Herrin der Schädel
Zustand. Es scheint nämlich die Sonne.«
»Das dachte ich mir.«
Auf ein Frühstück musste ich verzichten. Ich verließ mich allerdings auf Glenda Perkins, die ihren tollen Kaffee sicherlich schon gekocht hatte. Vielleicht hatte sie auch etwas zu essen. Bei einem Beamten sollte zumindest der Magen arbeiten.
Vier Tote in einer Nacht!
Ich bekam das noch immer nicht in die Reihe, als ich neben Suko im Wagen saß. Da wir es ziemlich eilig hatten, fuhren wir mit Blaulicht und Sirene. Beides klebte auf dem Autodach. Wir kamen zwar nicht so voran, wie wir es uns vorgestellt hatten, aber besser als sonst bei diesem dichten Verkehr.
»Das gibt Stress, John.«
»Ha, wem sagst du das? So etwas ist auch für die Firma einmalig. Vier Tote, und wahrscheinlich hat niemand etwas gesehen. Keine Zeugen, kein gar nichts. Nur eben die Leichen.« Ich musste lachen, aber es hörte sich nicht lustig an, denn ich ahnte, was da auf uns zukommen würde.
Dana Crow!
Dieser Name wollte mir nicht aus dem Kopf. Ich hatte sie nur auf dem Bildschirm gesehen, und sie war wirklich ein Schuss, wie man so schön sagt. Eine extrovertierte Person, die durch ihre Musik und auch ihr Verhalten viele Fans um sich hatte sammeln können.
Und dann ihr Atlantis-Song!
Er war wirklich aus vollem Herzen gesungen, das konnte man hören, und sie hatte auch ein Stück Seele mit hineingelegt. Ich war wahnsinnig gespannt darauf, ihr gegenüberzustehen. Suko erging es da nicht anders.
Trotz allem erreichten wir das Büro in einer Rekordzeit und hatten eigentlich Sir James im Vorzimmer erwartet, aber nur Glenda war anwesend.
»Gut, dass ihr kommt!«, begrüßte sie uns. »Hier im Yard ist wirklich der Teufel los. Manche huschen herum wie aufgescheuchte Hühner.«
»Das glaube ich dir gem.«
Glenda sah, dass ich nach dem Kaffee schielte. »Hast du schon einen Schluck gehabt?«
»Nein, keine Zeit.«
»Und auch nichts sonst im Magen?«
»Du sagst es.«
Auch Suko nahm Kaffee, und Glenda zauberte noch ein paar Kekse herbei. »Sir James wird gleich kommen«, sagte sie. »Er hat noch einige Telefonate zu erledigen. Ihr könnt euch ja vorstellen, dass die Bude brennt.«
Und ob wir das konnten. Zunächst genossen wir den Kaffee und aßen die Kekse.
»Hat man schon eine Vorstellung davon, wie es passiert sein könnte?«, fragte Suko.
Glenda schüttelte den Kopf. »Nein.« Sie schaute uns aus großen Augen an. »Allein die Vorstellung ist furchtbar, dass hier so etwas überhaupt passieren kann. Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu, finde ich.«
»Du sagst es.«
Ich stellte die Tasse weg. Sie war inzwischen leer geworden. »Da muss ein Unsichtbarer am Werk gewesen sein. Oder einer, der es geschafft hat, Dimensionsgrenzen zu überbrücken.«
»Daran glaube ich mehr«, meinte Suko.
»Habt ihr einen Verdacht, wer das sein könnte?«, erkundigte sich Glenda.
Ich zuckte die Schultern.
Suko meinte: »Kaum.«
»Ha, also doch!«
»Mehr eine Vermutung.«
»Und welche?«
Suko stellte auch die nächste Frage. »Sagt dir der Name Dana Crow vielleicht etwas?«
Glenda Perkins brauchte nicht lange zu überlegen. »Klar, der Name sagt mir was. Das ist doch der Stern am Pop-Himmel. Sie hat eine sagenhafte Karriere hinter sich. Vor drei Monaten hat man noch nichts von ihr gehört. Dann trat sie auf, und die Pop-Welt war begeistert. Ihre Songs schossen in die Charts hinein wie Pfeile und setzten sich ganz oben fest.«
»Auch Atlantis?«
»He, John, du kennst sie?«
»Ich habe sie gehört.«
»Dann weißt du ja, warum Dana die Massen so begeistert.«
Ob sie tatsächlich die Massen begeisterte, wollte ich dahingestellt sein lassen, aber sie musste schon Ungewöhnliches bringen, um in der heutigen Zeit top zu sein.
»Hast du dir nie Gedanken über das Lied gemacht?«, fragte ich Glenda.
»Warum hätte ich das tun sollen?«
»Bei dem Text.«
»Ach nein.« Glenda winkte ab. »Wer denkt sich dabei schon etwas? Den Begriff Atlantis findest du in allen möglichen Verbindungen. Das ist in der letzten Zeit modern geworden.« Sie lächelte hintergründig und fragte dann: »Mich würde viel mehr interessieren, warum diese Dana Crow für euch so wichtig ist.«
»Das wissen wir noch nicht genau.«
Glenda zuckte leicht zusammen. »Oder hat sie etwa mit diesen vier Toten zu tun?«
»Das schließen wir nicht aus.«
Unsere Assistentin nickte nur. Die Lage war einfach zu ernst, um noch einen Scherz nachzulegen. Ich schwieg ebenfalls und gönnte mir noch die zweite Tasse
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