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Herrin der Finsternis Roman

Titel: Herrin der Finsternis Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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Stress konnten dieses Gleichgewicht sehr leicht stören. Dann wurde er gefährlich. Sobald das Tier die Kontrolle übernahm. Viele Katagaria, männliche und weibliche, wurde von ihrem animalischen Wesen beherrscht. Unfähig, es zu zähmen, drehten sie durch und verwandelten sich in skrupellose Mörder, die alles töteten, was ihren Weg kreuzte. Dieser Zustand glich einer Tollwutinfektion. Dafür gab es kein Heilmittel.
    Deshalb beschäftigten die Arkadier ihre Wachtposten. Die mussten alle Katagaria aufspüren und töten, die ihre animalische Seele nicht im Griff hatten – sogenannte Schlächter. Natürlich weigerten sich die Arkadier, diesen Begriff auf ihre eigene Spezies anzuwenden. Umso bereitwilliger klassifizierten sie jeden Katagari, der ihnen begegnete, als Schlächter. Mit oder ohne Beweis.
    »Geh endlich, Vane!«, befahl Colt und drängte ihn zur Tür.
    Zweifellos, der Bär hat recht, gestand Vane sich ein. Es war sinnlos, gegen seine Natur zu rebellieren. Einen solchen Kampf würde er niemals gewinnen. Also gab er Colt das Spültuch und eilte aus der Bar.
    Draußen auf der Straße vergewisserte er sich, dass niemand ihn beobachtete, und nahm seine Wolfsgestalt an. Im Gegensatz zu seinem Bruder war er ein typischer weißer Timberwolf, sehr groß, und er wog hundertvierzig Pfund. Deshalb fürchteten ihn die Angehörigen seines Rudels, wenn sie ihn in seiner tierischen Gestalt sahen. So stark sie auch sein mochten, er war ihnen überlegen. Und er respektierte keine Hierarchien.
    Obwohl er sich soeben in ein Tier verwandelt hatte, spürte er am Ende dieses Tages immer noch genug menschliche Elemente in seinem Inneren, die er allerdings verleugnete, um irgendjemandem fügsam zu folgen.
    Er war ein geborenes Alphatier. Das wussten alle, die ihn kannten. Während er durch die Straßen von New Orleans rannte, blieb er stets in den Schatten der Abenddämmerung. Wie er schon vor langer Zeit festgestellt hatte, hielten die Menschen ihn für einen großen Hund. Aber er durfte keinesfalls die Aufmerksamkeit eines Hundefängers erregen – das Letzte, was er auch in diesem Moment wollte. Mit diesen Leuten hatte er reichliche Erfahrungen gesammelt. All diese Konfrontationen hatten ein schlechtes Ende für die Menschen genommen.
    Lange dauerte es nicht, bis er die Iberville Street und das Acme Oyster House erreichte, wo er Bride verlassen hatte. Auf die Hinterbeine gestellt, spähte er durch das Fenster und sah sie mit zwei Frauen an einem Tisch sitzen. Die eine hatte dunkelrotes Haar. Über eine Seite ihres Gesichts zog sich eine zackige Narbe, ohne die sie eine Schönheit gewesen wäre. Die andere, eine hübsche Brünette, sah ihr ähnlich.
    Aber keine dieser gertenschlanken Frauen gefiel ihm. Nur Bride. Ihr Anblick weckte eine fast schmerzhafte Begierde. Mochte sie auch zur Menschenrasse zählen – ihr Lächeln strahlte eine intensivere Magie aus als sein ganzes Wolfsrudel zusammen. So verführerisch. Und diese Lippen übten eine erstaunliche Wirkung auf seinen Körper aus.
    Auf sein Herz.
    Lachend plauderten die drei Frauen und teilten sich eine Austernplatte. Brides Freundinnen schien keine Veränderung an ihr aufzufallen. Vielleicht war sie gar nicht seine Lebensgefährtin.
    Ein sinnloser Gedanke. Das Zeichen erschien nur, nachdem ein Were Hunter Sex mit seiner Frau genossen hatte, normalerweise innerhalb kurzer Zeit. Vorher war Vane monatelang nicht mit einer anderen zusammen gewesen.
    Also konnte es nur sie sein. Das Mal auf ihrer Handfläche müsste zu seinem passen – Embleme, die seine Herkunft bekundeten, nur für ein Mitglied seiner Spezies verständlich.
    Aber vielleicht konnte eine Menschenfrau das Zeichen des geschlossenen Bundes ignorieren? Bei dieser Vorstellung fröstelte er. Wenn das stimmte, wäre er erledigt. Nur wenn er diese Frau für sich beanspruchte, durfte er jemals auf eine eigene Familie hoffen. Doch musste sie ihm freiwillig folgen.
    Jetzt standen Bride und ihre Freundinnen auf und gingen zur Tür. An die Hausmauer geduckt überlegte Vane, was er tun sollte.
    »Glaub mir, Bride«, sagte die Brünette, die zuerst auf die Straße trat, »unsere Schwester Tia kann jeden verhexen. Wenn du willst, verwandeln wir Taylor in einen Eunuchen.«
    Darüber musste Bride lachen. »Führ mich nicht in Versuchung.«
    Die Rothaarige mit der Narbe blieb stehen, als sie Vane im Schatten entdeckte. »Komm her, mein Junge!«, rief sie freundlich und streckte ihre Hand aus, damit er daran schnüffeln konnte.

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