Herrin Der Stürme - 2
zu geben«, sagte Renata. »Hört doch!« Mit erhobener Hand bat sie um Ruhe. Über ihren Köpfen konnten sie das Knistern und Krachen des Donners hören. »Selbst jetzt träumt sie noch.«
»Selige Cassilda, sei gnädig!« sagte Dom Mikhail. »Was quält sie?« Renata sagte sachlich: »Ihr Laran ist außer Kontrolle. Ihr hättet nie zulassen dürfen, daß sie es in diesem Krieg einsetzte, mein Fürst. Ihre Kontrolle zerbrach, als sie sich gegen die Armeen wandte. Ich sah es zum ersten Mal in der Feuerstation, als sie mit den Stürmen spielte. Sie erregte sich über alle Maßen. Und dann wurde ihr schwindlig. Erinnerst du dich, Donal? Damals war sie noch nicht im Besitz ihrer vollen Stärke. Und auch noch nicht so weit entwickelt. Jetzt ist die Kontrolle, die ich sie lehrte, aus ihrem Geist geschwunden. Ich weiß nicht, was ich für sie tun kann.« Sie wandte sich um und machte eine tiefe Verbeugung vor Aldaran.
»Mein Fürst, ich habe Euch schon einmal darum gebeten, und Ihr habt es abgelehnt. Jetzt, glaube ich, gibt es keine Wahl. Ich flehe Euch an: Laßt mich ihre Psi-Zentren ausbrennen. Vielleicht könnte es, solange sie schläft, doch noch getan werden.«
Aldaran sah Renata entsetzt an.
»Jetzt, nachdem ihr Laran uns alle gerettet hat? Was würde mit ihr geschehen?«
»Ich glaube … ich hoffe«., sagte Renata, »daß es nur dazu führen würde, daß die Blitze, die sie so sehr quälen, verschwinden. Sie wäre ohne Laran, aber das wünscht sie sich momentan. Ich habe gehört, wie sie Cassandra bat, das Donnern abzuschalten. Sie wäre anschließend vielleicht nicht mehr – und nicht weniger – als eine gewöhnliche Frau ihrer Kaste. Ohne die Gabe des Laran, sicher, aber immer noch im Besitz ihrer Schönheit und ihrer anderen Begabungen. Sie könnte immer noch …« Sie zögerte, dachte über ihre Worte nach und fuhr mit einem fest auf Donal gerichteten Blick fort: »Sie könnte Eurem Clan immer noch einen Erben mit Aldaran-Blut schenken, der das Laran besäße, das ihre Gene enthalten. Sie dürfte zwar nie eine Tochter zur Welt bringen, aber sie könnte Aldaran durchaus einen Sohn geben.«
Donal hatte ihr von dem Versprechen, das er Dorilys während der Belagerung von Burg Aldaran gemacht hatte, berichtet. »Das ist nur gerecht«, hatte Renata daraufhin gesagt. Dorilys ist durch die Catenas in eine Ehe gebunden, die ihr auf gezwungen wurde, bevor sie alt genug war, um überhaupt etwas von Ehe und Liebe zu wissen. Sie hat in dieser Ehe zwar den Namen und die Würde einer Ehefrau, aber nicht die Liebe ihres Gatten. Unter diesen Umständen ist es unbedingt gerecht, daß sie etwas bekommt, das nur ihr gehört und das sie lieben und umsorgen kann. Ich mißgönne ihr ein Kind für Aldaran nicht. Es wäre zwar besser, sie würde einen anderen als Donal zum Erzeuger auswählen, aber da in ihrem Leben alles geordnet sein muß, ist es nicht wahrscheinlich, daß sie einen anderen Mann, der für diesen Zweck geeignet ist, kennenlernen wird. Und es ist Lord Aldarans Wille, daß Donals Sohn hier regieren soll, wenn er dahingegangen ist. Ich neide Dorilys Donals Kind nicht. Ich bin seine Frau, und wir alle wissen es oder werden es wissen, wenn die Zeit dafür reif ist. Renata blickte flehend Lord Aldaran an. Allart erinnerte sich daran, in eben dieser Halle gesehen zu haben, wie die Vasallen Aldarans einem Kind zujubelten, das der Lord vor ihnen hochhielt und zum neuen Erben erklärte. Warum, fragte Allart sich, sollte seine Gabe ihm nur diesen einen Augenblick zeigen? Es schien, als verschwämme alles andere zu Alpträumen und Gewitterwolken. Die gesamten Telepathen sahen dies in Allarts Geist, und Aldaran sagte mit seinem charakteristisch grimmigen Blick: »Ich habe es euch gesagt!«
Donal senkte den Kopf. Er vermied es, Renatas Blick zu begegnen. »Es erscheint schrecklich, ihr das anzutun, nachdem sie uns gerettet hat. Bist du sicher, daß es ihr nichts Schlimmeres zufügen würde, als nur die Psi-Zentren zu zerstören und den Rest unbeschädigt erhalten?« fragte Lord Aldaran.
Renata sagte widerstrebend: »Mein Fürst, das könnte keine Leronis versprechen. Ich liebe Dorilys wie eine eigene Tochter und würde für sie das Äußerste meiner Kraft aufbringen. Aber ich weiß nicht, wie viele Sektionen ihres Gehirns von Laran durchdrungen sind oder von diesen Stürmen in Mitleidenschaft gezogen wurden. Ihr wißt, daß elektrische Entladungen innerhalb des Gehirns sich wie krampfartige Anfälle des Körpers äußern.
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