Herrin Der Stürme - 2
Festes nicht mit ihr streiten. Sie hätte ihr Mißvergnügen alle deutlich spüren lassen! Ich kann sie manchmal dazu bringen, in wichtigen Fragen meinen Willen zu erfüllen. Aber wenn ich versuchen würde, ihn ihr bei kleinen Dingen aufzuzwingen, würde sie mir nicht mehr zuhören, wenn ich versuchte, ihr in ernsteren Angelegenheiten Anordnungen zu geben. Macht es wirklich etwas aus, welches Kleid sie bei ihrer Verlobung trägt, da doch Lord Aldaran in den Heiratsvertrag aufgenommen hat, daß sie nicht vermählt werden soll, ehe sie fünfzehn ist?«
»Ich vermute nicht, solange mein Pflegevater noch gesund und kräftig genug ist, seinen Willen durchzusetzen«, sagte Donal. »Aber die Erinnerung daran könnte später Ärger verursachen, wenn in den nächsten Jahren etwas passieren sollte.«
Margali würde ihn nicht verraten (sie war seit seiner frühesten Kindheit nett zu ihm und außerdem eine Freundin seiner Mutter gewesen), aber dennoch war es unklug, so vom Fürsten eines Reiches zu sprechen. Er senkte seine Stimme: »Lord Scathfell würde keine Skrupel kennen, das Kind seiner ehrgeizigen Pläne wegen in eine Ehe zu zwingen und Aldaran festzusetzen; das gleiche gilt für Darren. Wäre sie heute als Kind aufgetreten, könnte die öffentliche Meinung solchen Absichten einen Dämpfer – und sei er noch so klein – aufsetzen. Jetzt werden die, die sie heute abend in den Kleidern einer Frau sehen und für erwachsen halten, keine Veranlassung sehen, sich nach ihrem wirklichen Alter zu erkundigen. Sie werden sich nur an eine erwachsene Frau erinnern und annehmen, daß die Scathfells das Recht auf ihrer Seite haben.«
Jetzt sah Margali ebenfalls besorgt aus, aber sie versuchte, es mit einem Schulterzucken abzutun. »Ich glaube, du steigerst dich grundlos in Alpträume hinein, Donal. Es gibt keinen Grund anzunehmen, daß Lord Aldaran nicht noch viele Jahre lebt. Sicherlich wird er lang genug unter uns sein, um seine Tochter davor zu bewahren, verheiratet zu werden, bevor sie alt genug ist. Und du weißt, Donal, daß sie ein launisches Geschöpf ist. Heute mag es ihr gefallen, mit den Kleidern und Edelsteinen ihrer Mutter die Dame zu spielen. Morgen wird das vergessen sein. Dann spielt sie wieder Bockspringen und Murmeln mit den anderen Kindern, und keine Menschenseele wird sie für etwas anderes halten, als das Kind, das sie in Wahrheit ist.«
»Gnädiger Avarra, gebe, daß es so ist«, sagte Donal ernst.
»Nun, ich sehe keinen Grund, daran zu zweifeln, Donal… Aber jetzt mußt du deine Pflicht den Gästen deines Vaters gegenüber erfüllen. Hier sind viele Frauen, die darauf warten, mit dir zu tanzen. Ebenso wie Dorilys, die sich vermutlich wundert, warum ihr Bruder sie nicht zum Tanz führt.«
Donal versuchte zu lachen, als er Dorilys, die neben Darren von der Tanzfläche zurückkehrte, von einer Gruppe junger Männer umringt sah. Es handelte sich um den niederen Adel aus den Hügeln, Aldarans Gefolgsleute. Es mochte stimmen, daß sich Dorilys damit vergnügte, die Dame zu spielen, aber sie machte ein sehr erfolgreiches Spiel daraus, lachend und flirtend und allzu offensichtlich Schmeicheleien und Bewunderung genießend. Vater wird sie nicht zurechtweisen. Sie sieht ihrer Mutter allzu ähnlich. Und er ist auf seine schöne Tochter stolz. Warum sollte ich mich sorgen, oder Dorilys ihr Vergnügen mißgönnen? Inmitten unserer Verwandten kann ihr bei einer Tanzveranstaltung nichts geschehen. Morgen wird es ohne Zweifel so sein, wie Margali vorhergesehen hat. Dorilys wird mit dem bis zu den Knien hochgebundenem Rock und einem langen Pferdeschwanz wieder wie ein Wildfang herumtollen, und Darren wird erkennen, daß die wirkliche Dorilys ein Kind ist, das lediglich Spaß daran hat, sich in das Gewand seiner Mutter zu kleiden. Sie ist noch weit entfernt davon, eine Frau zu sein Donal versuchte, seine Befürchtungen zur Seite zu schieben, wandte sich seinen Pflichten als Gastgeber zu, plauderte höflich mit einigen älteren Witwen, tanzte mit jungen Frauen, die irgendwie vergessen oder vernachlässigt worden waren und trat unauffällig zwischen Lord Aldaran und die aufdringlichen Schmarotzer, die ihm Verdruß bereiten konnten, indem sie unpassende Bittgesuche an ihn richteten, die er nicht zurückweisen konnte, weil man sie in aller Öffentlichkeit äußerte. Jedesmal, wenn sein Blick Dorilys fand, sah er sie von immer wiederkehrenden Wellen junger Männer umringt. Sie genoß ihre Beliebtheit sehr deutlich.
Der Abend war weit
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