Herrin der Falken - 3
hoffe,
diesmal wird es eine Tochter; ich hätte so gern ein kleines
Mädchen. Später werde ich dir meine Babys zeigen. Es sind
hübsche Kinder. Klein Gareth hat rotes Haar, vielleicht hat er
Laran, und es wird ein Zauberer für die Türme aus ihm.“
»Würdest du es ihm wünschen?« fragte Romilly leise, und Darissa lachte. »O ja, der Turm von Tramontana nähme ihn sofort. Seit der Zeit vor den Hundert Königreichen gehören die Aldarans zur Hastur-Sippe, und es bestehen alte Verbindungen zu Tramontana.« Sie senkte die Stimme. »Hast du gar nichts von Ruyven gehört? Hat dein Vater ihn wirklich ent
erbt?«
Romilly nickte, und Darissas Augen wurden groß. Sie und
Ruyven hatten als Kinder miteinander gespielt.
»Ich weiß noch, wie er mir in einem Jahr zu Mittsommer
einen Korb schickte«, erzählte sie, »und ich trug den Zweig
Goldblumen, der darin war. Doch am Ende des Festes verlobte
Vater mich mit Cathal. Wir sind glücklich miteinander geworden, und jetzt haben wir unsere Kinder – aber ich halte
viel von Ruyven, und ich wäre mit Freuden deine Schwester
geworden, Romilly. Meinst du, der MacAran wird dich Cinhil
geben, wenn er anfragt? Dann würden wir doch noch Schwestern.«
»Es ist nicht so, daß ich Cinhil nicht mag«, sagte Romilly,
aber innerlich grauste es ihr. Würde sie in drei Jahren wie
Darissa sein, fett und kurzatmig, mit fleckiger Haut und vom
Gebären verunstalteter Figur? »Das einzig Gute an einer solchen Heirat wäre, daß sie mich in deine unmittelbare Nähe
brächte«, erklärte sie der Wahrheit gemäß. »Aber ich habe es
nicht eilig mit dem Heiraten, und Luciella sagt, fünfzehn sei
zu jung, um einen eigenen Hausstand zu gründen. Sie würde
uns am liebsten erst verloben, wenn wir siebzehn oder älter
sind. Eine gute Hündin läßt man nicht in ihrer ersten Hitze
decken.«
»O Romilly!« Darissa errötete, und sie kicherten zusammen
wie Kinder.
»Dann genieße das Tanzen, solange du es noch kannst, denn
diese Zeit wird für dich bald vorüber sein«, sagte Darissa.
»Sieh mal, da ist Darrens Freund aus dem Kloster – er sieht in
seinem dunklen Anzug wie ein Mönch aus. Ist er einer von
den Brüdern?«
Romilly schüttelte den Kopf. »Ich weiß von ihm nichts weiter,
als daß er ein Freund Darrens ist und dem Castamir-Clan
angehört.« Sie behielt ihren Verdacht für sich. Darissa bemerkte: »Castamir ist ein Hastur-Clan! Daß er so ganz offen hergekommen ist – Castamir steht auf der Seite des alten Königs, wie ich gehört habe. Hält dein Vater zu Carolin, oder
unterstützt er den neuen König?«
»Ich glaube nicht, daß Vater irgendwelche Unterschiede zwischen dem einen oder dem anderen König macht. Es interessiert ihn nicht.« Romilly konnte nicht weitersprechen, denn
Alderic trat zu ihnen.
»Mistress Romilly? Jetzt kommt ein Kontertanz. Wollt Ihr
meine Partnerin sein?«
»Macht es dir etwas aus, wenn ich dich allein lasse, Darissa?“ »Nein – da ist Cathal; ich werde ihn bitten, mir ein Glas Wein
zu holen«, antwortete Darissa, und Romilly ließ sich von Alderic in die sich bildende Formation ziehen. Es waren sechs Paare
– allerdings bestand eines aus Rael und der elfjährigen Jessamy
Storn, die ihren Partner um einen halben Kopf überragte. Sie
stellten sich einander gegenüber auf. Darren und Jeralda Storn,
die die ersten in der Reihe waren, umkreisten jedes Paar in den
komplizierten Figuren des Tanzes. Dann kam Alderic an die
Reihe, und Romilly faßte vertrauensvoll seine Hände. Sie
waren breit, hart und warm, gar nicht die weichen Hände eines
Gelehrten, sondern die schwieligen, starken eines Schwertkämpfers. In der Tat, ein unwahrscheinlicher Mönch, dachte
sie und wandte ihre Aufmerksamkeit den Schwierigkeiten des
Tanzes zu. Als die Figur zu Ende war, stand sie Darren gegenüber, beim nächsten Mal ihrem Bruder Rael. Cinhil drückte ihr
in der kurzen Zeit ihrer Partnerschaft die Hand und lächelte.
Romilly schlug die Augen nieder und gab ihm das Lächeln
nicht zurück. Also dachte Lord Scathfell daran, sie dieses Jahr
mit Cinhil zu verheiraten, damit sie ein Kind nach dem anderen
bekam und dick und unförmig wie Darissa wurde? Er sollte sich
irren! Eines Tages würde sie wohl heiraten müssen, aber nicht
diesen grünen Jungen, wenn sie es verhindern konnte! Übrigens verging ihr Vater durchaus nicht in Ehrfurcht vor den
Aldaran-Lords, und außerdem war es nur Aldaran von Scathfell, nicht Aldaran von Burg Aldaran. Scathfell war der reichste
und einflußreichste ihrer
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