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Herrin Der Stürme - 2

Herrin Der Stürme - 2

Titel: Herrin Der Stürme - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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erschöpft?«
»Nein«, sagte Dorilys und drückte die Hand an ihr erhitztes Gesicht, »aber Donal meint, ich hätte zuviel Wein getrunken, und deshalb hat er mit mir geschimpft. Als wäre ich ein kleines Mädchen, auf das er noch immer aufpassen muß, wollte er mich zu Bett schicken.«
»Mir scheint nicht, daß du ein Kind bist«, sagte Darren lächelnd, und sie ging näher auf ihn zu.
»Ich wußte, daß du mir recht geben würdest.«
Darren dachte: Warum haben sie mir erzählt, sie sei ein kleines Mädchen? Er musterte den schlanken Körper, dessen Konturen von dem langen, enganliegenden Kleid betont wurden, von oben bis unten. Sie ist kein Kind! Und doch glauben sie, sie könnten mich noch länger vertrösten! Hat dieser alte Bock von meinem Onkel vor, mit mir eine Zeitlang zu spielen, in der Hoffnung, eine vorteilhaftere Ehe zu arrangieren, oder um sich Zeit zu verschaffen, den Bastard von Rockraven zu seinem Erben zu erklären?
»Wirklich, es ist heiß hier«, sagte Dorilys und trat noch näher auf Darren zu. Ihre Finger, warm und schweißbedeckt, legten sich auf seinen Arm, und er lächelte zu ihr hinab.
»Dann komm! Gehen wir auf den Balkon, wo es kühler ist«, drängte Darren, während er sie zu einer der vorhanggeschützten Türen zog. Dorilys zögerte, denn sie war von Margali sorgsam erzogen worden und wußte, daß es für eine junge Frau nicht als schicklich galt, den Tanzboden mit jemand anderem als einem Verwandten zu verlassen. Aber störrisch dachte sie: Darren ist mein Cousin und mir als Ehemann versprochen.
Dorilys spürte die kühle Luft, die von den Bergen her über Schloß Aldaran wehte, und tat, gegen die Balkonbrüstung gelehnt, einen tiefen Atemzug.
»Oh, es war so heiß dort drinnen. Danke, Darren. Ich bin froh, aus dem überfüllten Saal herauszukommen. Du bist so nett zu mir«, sagte sie mit solcher Unschuld, daß Darren die junge Frau stirnrunzelnd und überrascht anschaute.
Wie kindlich sie für ein Mädchen war, das so offensichtlich erwachsen schien! Flüchtig fragte er sich, ob sie dumm oder sogar schwachsinnig sein konnte. Aber was machte das schon? Sie war Erbin des Reiches von Aldaran. Er mußte nur noch ihre Zuneigung gewinnen, dann würde sie sich schon von allein auflehnen, wenn ihre Verwandten nach einem Grund suchten, ihn seines Anspruchs zu berauben. Je eher die Hochzeit stattfand, desto besser. Es war eine Schande, daß sein Onkel ihn vier Jahre warten lassen wollte! Das Mädchen war offensichtlich heiratsfähig, und das Bestehen auf Aufschub schien ihm völlig unvernünftig zu sein.
Wenn sie so kindisch war, machte das seine Aufgabe leichter! Er drückte die Hand, die sie vertrauensvoll in seine legte, und sagte: »Kein Mann dieser Welt würde auch nur einen Moment zögern, dir solche Nettigkeit zu erweisen, Dorilys – sich einen Augenblick mit seiner versprochenen Braut zurückzuziehen! Und wenn sie schön ist wie du, dann ist diese Nettigkeit eher Vergnügen als Pflicht.«
Dorilys fühlte, wie sie bei diesem Kompliment erneut errötete. Begierig fragte sie: »Bin ich schön? Margali sagte mir, ich sei es, aber sie ist nur eine alte Frau, und ich glaube nicht, daß sie so etwas beurteilen kann.« »Du bist in der Tat außerordentlich schön, Dorilys«, sagte Darren, und in dem düsteren Licht, das in Streifen aus dem Ballraum schien, sah sie sein Lächeln.
Sie dachte: Er meint es tatsächlich. Er ist nicht nur nett zu mir! Sie fühlte die erste kindliche Erregung des Bewußtseins ihrer Macht, der Macht der Schönheit über die Männer. Sie sagte: »Man hat mir gesagt, meine Mutter sei schön gewesen. Sie starb, als ich geboren wurde. Vater sagte, ich sähe wie sie aus. Hast du sie einmal gesehen, Darren?« »Nur, als ich ein Junge war«, erwiderte Darren. »Aber es stimmt. Aliciane von Rockraven wurde für eine der schönsten Frauen von Kadarin bis zur Mauer um die Welt gehalten. Es gab Leute, die sagten, sie hätte deinen Vater verzaubert, aber sie brauchte keine Hexerei außer ihrer eigenen Schönheit. Du bist wirklich wie sie. Besitzt du auch ihre Singstimme?«
»Ich weiß nicht«, antwortete Dorilys. »Ich kann zwar gut singen, wie meine Erzieherin sagt, aber sie meint auch, ich sei zu jung, als daß man jetzt schon schließen könne, ob ich eine schöne Stimme haben werde oder nur die Liebe zur Musik und einige Kunstfertigkeit. Magst du Musik, Darren?«
»Ich verstehe ein wenig davon«, sagte er lächelnd und rückte näher an sie heran, »und es bedarf keiner

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