Herrin Der Stürme - 2
reitet statt zu fliegen, das Wetter ist in dieser Jahreszeit nicht sehr günstig … Aber sprich erst mit Donal. Er weiß alles über das Fliegen in den Hellers zu jeder Jahreszeit.« Er stand auf und entließ den jungen Mann förmlich.
»Es wird mir ein Vergnügen sein, deine Frau als meinen Gast aufzunehmen, Cousin. Sie wird Ehrengast bei der Vermählung meiner Tochter sein.«
»Ja, natürlich können wir dorthin fliegen«, sagte Donal mit einem Blick zum Himmel. »Wir werden mindestens einen Tag ohne Schnee haben. Natürlich können wir nicht sofort zurückkehren. Wenn du in den Verstärkern arbeiten mußt, wirst du erschöpft sein – und deine Gattin ebenso. Ich schlage vor, daß wir so schnell wie möglich nach Tramontana aufbrechen. Ich werde anordnen, daß man uns Reittiere nachschickt, und auch eines für deine Frau.«
Noch an diesem Morgen brachen sie auf. Allart sprach nicht von Donals bevorstehender Heirat, da er fürchtete, auf einen schmerzenden Punkt zu stoßen, aber er kam von selbst auf das Thema. »Vor der Mittwinternacht kann es nicht geschehen«, sagte er. »Renata hat Dorilys untersucht und sie sagt, daß sie vorher nicht reifen wird. Und sie hat soviel Unglück mit Verlobungen gehabt, daß sogar Vater zögert, sie noch einmal einer solchen Zeremonie auszusetzen.«
»Hat man es ihr gesagt?«
»Ja – Vater«, erwiderte Donal zögerlich, »und ich habe kurz danach mit ihr gesprochen … Sie ist wirklich noch ein Kind. Sie hat nur ganz vage Vorstellungen davon, was eine Ehe bedeutet.«
Allart war sich nicht sicher, aber schließlich war es Donals und Renatas Angelegenheit, nicht seine. Donal drehte sich gegen den Wind, kippte die Gleiterflügel und schwebte auf einer langen Luftströmung aufwärts.
Einmal in der Luft, verzogen sich die Sorgen der Welt wie immer aus Allarts Gedanken. Er gab sich dem Flug ohne Nachdenken hin, trieb in einer Art Ekstase auf der schmerzend kalten Luft, matrix-getragen, falkenfrei. Es tat ihm beinahe ein wenig leid, als der Tramontana-Turm in Sicht kam. Aber dort lag schließlich sein Weg zu Cassandra. Als er Arzi seinen Gleiter gab, dachte er darüber nach. Vielleicht sollte er nach Hali zurückkehren und seinem Bruder entgegentreten, anstatt sie hierher in eine erbärmliche Sicherheit zu bringen. Nein! Eins wußte er mit kühler innerer Gewißheit: Wenn er sich in Damon-Rafaels Reichweite wagte, war sein Leben weniger wert als das kleinste Geldstück. Im Innern beklagte er diesen Zweifel. Wie sind wir, mein Bruder und ich, dahin gekommen? Aber er verdrängte den Kummer und brachte sich wieder in die Gewalt, um dem Tenérezu des Turms mit seiner Bitte gegenüberzutreten.
Ian-Mikhail runzelte die Stirn, und Allart glaubte, er würde es kurzerhand ablehnen. »Die Energie ist vorhanden«, sagte er, »oder kann zusammengebracht werden. Aber ich bin sehr abgeneigt, Tramontana in die Angelegenheiten der Tiefländer zu verwickeln. Bist du ganz sicher, daß deine Frau in Gefahr ist, Allart?«
Allart fand in seinem Geist nur das gesicherte Wissen, daß DamonRafael nicht zögern würde, sie festzusetzen, wie er Donal festgesetzt hatte. Donal, der ganz in der Nähe war und diesen Gedanken las, errötete vor Zorn.
»Das habe ich bis zu diesem Augenblick nicht gewußt. Lord Elhalyn kann von Glück reden, daß mein Pflegevater es nicht wußte.« Ian-Mikhail seufzte. »Hier sind wir im Frieden. Wir stellen keine Waffen her und nehmen an keinen Kriegen teil. Aber du bist einer von uns, Allart. Wir müssen deine Frau vor Schaden bewahren. Ich kann es mir nicht vorstellen. Ich bin auch in Nevarsin unterrichtet worden und würde lieber mit einem Leichnam oder Cralmac zusammenliegen, als mit einer unwilligen Frau. Aber ich habe gehört, daß dein Bruder ein erbarmungsloser Mann ist und über alle Maßen ehrgeizig. Geh, Allart. Setz dich durch die Verstärker mit Cassandra in Verbindung. Ich werde den Kreis für heute abend zusammenrufen.«
Allart ging in die Matrix-Kammer, zwang sich zur Ruhe für die bevorstehende Arbeit, warf sich in die wirbelnde Dunkelheit der Verstärker und trieb auf dem Gewebe elektrischer Energien, wie er an diesem Morgen auf den Luftströmen des Winterhimmels getrieben war. Dann fühlte er ohne Vorwarnung die vertraute Berührung in seinem Geist. Solch ein Glück hatte er nicht zu erhoffen gewagt: Cassandra war selbst in den Verstärkern.
Allart? Bist du es, Liebster?
Erstaunen und Überraschung, die sie den Tränen nahezubringen schienen …Du bist in
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