Herrin Der Stürme - 2
Dorilys’ Laran setzt die elektrischen Entladungen im Inneren ihres Gehirns irgendwie in Donner und Blitze um, wobei sie das Magnetfeld des Planeten anzapft. Dieser Vorgang ist jetzt außer Kontrolle. Sie sagte, die Gewitter seien jetzt in ihr. Ich weiß nicht, wieviel Schaden sie schon angerichtet haben. Es könnte sein, daß ich einen Teil ihres Gedächtnis oder ihrer Intelligenz auslöschen müßte.«
Donal erbleichte vor Angst. »Nein!« sagte er, und es klang wie ein Flehen. »Würde sie dann schwachsinnig sein?«
Renata wagte nicht, ihn anzublicken. Sehr leise sagte sie: »Ich kann nicht beschwören, daß diese Möglichkeit gänzlich ausgeschlossen ist. Ich würde mein Bestes für sie tun, aber es könnte tatsächlich so weit kommen.«
»Nein! Alle Götter mögen uns gnädig sein – nein, Cousine!« sagte Aldaran. Der alte Falke wurde lebendig. »Wenn auch nur die geringste Möglichkeit besteht – nein, ich kann es nicht wagen. Selbst wenn alles zum Besten für sie abläuft, Cousine, eine Frau, die Aldarans Erbin ist, kann nicht ohne Laran als Gemeine leben. Dann wäre sie besser tot.« Renata verbeugte sich. Es war eine Geste der Unterwerfung. »Wir wollen hoffen, daß es nicht dahin kommt, mein Fürst.«
Lord Aldaran schaute alle Anwesenden der Reihe nach an. »Ich werde euch heute abend zur Siegesfeier in der Halle treffen«, sagte er. »Ich habe jetzt noch einige Dinge zu erledigen, damit alles meinen Wünschen gemäß erledigt wird.« Hocherhobenen Hauptes ging er aus der Halle. Ihm nachblickend dachte Renata: Das ist sein Augenblick des Triumphs. Jetzt ist Aldaran trotz der Zerstörungen durch den Krieg ohne Bedrohung in seiner Hand. Dorilys ist ein Teil dieses Triumphs. Er will sie an seiner Seite haben – als Bedrohung für die anderen – eine Waffe für die Zukunft. Sie fröstelte als das Gewitter leise und ersterbend über die Burg hinwegrollte.
Dorilys schlief. Ihre Erregung wurde durch die Droge gemildert. Aber sie würde aufwachen. Und was dann?
Am Abend, als die Sonne unterging, war der Donner noch immer leise zu hören. Allart und Cassandra standen auf dem Balkon ihrer Zimmerflucht und blickten ins Tal hinab.
»Ich kann es kaum glauben, daß der Krieg zu Ende ist«, sagte Cassandra.
Allart nickte. »Und wahrscheinlich auch der mit den Ridenows. Mein Vater und Damon-Rafael wollten sie angreifen und in die Trockenstädte zurücktreiben. Ich glaube nicht, daß es jemandem etwas ausmacht, wenn sie in Serrais bleiben. Den Frauen, die sie dort willkommen hießen, sicherlich nicht.«
»Was wird jetzt in Thendara geschehen, Allart?«
»Wie sollte ich das wissen?« Sein Lächeln wirkte trostlos. »Wir haben genug Beweise der Unzuverlässigkeit meiner Gabe erlebt. Höchstwahrscheinlich wird Prinz Felix regieren, bis der Rat seinen Nachfolger bestimmt. Und du weißt so gut wie ich, wen sie wahrscheinlich wählen.« Mit leichtem Zittern sagte sie: »Ich will nicht Königin sein.« »Genausowenig, wie ich König sein will, Liebes. Aber als wir in die großen Ereignisse dieser Zeit verwickelt wurden, war uns beiden klar, daß wir nichts daran ändern konnten.« Er seufzte. »Wenn es so kommt, wird es meine erste Handlung sein, Felix Hastur zu meinem Ersten Berater zu machen. Er ist in der Kunst des Herrschens ausgebildet worden. Er ist Emmasca und langlebig wie alle mit Chieri Blut . Möglicherweise wird er zwei oder drei Herrscher überleben. Da er keinen Sohn haben kann, der mich verdrängen könnte, wird er der wertvollste und am wenigsten ehrgeizige aller Berater sein. Zusammen können wir so etwas wie ein König werden.«
Allart legte einen Arm um Cassandra und zog sie an sich. Damon-Rafael hatte ihn daran erinnert: Mit Cassandras modifizierten Genen konnte die Mischung aus Hastur und Aillard schließlich doch noch in einem gemeinsamen Kind sichtbar werden. Cassandra nahm seinen Gedanken auf und sagte: »Mit den Kenntnissen, die ich mir im Turm erwarb, kann ich sicherstellen, keinen Sohn zu empfangen, der mich bei der Geburt tötet oder Gene trägt, die ihn während der Pubertät vernichten können. Es wird immer ein gewisses Risiko geben …« Sie blickte zu ihm auf und lächelte. »Aber nach dem, was wir gemeinsam überlebt haben, könnten wir durchaus etwas riskieren, glaube ich.«
»Dafür haben wir Zeit«, sagte Allart, »aber wenn es nicht so glücklich enden sollte: Damon-Rafael hat ein halbes Dutzend Nedestro-Söhne. Zumindest einer von ihnen sollte das Zeug haben, einen guten König
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