuhr ihr nichts von der beunruhigenden Desorientierung. Mit unendlicher Erleichterung stellte sie fest, daß es genauso war, als fliege sie mit Preciosa. Sie sah auf merkwürdige Weise doppelt, doch das war alles. Durch die Augen des Vogels, hundertmal schärfer als ihre eigenen, sah sie, daß Carolins Armee einen halben Tagesritt hinter ihrer kleinen Vorhut war, und sie spürte – ohne es als Eindringen zu empfinden –, daß Ranald ihrem Geist die Position entnahm und an Carolin weitermeldete.
    »Wir werden hier lagern und auf sie warten«, bestimmte Maura. »Wir sind alle müde, und unsere Falkenmeisterin braucht Ruhe.«
    Ich sollte es nicht zulassen, daß sie mich verhätscheln. Ich will nicht, daß Ruyven oder Orain oder Carolin selbst denkt, weil ich eine Frau bin, müsse ich geschont werden. Orain wird mich respektieren, wenn ich so tüchtig wie ein Mann bin…
    Lord Ranald gähnte: »Auch ich fühle mich nach diesen Tagen scharfen Reitens, als sei ich rückwärts einen Wasserfall hochgezogen worden. Die Ruhe wird mir guttun. Und die Vögel brauchen keine zusätzliche Bewegung.« Er wies die Soldaten an, das Lager aufzuschlagen.
6.
    Daß die Armee sich näherte, erkannte Romilly nicht aus dem, was sie hörte, obwohl sie, wenn sie in dem Zelt, das sie mit Domna Maura teilte, scharf horchte, in der Erde ein leises, fernes Dröhnen vernahm, erzeugt von einer großen Kolonne marschierender Männer. Den Ausschlag gab jedoch die wachsende Gewißheit in ihrem Geist, das Gefühl der Einheit, eine vertraute Verbundenheit…
    Sonnenstern. Ihr Geist war in dem schwarzen Hengst, umgeben von ihm. Es war, als reite der König in der Mitte seiner Getreuen nicht auf Sonnensterns, sondern auf ihrem Rücken. Für einen Augenblick verirrten sich ihre Gedanken zu ihm, um durch seine Augen mit Liebe und Zuneigung Orain anzusehen. Einmal hatte sie sie zusammen erblickt, als sie sich unbeobachtet glaubten, und

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