Herrin Der Stürme - 2
niedrigeren Adeligen an.
»Also, mein Bruder«, sagte Aldaran schließlich. »Seit du das letzte Mal in diesen Raum tratest, ist viel zwischen uns geschehen. Ich hätte nie geglaubt, dich noch einmal hier zu sehen. Sag mir: Warum hast du um mein Erscheinen gebeten? Bist du gekommen, dich zu ergeben und für deine Auflehnung gegen meine gesetzmäßigen Forderungen um Vergebung zu bitten?«
Scathfell schluckte schwer, ehe er sprechen konnte. Schließlich sagte er bitter: »Welche Wahl habe ich jetzt noch? Deine Hexen-Tochter hat meine Armee vernichtet und meine Männer getötet, wie sie meinen Sohn und Erben niederstreckte. Kein Mensch könnte solcher Zauberei widerstehen. Ich bin gekommen, um einen Kompromiß zu erbitten.« »Warum sollte ich mit dir einen Kompromiß schließen, Rakhal? Warum sollte ich dich nicht der Ländereien, die du aufgrund meiner Gnade verwaltest, dich nicht deiner Ehre berauben und dich nackt wie einen getretenen Hund fortjagen? Oder dich an der Brustwehr meiner Burg aufhängen, um allen zu zeigen, wie ich fortan mit allen Aufrührern und Verrätern verfahre?«
»Ich stehe nicht allein«, sagte Scathfell. »Ich habe einen Verbündeten, der vielleicht noch mächtiger ist als du und dein Hexenbalg zusammen. Ich habe den Auftrag, zu erklären, daß Damon-Rafael seine Kräfte sammeln und diesen Berg unter dir zerspringen läßt, wenn ich vor Sonnenuntergang nicht zurückkehre. Dann wird Aldaran über deinem Kopf einstürzen. Ich glaube, du hattest heute bei Sonnenaufgang schon einen Vorgeschmack dieser Kraft. Männer und Armeen können zerschmettert und geschlagen werden, aber wenn du willst, daß dieses Land durch Zauberei in ein Dutzend Teile zerrissen wird, ist das deine Sache und nicht meine. Er hat allerdings nicht den Wunsch, dich zu vernichten, da du jetzt seine Macht kennst. Er bittet nur um die Erlaubnis, mit seinem Bruder zu sprechen; beide sollen sich unbewaffnet vor Sonnenuntergang zwischen unseren Stellungen treffen.«
»Allart Hastur ist mein Gast«, sagte Aldaran. »Soll ich ihn dem sicheren Verrat seines Bruders ausliefern?«
»Verrat? Zwischen Brüdern, die beide Hasturs sind?« fragte Scathfell. Sein Gesicht zeigte ehrliche Empörung. »Er wünscht mit seinem Bruder Frieden zu schließen, Mikhail, so wie ich mit dem meinen.« Unbeholfen beugte er ein Knie.
»Du hast mich geschlagen, Mikhail«, fuhr Scathfell fort. »Ich werde meine Truppen zurückziehen. Und glaube mir, es war nicht ich, der deinen Turm zerstörte. Wirklich, ich habe mich dagegen ausgesprochen, aber Lord Damon-Rafael wollte den Nordländern unbedingt seine Macht zeigen.«
»Ich glaube dir.« Aldaran sah seinen Bruder traurig an. »Geh heim, Rakhal«, sagte er, »geh in Frieden. Ich verlange nur, daß du es auf deinen Eid nimmst, den Gatten meiner Tochter als mir nachfolgenden Erben zu ehren und niemals – weder offen noch im Geheimen – Hand oder Schwert gegen ihn zu erheben. Wenn du diesen Eid im Licht des Wahrzaubers schwörst, sollst du Scathfell auf immer besitzen, ohne daß du von mir oder den meinen behelligt wirst.«
Scathfell hob den Kopf. Wut und Verachtung wetteiferten auf seinem Gesicht.
Donal, der ihn beobachtete, dachte: Das hätte er nicht von ihm erzwingen sollen! Glaubt er etwa, ich könnte Aldaran nach seinem Tod nicht halten? Aber es sah ganz so aus, als würde Scathfell kapitulieren. »Ruf deine Leronis und erstelle den Wahrzauber«, sagte er mit ernstem, beherrschtem Blick. »Nie hätte ich geglaubt, daß ich durch dich so weit kommen würde, Bruder, oder daß du solch eine Demütigung von mir forderst.« Unruhig von einem Fuß auf den anderen tretend wartete er ab, bis Margali gerufen wurde. Als die Leronis kam, tat er so, als wolle er vor Donal und Dorilys niederknien. Dann schrie er plötzlich: »Nein!« und sprang wieder auf.
»Ich soll einen Eid schwören, den Bastard von Rockraven und dein Höllenbalg nie anzufechten? Eher soll Zandru mich holen! Eher werde ich zustechen und die Erde von ihrer Zauberei befreien«, schrie er. Plötzlich lag ein Dolch in seiner Hand. Donal schrie auf und warf sich vor seine Schwester. Ein schriller Schrei aus Dorilys’ Kehle, das blaue Aufflammen eines Blitzes im Zimmer, der die Luft weiß aufglühen ließ – und Scathfell stürzte nieder, zuckte in einem qualvollen Krampf kurz auf. Dann lag er still, sein Gesicht war geschwärzt und zur Hälfte verbrannt.
Im Zimmer war Stille, die Stille des Entsetzens und schieren Grauens. Dorilys schrie auf: »Er
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