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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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zusammengedrängten Kinderschar, kam zu Romilly und streckte die Hand nach Temperentia aus. Romilly winkte ihn schnell zurück.
»Diese Vögel sind wild und haben gefährliche Schnäbel. Die hier könnte dir ein Auge aushacken.«
»Euch tun sie doch nichts«, protestierte das Kind.
»Ich habe auch gelernt, mit ihnen umzugehen, und sie kennen mich«, erklärte Romilly. Der Junge zog sich gehorsam außer Reichweite zurück. Er war nicht viel älter als Rael, zehn oder höchstens zwölf. Im Hof erklang eine Glocke. Die Kinder liefen sich schubsend den Gang hinunter. Nur der eine Junge blieb stehen.
»Ruft die Glocke dich nicht ebenso wie deine Mitschüler?« erkundigte sich Romilly.
»Ich habe jetzt keinen Unterricht«, antwortete der Junge. »Erst wenn die Glocke zum Chor läutet, muß ich gehen und singen, und danach habe ich Fechtstunde.«
»In einem Kloster?«
»Ich soll ja kein Mönch werden«, sagte der Junge. »Jeden zweiten Tag kommt ein Fechtmeister aus der Stadt und unterrichtet mich und ein paar andere. Aber im Augenblick habe ich keine Pflichten, und ich würde gern den Vögeln zusehen, wenn Ihr nichts dagegen habt. Seit Ihr eine Leronis, vai domna, daß Ihr Euch so gut mit ihnen auskennt?«
Gelähmt vor Schreck, starrte Romilly ihn an. Endlich fragte sie: »Warum nennst du mich domnah?
»Ich sehe doch, was Ihr seid«, erwiderte der Kleine, »auch wenn Ihr Jungenkleidung tragt.« Romilly blickte so bestürzt drein, daß er die Stimme senkte und in verschwörerischem Flüsterton versicherte: »Macht Euch keine Sorgen, ich werde es niemandem erzählen. Der Vater Meister wäre sehr böse, und ich glaube nicht, daß Ihr irgendwem ein Leid tut. Aber warum zieht Ihr Euch wie ein Junge an? Gefällt es Euch nicht, ein Mädchen zu sein?«
Wem gefällt das schon? dachte Romilly, und dann wunderte sie sich darüber, daß die klaren Augen dieses Kindes etwas gesehen hatten, das allen anderen verborgen geblieben war. Der Junge antwortete auf den unausgesprochenen Gedanken.
»Ich habe es gelernt, wie Ihr gelernt habt, mit Falken und anderen Vögeln umzugehen, damit ich meinem Volk eines Tages als Laranzu in einem Turm dienen kann.«
»Ein Kind wie du?« fragte Romilly.
»Ich bin zwölf Jahre alt«, stellte er würdevoll fest, »und in nur drei weiteren Jahren bin ich ein Mann. Mein Vater ist Lyondri Hastur und Ratgeber des Königs. Die Götter haben mir edles Blut gegeben, und deshalb muß ich bereit sein, dem Volk zu dienen, über das ich später zu herrschen gesetzt werde.«
Lyondri Hasturs Sohn! Romilly fiel die Geschichte von Alaric und seiner Familie ein, die Orain ihr erzählt hatte. Sie tat, als müsse sie die Leine des Vogels entwirren. Noch nie hatte sie ihre Gedanken abschirmen müssen, und sie kannte nur eine Möglichkeit: schnell und aufs Geratewohl loszureden. »Möchtest du Prudentia ein Weilchen auf die Faust nehmen?“
Sie ist die leichteste und wird für deinen Arm nicht zu schwer sein. Ich halte sie für dich ruhig, wenn du magst.« Er blickte aufgeregt und erfreut drein. Romilly streifte Prudentia vorsichtig die Haube über und schickte beschwichtigende Gedanken aus – der Kleine ist ein Freund, er tut dir nichts, sei ruhig. Mit ihrer freien Hand zog sie dem Jungen den Handschuh an und setzte den Vogel darauf. Der Junge gab sich große Mühe, daß sein Arm nicht zitterte. Romilly reichte ihm eine Feder. »Streichele ihr damit die Brust. Berühre einen Vogel niemals mit der Hand. Selbst wenn deine Hände sauber sind, beschädigen sie sein Gefieder.« Da streichelte er Prudentias glatte Brust und sprach leise auf sie ein.
»Ich bin einem Kundschaftervogel noch nie so nahegekommen«, murmelte er entzückt. »Ich habe gehört, sie seien wild und könnten nicht gezähmt werden. Ist es Laran, das sie so ruhig hält, domna?
»Du darfst mich hier nicht domna nennen.« Romilly sprach in gedämpftem Ton, um den Vogel nicht zu erschrecken. »Der Name, den ich benutze, ist Rumal.«
»Ist es Laran, Rumal? Glaubst du, ich könnte lernen, mit einem solchen Vogel umzugehen?«
»Natürlich«, antwortete Romilly. »Du solltest nur mit einem kleinen Falken beginnen, einem Damenvogel oder Sperlingsfalken, damit dein Arm nicht ermüdet, was den Vogel beunruhigen würde. Ich nehme Prudentia besser wieder«, setzte sie hinzu, denn der kleine Arm zitterte vor Anspannung. Romilly setzte den Vogel auf eine Reck. »Und Laran bewirkt weiter nichts, als daß es dir hilft, deine Gedanken auf die des Vogels abzustimmen. Nur ist

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