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Herrin der Falken - 3

Herrin der Falken - 3

Titel: Herrin der Falken - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Betrag in Silber und Kupfer für ihre Ausgaben zur Verfügung gestellt. Nach der Begegnung mit dem kleinen Caryl war sie auf der Hut. Aber keiner der Stallknechte schenkte ihr die geringste Aufmerksamkeit. Alle nahmen sie für das, was sie war, einen weiteren Lehrling im Gefolge der jungen Edelleute, die im Kloster wohnten. Dann machte sie sich auf die Suche nach Dom Carlo, um ihm ihre Warnung zu überbringen. In den Räumen, die ihnen im Gästehaus zugewiesen waren, traf sie jedoch nur Orain an, der seine stümperhaft zusammengeschusterten Stiefel flickte. Bei Romillys Eintritt blickte er hoch.
»Ist irgend etwas mit den Vögeln oder den Reittieren passiert, Junge?«
»Nein, es geht ihnen allen gut«, antwortete Romilly. »Verzeiht mir, wenn ich Euch in Eurer Mußestunde störe, aber ich muß Dom Carlo sprechen.«
»Du kannst ihn weder jetzt noch in absehbarer Zeit sprechen«, sagte Orain. »Er hat sich mit dem Vater Abt eingeschlossen, und ich glaube nicht, daß er ihm seine Sünden beichtet – er ist kein Cristofero. Kann ich etwas für dich tun, Junge? Eine dringende Arbeit liegt nicht an; die Vögel sind gut versorgt und gesund. Sieh dir doch einfach die Stadt an. Falls du dazu einen Vorwand brauchst, will ich dir einen Auftrag geben. Du kannst diese Stiefel zum Flicken bringen.« Er hielt sie ihr hin und meinte mit seinem lustigen Grinsen: »Dazu reicht meine Geschicklichkeit nicht aus.«
»Den Auftrag will ich gern ausführen«, sagte Romilly. »Aber ich habe eine wirklich wichtige Nachricht für Dom Carlo. Er… ihr alle seid Carolins Männer, und ich habe soeben gehört, daß… daß jemand, der den König und vielleicht auch einige seiner Ratgeber kennt, hier im Kloster ist: Lyondri Hasturs Sohn Caryl.«
Orains Gesichtsausdruck veränderte sich. Seine Lippen spitzten sich zu einem tonlosen Pfiff. »Tatsächlich? Der Welpe dieses Wolfs ist hier und vergiftet die Gedanken der Leute gegen meinen Herrn?«
»Der Junge ist erst zwölf«, protestierte Romilly, »und scheint ein nettes Kind zu sein. Er sprach gut von dem König und sagte, zu ihm sei er immer freundlich gewesen. Aber er mag ihn kennen…«
»Aye«, Orain blickte grimmig, »bestimmt. Eine eben ausgeschlüpfte Schlange kann beißen wie eine alte. Mir ist nichts Schlechtes über das Kind bekannt. Aber Alaric darf nicht wissen, daß es hier ist, sonst könnte er den Sohn für den Vater bezahlen lassen. Ich bezweifle, daß ich seine Hände von der Kehle eines Hastur-Sohns abhalten könnte, und ich kenne seine Gefühle recht gut. Mein Herr muß davon erfahren, und zwar schnell.«
»Würde Caryl auch Dom Carlo erkennen? War er so oft bei Hofe? Ist Dom Carlo nicht –«, sie zögerte, »einer von Carolins Verwandten?«
Orain nickte. »Er gehört zur Hastur-Sippe.« Er seufzte. »Nun, ich werde das Kind im Auge behalten und Dom Carlo Bescheid geben. Du hast gut daran getan, mich zu warnen, Rumal. Dafür bin ich in deiner Schuld.« Als wolle er den Gedanken beiseite schieben, bückte er sich und hob die oft geflickten Stiefel hoch. »Bring sie in die Stadt, und damit du dich nicht verläufst, will ich mitkommen und dir den Weg zeigen.“
Sie verließen das Gästehaus des Klosters und wanderten die Straßen der alten Stadt hinunter. Orain hängte sich lässig bei Romilly ein. Die Bergluft war von stechender Kälte, und Romilly zog ihren Mantel enger zusammen. Aber Orain, der nur eine leichte Jacke trug, schien sich wohl zu fühlen. »Ich liebe die Bergluft«, erklärte er. »Ich wurde im Schatten des Hohen Kimbi geboren. Wenn ich auch am Ufer des Sees von Hali aufwuchs, halte ich mich doch immer noch für einen Bergbewohner. Woher stammst du?«
»Ich bin in den Kilghardbergen geboren, aber nördlich des Kadarin«, antwortete Romilly.
»In dem Land um Storn? Aye, ich kenne es gut. Kein Wunder, daß du die Falken im Blut hast; mir geht es ebenso.« Er lachte verlegen auf. »Allerdings bist du mir darin über. Einen Kundschaftervogel habe ich früher nie gehalten, und ich werde mich nicht schlecht behandelt fühlen, wenn ich nie wieder einen in die Hände bekomme.« Sie traten in den Eingang eines Ladens, der streng nach Leder und Lohe und Harz roch. Der Schuhmacher hob angesichts von Orains alten Stiefeln hochmütig die Brauen, änderte seinen Ton jedoch schnell, als Orain seine Börse zog und Silber und sogar Kupfer vor ihn hinlegte. »Wann wünscht der vai dom diese Stiefel zurück?«
»Ich vermute, das Flicken lohnt sich bei ihnen nicht mehr«, sagte Orain.

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